Donnerstag, 2. April 2009
Der Jazz in Deutschland
Teil vier dokumentiert den Wandel Vom Jazz in Deutschland zum deutschen Jazz
Ob sich die deutschen Jazzmusiker tatsächlich erst in den 1960er-Jahren von den US-amerikanischen Einflüssen emanzipiert und freigespielt haben, sei dahingestellt. Tatsächlich hat sich der Free Jazz in Deutschland mit Wucht entfaltet, wie die erste CD des vierten Dreiersets belegt. In den 1970ern dominierte der Jazz-Rock und danach wird es – wie die Herausgeber hinweisen – ziemlich unübersichtlich. Die gesetzten Schwerpunkte sind durchaus gerechtfertigt, auch wenn die Übergänge der Epochen fließend sind und auch der 1970er-Jahre-Jazz nicht nur aus Jazz-Rock bestand. Er war eine maßgebliche Neuerung, und die ausgewählten Stücke sind hervorragend.

Auch der vierte und abschließende Teil der umfassenden Reihe erinnert an großartige Künstler. Den Auftakt macht ein Stück aus dem Album Heinrich Heine – Jazz und Lyrik (mit Musik von Attila Zoller und Gert Westphal als Sprecher). Der Impuls dazu kam aus den USA, wo zeitgenössische Texte, etwa von Jack Kerouac oder William S. Burroughs im Mittelpunkt standen. Dazu gibt es üppige Free-Jazz-Einspielungen (u. a. von Peter Brötzmann, Hans Reichel, Peter Kowald) und einen ansprechenden Überblick über die Jazzrock-Ära in den 1980er-Jahren mit dem "Vater des Jazzrock" Volker Kriegel, dem von diesem mitbegründeten Unitd Jazz + Rock Ensemble, mit Helmut 'Joe' Sachse, Torsten de Winkel und anderen bekannten Protagonisten.
Später, so stellen die Herausgeber fest, wurde die Szene unübersichtlich, die parallel gespielten und sich entwickelnden Stile erschwerten eine Zuordnung. Traditioneller Jazz, NuJazz, Club-Jazz, Ethno-Jazz und weitere Spielarten existieren unabhängig voneinander. Und natürlich setzen sich viele Jazzmusiker mit der Vergangenheit auseinander. Der Spagat zwischen etablierten, originellen Stimmen und interessanten Nachwuchskünstlern ist nicht ganz gelungen. Künstler von der Qualität eines Till Brönner sollten hier nicht fehlen. Und ein paar Empfehlungen von innovativen, noch kaum bemerkten Nachwuchskünstlern wären auch nicht schlecht.

Doch trotz dieser Einschränkungen zeigt das wie gewohnt mit einem umfangreichen und großzügig bebilderten Begleitheft erschienene Abschlussset der Reihe Der Jazz in Deutschland, wie vielfältig die deutsche Jazzszene derzeit ist.

Teil eins bringt die Vorgeschichte bis zu den ersten Gehversuchen 1899-1932
Teil zwei bringt die Swing-Jahre von 1932 bis 1961
Teil drei dokumentiert den 'frischen Wind', der von den 1950er-Jahren bis heute durch die deutsche Jazzlandschaft weht

... link (0 Kommentare)   ... comment