Sonntag, 12. Juli 2009
Fahrig, aber aussichtsreich
Howe Gelb über den Dächern von Hamburg
Konzeptlosigkeit ist auch ein Konzept - und kann zu hervorragenden Ergebnissen führen. Howe Gelb setzt sich erst auf einen der Stühle, die hinter dem Podest aufgebaut sind, das seine Bühne sein soll, und zupft ein einnehmend bluesjazziges Intro. Um auf das Podest zu gelangen, muss er das Intro unterbrechen und alles beginnt von vorn. Der offenbar nicht durchdachte Anfang ist symptomatisch: Howe Gelb fängt gerne von vorne an. Er reisst Stücke an, unterbricht sie für eine Anekdote, die in der Regel ohne Pointe bleibt, oder spielt gleich ein anderes Stück weiter. Damit gelingen ihm rasch recht stimmungsvolle Momente, die meist nur kurz währen. Eingängige Stücke bricht Howe Gelb gern durch vertrackte Zwischenspiele, deren Übergänge ihm oft nicht gelingen. Gelb bleibt gelassen, vielleicht will er es so unperfekt. Auch der wiederholt eingesetzte Klangeffekt, der stete und kaum nachvollziehbare Wechsel zwischen zwei Mikrofonen (eines normal, das andere mit viel Hall belegt) wirkt eher phantasielos als stringent.
Doch auch so sorgt Howe Gelb für eine vertrauliche und leicht entrückte Stimmung. Diese steigt mit den drei Zugaben, für die es einige Stufen hinauf geht: in den kühlen Hamburger Sommerwind, auf die Dachterrasse hoch über der Stadt. Hier ist der während des Konzerts durchweg von hinten in spärlichem Rot beleuchtete Künstler endlich zu sehen. Während der Stücke in sich gekehrt, beendet er sein kurzes, drei Stücke umfassendes Zugabe-Set konzise und stimmungsvoll. Das stimmt immerhin zufrieden - und beim nächsten Mal wird sein Konzept der Gratwanderung vielleicht wieder besser aufgehen.

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