Samstag, 30. Januar 2010
Georg Kreisler - Letzte Lieder
Georg Kreisler hadert mit seinen größten Erfolgen, bitter stimmt ihn, dass er noch immer wegen seiner kabarettistischen Lieder wie Taubenvergiften im Park und Wien ohne Wiener weitum bekannt ist, und nicht als Opernkomponist oder Bühnenautor. Dass der 87jährige weder an Bissigkeit verloren hat, noch die Altersmilde sein Leben sehnsüchtig verklärt, beweist er mit seiner Autobiographie Letzte Lieder.

Die Genrebezeichnung ist generös gewählt. Denn Kreisler bringt mehr als seine Lebenserinnerungen - und die nicht beschönigend, sondern auch recht selbstkritisch. Kreisler lästert über künstlerischen Kleingeist und Kritiker, giftet gegen das Kulturestablishment in den Staaten und gegen die Österreicher. Dabei geht es ihm nicht nur darum seine Lebensgeschichte zu erzählen, was er auch nicht besonders ausführlich tut. Seitenhiebe auf seinen einstigen Kollegen Gerhard Bronner oder seine ehemalige Gattin Topsy Küppers sind ihm wichtiger als die Erwähnung seiner Zusammenarbeit mit Charlie Chaplin. Mindestens genauso wichtig wie seine Lebensgeschichte sind ihm seine Gedanken zu Kunst und Musik, zur Kulturförderung, zum Antisemitismus oder zu Glauben und Religion. Dabei springt er munter zwischen den Zeiten und Themen hin und her - ganz so, als ob er am Tisch sitzen und erzählen würde. Auch die Letzten Lieder des altgedienten Künstlers, der sich selbstironisch als einfachen, hochkomplizierten Menschen bezeichnet, sind lebendig und frisch.

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