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Donnerstag, 8. März 2007
The Alleinunterhalter
Blixa Bargeld - Rede/Speech
Blixa Bargeld - Rede/Speech
thenoise, 23:27h
Es war nicht sein bester Tag. Mephisto hat ihm eine Erkältung angehängt, aber Blixa Bargeld war ausgezeichneter Laune und zeigte sich als humoriger Unterhalter, weltgewandt und schrullig zugleich. Er schwang - nicht wie Harald Juhnke, aber immerhin - kokett die Hüften, ließ zwischendurch – wenn auch nicht so überspannt – Helge-Schneider-artigen Humor aufblitzen und kreischte wie ein Todesreiter der Apokalypse. Auf den Bildern des Auftritts wirkt er wie ein Schauspieler der Stummfilmzeit oder wie ein rundlicher Karl Valentin, dessen Humor ihm durchaus liegen dürfte.
Das Prinzip, auf dem sein Programm Rede/Speech basiert, das er bereits seit zehn Jahren aufführt, ist einfach: Er nimmt eine rund 30 Sekunden lange Sequenz auf, lässt sie in einer Endlosschlaufe abspielen, spricht und singt über diesen Hintergrund oder macht rhythmische Geräusche dazu. Das nimmt er teilweise wieder auf und legt es über die vorhandene Geräusch- oder Melodieschleife. So baut er sein minimalistischen Klanggebilde langsam Schicht um Schicht auf, akzentuiert mal Melodie, mal Rhythmus und endet oft in überaus melodiöser, ohrenbetäubender Kakophonie. Auf diese Art mit Worten und Geräuschen Musik zu machen, klingt so hinreißend wie großartig - und das ist es auch. Die Töne, die Blixa Bargeld damit produziert sind überraschend und vielfältig, auch wenn er eine angenehme Vorliebe zum organisierten Lärm zeigt. Dabei wirkt er ein bisschen wie ein Zauberer, dem man, obwohl er erklärt, was er macht, nicht richtig auf die Schliche kommt. Das liegt weniger an Bargelds Bluff als an Mephisto, seinem – zu diesem Zeitpunkt verschnupften– Tontechniker.
Blixa Bargeld ergänzt seinen musikalischen Ansatz um eine ungemein komödiantische Komponente, der er gleich viel Raum widmet, und konstruiert um seine Songs Geschichten, in denen er beispielsweise pseudowissenschaftlich und mit Anekdoten gespickt die Entwicklung und Erforschung des Sonnensystems erklärt und musikalisch „nachstellt“ oder ein Genexperiment hörbar macht. In einem anderen Stück erzählt er die Geschichte des Ray-Nichols-Western „Johnny Guitar“ nach, später veralbert er die geistlose Musik der Formatradios. Das ist alles witzig und unterhaltsam. Selbst sein eigentlich nervendes Versagen an der neuen Stoppuhr überspielt Blixa Bargeld so gekonnt, dass er die Lacher auf seiner Seite hat.
Da er nicht besser singen kann als Hildegard Knef es konnte (was bei beiden zu einem Gutteil den Charme ihrer Musik ausmacht), störte Bargelds Erkältung kaum. Die meisten Unreinheiten gehen in den Überlagerungen unter, und der Reiz des Programms liegt ohnehin in der Kombination aus vorgefertigten Elementen und Improvisation. Davon hätte Blixa Bargeld – gerne auf Kosten des durchaus vergnüglichen Erzählteils - noch mehr bieten können.
Gesehen: 7.3.2007, Kaufleuten, Zürich
Das Prinzip, auf dem sein Programm Rede/Speech basiert, das er bereits seit zehn Jahren aufführt, ist einfach: Er nimmt eine rund 30 Sekunden lange Sequenz auf, lässt sie in einer Endlosschlaufe abspielen, spricht und singt über diesen Hintergrund oder macht rhythmische Geräusche dazu. Das nimmt er teilweise wieder auf und legt es über die vorhandene Geräusch- oder Melodieschleife. So baut er sein minimalistischen Klanggebilde langsam Schicht um Schicht auf, akzentuiert mal Melodie, mal Rhythmus und endet oft in überaus melodiöser, ohrenbetäubender Kakophonie. Auf diese Art mit Worten und Geräuschen Musik zu machen, klingt so hinreißend wie großartig - und das ist es auch. Die Töne, die Blixa Bargeld damit produziert sind überraschend und vielfältig, auch wenn er eine angenehme Vorliebe zum organisierten Lärm zeigt. Dabei wirkt er ein bisschen wie ein Zauberer, dem man, obwohl er erklärt, was er macht, nicht richtig auf die Schliche kommt. Das liegt weniger an Bargelds Bluff als an Mephisto, seinem – zu diesem Zeitpunkt verschnupften– Tontechniker.
Blixa Bargeld ergänzt seinen musikalischen Ansatz um eine ungemein komödiantische Komponente, der er gleich viel Raum widmet, und konstruiert um seine Songs Geschichten, in denen er beispielsweise pseudowissenschaftlich und mit Anekdoten gespickt die Entwicklung und Erforschung des Sonnensystems erklärt und musikalisch „nachstellt“ oder ein Genexperiment hörbar macht. In einem anderen Stück erzählt er die Geschichte des Ray-Nichols-Western „Johnny Guitar“ nach, später veralbert er die geistlose Musik der Formatradios. Das ist alles witzig und unterhaltsam. Selbst sein eigentlich nervendes Versagen an der neuen Stoppuhr überspielt Blixa Bargeld so gekonnt, dass er die Lacher auf seiner Seite hat.
Da er nicht besser singen kann als Hildegard Knef es konnte (was bei beiden zu einem Gutteil den Charme ihrer Musik ausmacht), störte Bargelds Erkältung kaum. Die meisten Unreinheiten gehen in den Überlagerungen unter, und der Reiz des Programms liegt ohnehin in der Kombination aus vorgefertigten Elementen und Improvisation. Davon hätte Blixa Bargeld – gerne auf Kosten des durchaus vergnüglichen Erzählteils - noch mehr bieten können.
Gesehen: 7.3.2007, Kaufleuten, Zürich
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Münchner Freiheit - XVII
thenoise, 19:59h
Peinlich.
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