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Donnerstag, 10. Januar 2008
Wüstenhopsen
thenoise, 23:09h
Es ist wie beim Rockkonzert für alte Säcke, wenn etwa Joe Cocker oder der Panflötenspieler Damian bei einer als Konzertreihe getarnten Werbeveranstaltung auftreten: Es ist (zu) eng bestuhlt und die im Regen stehende Schlange vor dem Eingang ist ebenso (zu) lang wie die vor der Bar.
Die Art der Veranstaltung ist noch altmodischer als ein Rockkonzert und offensichtlich ziemlich hip: Geschätze 1500 Menschen drängen sich wegen einem Diavortrag in die Münchner Muffathalle.
Wir sind nicht die ersten. Michael Martin ist damit schon seit Jahren unterwegs, rund 15.000 Neugierige haben seiner Reiseerzählung durch Die Wüsten der Erde zugehört und die zum Teil eindrücklichen Bilder gesehen.
Kein Wüstenbild von Michael Martin.©milik
Seine Geschichten erzählt Michael Martin professioneller als mein Nachbar, dafür könnte ich diesen besser verstehen. Denn wer nur in den hinteren Reihen der ausverkauften Halle einen Platz ergattern kann, hat verloren. Immerhin wirken die Bilder, von denen die Personenporträts jedoch überraschend durchschnittlich sind, auch noch auf diese Entfernung. Schade auch, dass ihm sein Motorrad so gut gefällt, dass man es ständig im Sand liegend – oh wie wild sind die Pisten der Sahara – oder die schöne Aussicht verstellend sieht.
Ohne Motorrad: Freie Sicht auf den Regenbogen.©milik
Was in der Ankündigung reizvoll wirkt, entpuppt sich im Vortrag als schales Konzept: Denn auch in 1400 Bildern und einer reinen Vortragszeit von zweieinhalb Stunden kann man nicht alle Wüsten der Welt "bereisen", sondern allenfalls durchhopsen. Welcher Ort aber, wenn nicht die Wüste, erzwingt die kontemplative Fortbewegung? Wie sehr kann man tatsächlich eintauchen in Landschaft und Kulturen, wenn man ständig unterwegs ist, durch Länder und über Kontinente braust?
Kontemplatives Reisen: Wer nicht vorbeibraust,
sondern mit den Beduinen im Kamelschritttempo reist,
kann ihr Glücksspiel lernen.©milik
Für den Diavortrag als Massenveranstaltung gilt das gleiche wie für den des Nachbarn: Er muss nicht sein. Ich werde mir sein Buch oder die DVD holen, und dort hoffentlich die vertiefenden Informationen finden, die dem hautpsächlich auf Reiseanekdoten beruhenden Diavortrag fehlen. Dass die Motivation der letztlich aberwitzigen Reise unbekannt bleibt, ist zu verschmerzen. Mehr Sachinformationen dürfen es aber ebenso sein wie genauere Informationen zu den Anforderungen der Reiseorganisation.
An einem der offensichtlich ungemein angesagten Diavorträge – erfolgreiche Vortragende präsentieren vor bis zu 2000 Besuchenden – muss ich jetzt nicht mehr teilnehmen. Immerhin habe ich für das Lehrgeld einen Haufen netter Bilder gesehen - und deren Details kann man in Büchern in der individuellen Geschwindigkeit – und ohne die von Michael Martin mitunter zu langen Überblendzeiten – sogar noch besser entdecken.
Die Art der Veranstaltung ist noch altmodischer als ein Rockkonzert und offensichtlich ziemlich hip: Geschätze 1500 Menschen drängen sich wegen einem Diavortrag in die Münchner Muffathalle.
Wir sind nicht die ersten. Michael Martin ist damit schon seit Jahren unterwegs, rund 15.000 Neugierige haben seiner Reiseerzählung durch Die Wüsten der Erde zugehört und die zum Teil eindrücklichen Bilder gesehen.
Kein Wüstenbild von Michael Martin.©milik
Seine Geschichten erzählt Michael Martin professioneller als mein Nachbar, dafür könnte ich diesen besser verstehen. Denn wer nur in den hinteren Reihen der ausverkauften Halle einen Platz ergattern kann, hat verloren. Immerhin wirken die Bilder, von denen die Personenporträts jedoch überraschend durchschnittlich sind, auch noch auf diese Entfernung. Schade auch, dass ihm sein Motorrad so gut gefällt, dass man es ständig im Sand liegend – oh wie wild sind die Pisten der Sahara – oder die schöne Aussicht verstellend sieht.
Ohne Motorrad: Freie Sicht auf den Regenbogen.©milik
Was in der Ankündigung reizvoll wirkt, entpuppt sich im Vortrag als schales Konzept: Denn auch in 1400 Bildern und einer reinen Vortragszeit von zweieinhalb Stunden kann man nicht alle Wüsten der Welt "bereisen", sondern allenfalls durchhopsen. Welcher Ort aber, wenn nicht die Wüste, erzwingt die kontemplative Fortbewegung? Wie sehr kann man tatsächlich eintauchen in Landschaft und Kulturen, wenn man ständig unterwegs ist, durch Länder und über Kontinente braust?
Kontemplatives Reisen: Wer nicht vorbeibraust,
sondern mit den Beduinen im Kamelschritttempo reist,
kann ihr Glücksspiel lernen.©milik
Für den Diavortrag als Massenveranstaltung gilt das gleiche wie für den des Nachbarn: Er muss nicht sein. Ich werde mir sein Buch oder die DVD holen, und dort hoffentlich die vertiefenden Informationen finden, die dem hautpsächlich auf Reiseanekdoten beruhenden Diavortrag fehlen. Dass die Motivation der letztlich aberwitzigen Reise unbekannt bleibt, ist zu verschmerzen. Mehr Sachinformationen dürfen es aber ebenso sein wie genauere Informationen zu den Anforderungen der Reiseorganisation.
An einem der offensichtlich ungemein angesagten Diavorträge – erfolgreiche Vortragende präsentieren vor bis zu 2000 Besuchenden – muss ich jetzt nicht mehr teilnehmen. Immerhin habe ich für das Lehrgeld einen Haufen netter Bilder gesehen - und deren Details kann man in Büchern in der individuellen Geschwindigkeit – und ohne die von Michael Martin mitunter zu langen Überblendzeiten – sogar noch besser entdecken.
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