Samstag, 5. November 2011
Steif und schmissig
Langer Anlauf, schönes Ende: Max Lässer und das Überlandorchester
Langer Anlauf, schönes Ende: Max Lässer und das Überlandorchester
thenoise, 00:34h
Als Max Lässer im Februar diesen Jahres sein Album «Iigschneit» herausbrachte, war der Winter schon vorbei. Abgesehen davon, dass der diesjährige August noch den guten Grund geliefert hatte, das Album hervorzuholen, sind die überwiegend ruhigen Stücke des Albums über jede saisonale Beschränkung erhaben. Zum Glück: Denn Max Lässer und seine Gruppe wurden nicht mit beissender Kälte in Liechtenstein empfangen, sondern mit der angenehmen Wärme, die der Fön immer wieder in das Rheintal bringt.
Würzt alte Zutaten nach eigenem Gusto: Volksmusikinnovator Max Lässer
Der Auftakt wirkt trotzdem unterkühlt. Es liegt nicht daran, dass die hier versammelten Musiker offenbar Menschen sind, die sich im Stillen freuen. Zu akademisch wirken die ersten Stücke, so steif wie ein Jüngling beim ersten Standardtanz mit der zukünftigen Schwiegermutter. Auch die eloquenten Slides von Max Lässer und die Läufe von Markus Flückiger bringen nicht den notwendigen Schmiss. Nur selten blitzt die Lebendigkeit auf, die diese Truppe bei aller Zurückhaltung an den Tag legen kann. Dann etwa, wenn sie sich der Stille nähern und nur noch Daniel Flückiger und der Cellist Daniel Pezzotti mit leisen Tönen und Saiten schaben für pure Atmosphäre sorgen. Oder wenn Pezzotti mit einem furiosen Solo ein Stück so richtig lüpfig macht.
Im Überlandorchester versammelt Musiker, die zu den versiertesten Volksmusikinnovatoren der Schweiz zählen, etwa den Hackbrettspieler Töbi Tobler, der schon in den 1980er-Jahren mit den Appenzeller Space Schöttl frischen Wind in die Szene brachte, den Akkordeonisten Markus Flückiger, den man auch von den Hujässlern und Hanneli Musig kennt, oder Anton Bruhin, der auch schon mit John Zorn oder Guru-Guru-Schlagzeuger Mani Neumeier gespielt hat, an der Maultrommel. Sie spielen überlieferte Stücke aus dem Notenbuch der Hanni Christen genauso wie von zeitgenössischen Musikern und eigene Stücke. In der Instrumentierung fühlen sie sich genauso frei wie beim Hinzufügen moderner Einflüsse, die vor allem aus dem amerikanischen Folk kommen und gleichzeitig heimelig und doch ein bisschen fremd wirken. Wenn Max Lässer mit seinen Slides ein Volksmusik-Stück akzentuiert, wirkt es durchweg, also ab das schon immer zur Volksmusik gehört hätte.
Im zweiten Set vermisst man kaum mehr den Gesang, für den bei der letzten Tournee die Bündnerin Corin Curschellas sorgte und der so auflockernd hätte wirken können. Nicht nur bei den rasanten «Schottischen», auch die eher getragenen Stücken wie «Luzein» sind jetzt richtig geschmeidig. Bernd Bechtloff setzt mit einer schier unerschöpflichen Vielfalt an Perkussionsinstrumenten – von Shakern und Tamburin über Guiro, Triangel und Slide Whistle bis zu Rahmentrommel und Hang – variantenreiche und zauberhafte Akzente. Und als sie sich dann mit «Voralpenglühen» – einem Evergreen der Gruppe – in die letzte Kurve vor der Schlussgeraden legen, ist das Eis längst gebrochen, freuen sich nicht mehr nur still die Musiker über ihre stimmungsvolle Musik, sondern auch das Publikum über konzertant-mitreissende Interpretation zeitgenössischer Volksmusik.
Würzt alte Zutaten nach eigenem Gusto: Volksmusikinnovator Max Lässer
Der Auftakt wirkt trotzdem unterkühlt. Es liegt nicht daran, dass die hier versammelten Musiker offenbar Menschen sind, die sich im Stillen freuen. Zu akademisch wirken die ersten Stücke, so steif wie ein Jüngling beim ersten Standardtanz mit der zukünftigen Schwiegermutter. Auch die eloquenten Slides von Max Lässer und die Läufe von Markus Flückiger bringen nicht den notwendigen Schmiss. Nur selten blitzt die Lebendigkeit auf, die diese Truppe bei aller Zurückhaltung an den Tag legen kann. Dann etwa, wenn sie sich der Stille nähern und nur noch Daniel Flückiger und der Cellist Daniel Pezzotti mit leisen Tönen und Saiten schaben für pure Atmosphäre sorgen. Oder wenn Pezzotti mit einem furiosen Solo ein Stück so richtig lüpfig macht.
Im Überlandorchester versammelt Musiker, die zu den versiertesten Volksmusikinnovatoren der Schweiz zählen, etwa den Hackbrettspieler Töbi Tobler, der schon in den 1980er-Jahren mit den Appenzeller Space Schöttl frischen Wind in die Szene brachte, den Akkordeonisten Markus Flückiger, den man auch von den Hujässlern und Hanneli Musig kennt, oder Anton Bruhin, der auch schon mit John Zorn oder Guru-Guru-Schlagzeuger Mani Neumeier gespielt hat, an der Maultrommel. Sie spielen überlieferte Stücke aus dem Notenbuch der Hanni Christen genauso wie von zeitgenössischen Musikern und eigene Stücke. In der Instrumentierung fühlen sie sich genauso frei wie beim Hinzufügen moderner Einflüsse, die vor allem aus dem amerikanischen Folk kommen und gleichzeitig heimelig und doch ein bisschen fremd wirken. Wenn Max Lässer mit seinen Slides ein Volksmusik-Stück akzentuiert, wirkt es durchweg, also ab das schon immer zur Volksmusik gehört hätte.
Im zweiten Set vermisst man kaum mehr den Gesang, für den bei der letzten Tournee die Bündnerin Corin Curschellas sorgte und der so auflockernd hätte wirken können. Nicht nur bei den rasanten «Schottischen», auch die eher getragenen Stücken wie «Luzein» sind jetzt richtig geschmeidig. Bernd Bechtloff setzt mit einer schier unerschöpflichen Vielfalt an Perkussionsinstrumenten – von Shakern und Tamburin über Guiro, Triangel und Slide Whistle bis zu Rahmentrommel und Hang – variantenreiche und zauberhafte Akzente. Und als sie sich dann mit «Voralpenglühen» – einem Evergreen der Gruppe – in die letzte Kurve vor der Schlussgeraden legen, ist das Eis längst gebrochen, freuen sich nicht mehr nur still die Musiker über ihre stimmungsvolle Musik, sondern auch das Publikum über konzertant-mitreissende Interpretation zeitgenössischer Volksmusik.
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