Dienstag, 7. Juli 2009
Werner Muth - Muths Koffer
Dieser Koffer wird in jedem Online-Shop feilgeboten. Doch obwohl er schon seit Monaten herumsteht, scheint sich kaum jemand dafür zu interessieren. In den Medien gibt es kaum Produktvorstellungen, mit Erfahrungsberichten in Internet-Foren ist es nicht anders. Selbst der Name des Duisburger Liedermachers Tom Liwa (Flowerpornoes), der dieses Album gemeinsam mit der Indie-Band Arms Akimbo und der Musikerin und Schauspielerin Manuela Weichenrieder eingespielt hat, scheint nicht zu ziehen.
Woran liegt das – schreckt Lyrik ab, mangelt es am Vertrieb? An den von Werner Muth mit sonorer Stimme gelesenen Gedichten kann es ebenso wenig liegen wie an den Liedern, die seine Kollegen aus den Texten gezaubert haben – mit zweistimmiger Rezitation, folkigen Lieder und mit zarter Musik untermalten Gedichten, mit bluesigen Anklängen und einer kakophonischen Hörspielsequenz zaubern sie ein vielfältiges und trotzdem homogenes Album. Obwohl die Gedichte Solitäre sind und nicht aufeinander Bezug nehmen, wirkt der Ablauf stimmig, fügen sich die Stücke aneinander wie bei einem Konzeptalbum.
Die Gedichte des spät berufenen Autors wirken oft sehr persönlich. Sie wirken abgeklärt und lebenserfahren, gelegentlich aber – auf eigenartig angenehme, altmodische Weise – auch jugendlich frisch und ungestüm. Werner Muth thematisiert sein Verhältnis zu Amerika (er selbst nennt neben Heinrich Heine auch Jack Kerouac als wichtigen Einfluss), hinterfragt sein – und damit auch unser – Verhalten. Selbst humorige Texte, wie die Einladung ins Wrackmuseum Stickenbüttel (das es tatsächlich gibt), haben noch eine ernste Ebene, und seine zahlreichen Liebesgedichte sind auch ohne falsches Pathos und frei von kitschigen Bildern anrührend.

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