Sonntag, 13. November 2011
Tinariwen - Tassili
thenoise, 13:47h
Die musikalische Saat, die Tinariwen ausgebracht haben, ist längst aufgegangen: Gleich mehrere Nachfolger der Erfinder des Tuareg-Blues haben in diesem Jahr ein Album veröffentlicht. Allesamt stapfen sie fleißig in den Fußspuren der Gruppe um Ibrahim Ag Alhabib, spielen angenehm träge Melodien zu redundanter Begleitung, singen von der Liebe zur Wüste, klagen über die Unterdrückung und erzählen mit ungelenker Stimme von ihrem Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben. Eigenwillig gespielte elektrische Gitarren und Kalebassen sind die Basiszutaten, die diesen Weltmusik-Mix unverkennbar machen.
Tinariwen haben ihre E-Gitarren im Koffer gelassen, ein paar Gäste in die Wüste bestellt und ein akustisches Album eingespielt – überaus ruhig und kontemplativ, mit wie bisher sehr gelassenen Liedern und mit der gleichen Eindringlichkeit, die sie nach wie vor einzigartig macht und von ihren Nachfolgern abhebt.
Tinariwen sind vermeintlich simpel, aber rhythmisch intensiv. Ihr Gesang wirkt roh, aber authentisch und gleichwohl subtil. Die Gäste – Kyp Malone und Tude Adebimpe (beide TV On The Radio), Nels Cline (Wilco) – integrieren sich gefühlvoll. Sie setzen unverkennbar moderne Akzente, ohne sich in den Vordergrund zu spielen. Tradition und Moderne verschmelzen hier einnehmend zeitlos. Auch das Gastspiel der Dirty Dozen Brass Band auf «Ya Messinagh» erweist sich als Glücksgriff. Traurig und wie selbstvergessen akzentuieren Trompete und Saxofon im rauen Ton das ruhige, aber unterschwellig drohende Stück. Die Wahrheit, singt Ibrahim Ag Alhabib, sei unbezwingbar; und wer sie höre, könne zum Rebell werden.
Ein Rebell war Ibrahim Ag Alhabib früher tatsächlich. Ausgebildet in einem libyschen Militärcamp, verbreitete er eine andere Saat als die der Musik. Die Geschichte des Weges der Tinariwen-Musiker von der Kalaschnikow zur Gitarre hat den Erfolg der Gruppe unterstützt. Doch jetzt, wo viele Tuareg dafür bezahlen müssen, dass Muammar al-Gaddafi ihre Aufstände in den 1990er-Jahren massgeblich finanzierte, wäre Zeit zu hinterfragen, ob der romantische Blick auf das Freiheitskämpfertum angemessen ist. Egal, wie diese Beurteilung ausfällt: Die Musik von Tinariwen kann man jetzt schon bewerten – sie ist großartig.
Tinariwen haben ihre E-Gitarren im Koffer gelassen, ein paar Gäste in die Wüste bestellt und ein akustisches Album eingespielt – überaus ruhig und kontemplativ, mit wie bisher sehr gelassenen Liedern und mit der gleichen Eindringlichkeit, die sie nach wie vor einzigartig macht und von ihren Nachfolgern abhebt.
Tinariwen sind vermeintlich simpel, aber rhythmisch intensiv. Ihr Gesang wirkt roh, aber authentisch und gleichwohl subtil. Die Gäste – Kyp Malone und Tude Adebimpe (beide TV On The Radio), Nels Cline (Wilco) – integrieren sich gefühlvoll. Sie setzen unverkennbar moderne Akzente, ohne sich in den Vordergrund zu spielen. Tradition und Moderne verschmelzen hier einnehmend zeitlos. Auch das Gastspiel der Dirty Dozen Brass Band auf «Ya Messinagh» erweist sich als Glücksgriff. Traurig und wie selbstvergessen akzentuieren Trompete und Saxofon im rauen Ton das ruhige, aber unterschwellig drohende Stück. Die Wahrheit, singt Ibrahim Ag Alhabib, sei unbezwingbar; und wer sie höre, könne zum Rebell werden.
Ein Rebell war Ibrahim Ag Alhabib früher tatsächlich. Ausgebildet in einem libyschen Militärcamp, verbreitete er eine andere Saat als die der Musik. Die Geschichte des Weges der Tinariwen-Musiker von der Kalaschnikow zur Gitarre hat den Erfolg der Gruppe unterstützt. Doch jetzt, wo viele Tuareg dafür bezahlen müssen, dass Muammar al-Gaddafi ihre Aufstände in den 1990er-Jahren massgeblich finanzierte, wäre Zeit zu hinterfragen, ob der romantische Blick auf das Freiheitskämpfertum angemessen ist. Egal, wie diese Beurteilung ausfällt: Die Musik von Tinariwen kann man jetzt schon bewerten – sie ist großartig.
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