Dienstag, 29. November 2011
Mit wenigen Worten viel erzählt
Porträt der Münchner Plattenfirma ECM, einiger ihrer Künstler und ihres Produzenten Manfred Eicher
Jedes musikalische Genre hat seine stilbildenden Plattenlabel. So wie Motown Records für Detroit-Soul und Star Records für Rock'n'Roll stehen, prägt ECM den Jazz und mittlerweile wenigstens teilweise auch moderne Klassik und grenzüberschreitende Musik.
Seit 1969 steht Label-Gründer Manfred Eicher mit seiner Edition of Contemporary Music (ECM) für ein klares und transparentes Klangbild und vereinigt Künstler, die zu den besten und originellsten ihres Fachs zählen: Pianisten wie Keith Jarrett und Nik Bärtsch, experimentelle Sängerinnen wie Meredith Monk und Sidsel Endresen, den Oud-Spieler Anouar Brahem, den Bandeonisten Dino Saluzzi oder die Cellistin Anja Lechner.

Der Dokumentarfilm «Sounds and Silence», 2009 veröffentlicht und jetzt auf DVD erschienen, changiert zwischen atmosphärischem Roadmovie, Künstler- und Labelporträt. Anders als man vermuten würde, steht Labelgründer Manfred Eicher eher im Hintergrund, vermitteln die Schweizer Filmemacher Peter Guyer und Norbert Wiedmer seine Einstellung überwiegend indirekt und zeigen in langen Einstellungen den Entstehungsprozess von Werken von Arvo Pärt, Eleni Karaindrou, Anouar Brahem, Marylin Mazur und anderen. Manfred Eicher ist überwiegend stiller Beobachter und greift immer wieder mit präzisen Klangvorstellungen ein.

«Sounds and Silence» ist ein ruhiger Film, der in seiner Ästhetik auch das Erscheinungsbild der originellen ECM-Plattencover aufgreift, und an dessen Ende man über die beispielhaft präsentierten Künstler mehr zu wissen meint, als über sein eigentliches Objekt, das Label ECM und seinen Gründer und Produzenten Manfred Eicher. Das Atmosphärische ist durchweg so stark, dass man auf den ersten Blick meint, es würden doch nur wenige Inhalte vermittelt. Tatsächlich sind die Interviews nur kurz. Es wird vergleichsweise wenig gesprochen, aber vieles gezeigt und damit doch auch viel ausgedrückt – ein eigentlich poetischer Ansatz.

Der gleichnamige Soundtrack zum Film ist ein interessanter Einstieg in die Welt von ECM. Er stellt zum Teil andere als die im Film präsentierten Musiker vor und ist daher eine willkommene Ergänzung.

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