Mittwoch, 28. Februar 2007
Nagib Machfus - Die Midaq-Gasse
thenoise, 21:27h
Lindenstrasse in Kairo - Klatsch, Tratsch und alltägliche Wehwechen. Es ist eine pittoresk heruntergekommene, aber vordergründig völlig banal wirkende Welt, die Nagib Machfus präsentiert. Nette Episoden, die vor allem die Exotik reizvoll macht. Arabisches laissez faire, eigentümliche Gepflogenheiten, wenig bemerkenswerter Alltag kleiner Leute* mit dem üblichen Neid, mit Missgunst, Sehnsüchten und Verliebtheit. Das ändert sich, sobald sich herausstellt, dass einer Protagonistin die Prostitution mehr bietet als das Leben in der Gasse, dass sie als Hure aus eigener Kraft den Wohlstand erreicht, den sie sich schon von Kind auf erträumt. Das - wie auch die Episoden um den homosexuellen Caféhausbesitzer - macht den Roman provokativ und fesselnd. Gleichzeitig zeigt Machfus, wie sich die Welt und Werte verändern, die Alten mit einem befremdlichen Gefühl abtreten und das Verhalten ihrer Nachfolger nicht mehr verstehen.
Am Schluss seines Lebens hat der Kairoer Autor den Veränderungen vermutlich genauso macht- und ratlos gegenübergestanden wie seine gealterten Protagonisten. Mit Mitgefühl habe ich die aussterbende Garde der Kairoer Intellektuellen beobachtet, die sich Orte wie das Pub 28 als Refugium von Toleranz und Aufklärung gegen den dominierenden islamischen Konservatismus erhalten haben. Eigenartig, dass ich mir deren Leben eher vorstellen kann als das Leben der Leute, die Machfus beschreibt. Vielleicht, weil es geistig näher ist - und das andere nur physisch greifbar. Sichtbar und doch fremd.
* Das wiederum ist als Sujet für die Enstehungszeit des Romans wohl durchaus bemerkenswert.
Am Schluss seines Lebens hat der Kairoer Autor den Veränderungen vermutlich genauso macht- und ratlos gegenübergestanden wie seine gealterten Protagonisten. Mit Mitgefühl habe ich die aussterbende Garde der Kairoer Intellektuellen beobachtet, die sich Orte wie das Pub 28 als Refugium von Toleranz und Aufklärung gegen den dominierenden islamischen Konservatismus erhalten haben. Eigenartig, dass ich mir deren Leben eher vorstellen kann als das Leben der Leute, die Machfus beschreibt. Vielleicht, weil es geistig näher ist - und das andere nur physisch greifbar. Sichtbar und doch fremd.
* Das wiederum ist als Sujet für die Enstehungszeit des Romans wohl durchaus bemerkenswert.
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