Sonntag, 27. Januar 2008
Filmtage II
Wieder Filme gucken, doch ich habe den Glauben wieder gefunden.

Punk lebt - in Solothurn!

Das Filmfestival ist zwar oberflächlich gut organisiert, in wichtigen Teilen aber noch immer ein Alternativfestival. Die Preisverleihung des zum zweiten Mal vergebenen Publikumspreises unwürdig und billig. Der Gewinnerfilm war vermutlich ohnehin schlecht.
Vor dem Canva Club stehen 300 Leute, vielleicht noch mehr. Drinnen haben 80 Platz, und wahrscheinlich haben sie 40 schon vorher reingelassen. Aber niemand kommt auf die Idee, den Wartenden zu sagen, dass sie keine Chance auf Einlass haben und besser einen anderen Film suchen. Es fangen ja glücklicherweise alle gleichzeitig an, damit man nicht kurzfristig das Kino wechseln kann.
Hilflos die Moderation zu den Dokumentarfilmen am Nachmittag. Der unfähigste Moderator, den ich jemals gesehen habe und eine Frechheit den Künstlern gegenüber.

Dafür habe ich einen großartigen Fotografen wiederentdeckt, dessen Namen ich mir schon früher nach einem Magazinbeitrag merken wollte (aber das Gedächtnis ...): René Groebli. Jetzt werde ich ihn nicht mehr vergessen, was nicht an der überaus gediegenen, aber ebenso konventionellen Dokumentation liegt, sondern an Gröblis Bildern. Staunen, bewundern, beinahe erstarrt (eine Haltung, die mir nicht wirklich liegt). Ich habe einige Zeit gebraucht, um mich davon zu erholen und werde trotzdem weiter fotografieren. Aber mehr in dem Genre, dass René Gröbli nicht so liegt. Aber das geht schneller und passt eher zu Nachlässigkeit, Ungeduld und mangelnder Ausdauer - also zu mir.

Den Fotoapparat hatte ich übrigens nicht dabei. Filme abzufotografieren bringts ja nicht. Und das gesellige Stelldichein im Kreuz oder das Gedränge beim Türken, der trotz Angestelltenausfall und Filmtageandrang sowas von freundlich war - mögen zwar zu den Filmtagen gehören, aber nicht hierher.

Ach ja, richtig lustig war Radetzky in China, eine Doku von Heidi Hiltebrand über die Tournee des Symphonischen Orchesters Zürich durch China. Die Regisseurin hatte sicherlich weniger Geld als der kulturverbissene Gröbli-Dokumentarist Phil Dänzer und chaotischere Arbeitsbedingungen. Aber vermutlich nicht nur eine andere Art, sondern auch mehr Spaß und weniger über Geldmangel gejammert.

Die Filmtage braucht man eher, um Freunde zu treffen. Denn unterm Strich schaut man sich zu viele durchschnittliche und schlechte Filme an (von denen so viele vom Staatsfernsehen koproduziert wurden, dass man die meisten beim Festival gezeigten - hätte man einen Fernseher - auch auf einem seiner Kanäle sehen könnte). Aber immerhin, so erfolglos wie der erste Besuch war der zweite nicht.

Und jetzt gibt's Frühstück.

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