Dienstag, 27. Februar 2007
Musikalische Religion
Für sie ist es Religion, für mich Musik - sanfte Gesänge mit einschmeichelnd modulierenden Stimmen und wunderbaren Melodien. Im Fischrestaurant kommen sie aus dem Fernseher - der dadurch nicht stört, sondern im Gegenteil als angenehme Bereicherung das Abendessen veredelt. Im Taxi rauscht er aus dem Radio, vielleicht auch von Kassette.

Der Koransender macht in Ägypten die Musik jeden Tag zu einem neuen musikalischen Erlebnis, zwingt förmlich zum Innehalten bei Besorgungen, lässt mich vor dem Obststand verweilen und vor dem Bügelmann. Er bringt ebenso Ruhe in einen aufgeregten Tag wie die anschwellende Kakophonie der Muezzins, die ich noch nie so eindrücklich erlebt habe wie in Siwa, einer Oase in der Nähe der lybischen Grenze.
Am anderen Ende der Oase beginnen die ersten beiden Muezzins. Weit weg, klingen sie leise und sanft. Schon bald dröhnt es tief und rasselnd aus dem Lautsprecher nebenan. Die Moschee ist fünfzig Meter weg. Kaum einer geht hin. Es bleibt eine exklusive Vorstellung.

Zum Glück ist in Ägypten die Zeit derart unwichtig, dass nicht einmal die Muezzins die Gebetszeiten einhalten. Mangels funktionierender Uhren würde den ganzen Tag irgendein Muezzin quäken, unken die Kairoer. Elhamdalullah! Noch mehr Freude in den Ohren. Die Uhrmacher sollen weiter ruhen.

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