Mittwoch, 4. Juli 2007
Zu blöd, um abzusahnen - ein neuer Beweis
Timbaland klingt auch auf dem Mobiltelefon gut, lese ich in einer sonst nicht weiter bemerkenswerten Kolumne des Schweizer Online-Musikmagazins The Title. Vermutlich habe er seine Musik gleich für die Musikmaschine der Zukunft optimiert, folgert der Kolumnist.

Clever, der Mensch denkt mit. Er sollte den Schweizer Plattenfirmen ein bisschen Nachilfe geben. Diese denken offensichtlich nicht nur nicht mit, sie sind auch nicht klug genug, ihre Zielgruppen zu befragen und vergraulen ihre Medienpartner. Demnächst sollen diese nicht mehr mit Rezensionsexemplaren beliefert werden, sondern mit Streams. Denn in der Hektik des Tagesgeschäfts, neben den klappernden Tastaturen und den Recherchegesprächen der Kollegen, lässt sich die aus den billigen Computerlautsprechern dröhnende Musik sicher gut beurteilen. Wenn man überhaupt etwas hört: Denn in vielen Redaktionen kommt die Musik erst gar nicht zum Rechner, weil die Streams geblockt werden.

Zwei Jahre lang haben die Schweizer Plattenfirmen an dieser Luftnummer gearbeitet. Auf die Idee, die Journalisten nach deren Bedürfnissen und Möglichkeiten zu befragen, ist niemand gekommen. Einwände kleinerer Label - die sich diesem Promo-Vertrieb nicht anschließen, weil sie ihn für unzumutbar halten - wurden mit befremdlichem Stirnrunzeln ignoriert.
Mehr als dreißig Schweizer Musikjournalisten - darunter die besten des Landes - haben sich bei den Labels mit einer ausführlichen Begründung beschwert. Antwort haben sie bislang nur von Labels erhalten, denen ihre Musik am Herzen liegt und die versichern, die Kritiker niemals zur Besprechung grindiger mp3-Dateien zu nötigen.

Wenn - und davon darf man ausgehen - die Plattenfirmen ihre Musik mit der gleichen Sorgfalt produzieren und sich mit dem gleichen Engagement um die Vermarktung kümmern, wie sie die Pressearbeit organisieren, brauchen die gar keine Einbrüche durch Raubkopien und illegale Downloads. Die Musikindustrie ruiniert sich das Geschäft selbst viel effizienter als Dr. No das könnte. Wahrscheinlich hat die Musikindustrie extra dafür das Internet erfunden. Um das aufzudecken, ist Stefan Maelck gefragt. Bitte übernehmen Sie!

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