Freitag, 10. Dezember 2010
Orhan Pamuk - Museum der Unschuld
Acht Jahre lang wirbt Kemal um Füsün. Dass sie seine Liebe nicht erhört – nicht erhören kann –, hält ihn nicht davon ab. Mehrmals wöchentlich besucht er ihre Eltern, kommt zum Abendessen und bleibt zum Fernsehen. Er finanziert eine Filmgesellschaft, um seiner Angebeteten zu Schauspielerinnen-Ruhm zu verhelfen. Und vor allem steckt er alles ein, was eine Beziehung zu Füsün haben kann: vom Salzstreuer über den Wackel-Dackel auf dem Fernseher bis hin zu Ohrringen und Zigarettenkippen. Als Füsün beginnt, seine Liebe zu erwidern, dauert das Glück nicht lange. Sie lenkt das Auto gegen einen Baum und stirbt. Kemal richtet mit seinen Füsün-Devotionalien das «Museum der Unschuld» ein und erzählt seine ganze Geschichte – und mehr als das.
Orhan Pamuk zeichnet ein Gesellschaftsporträt der Türkei der 1970er-Jahre. Der Nobelpreisträger erzählt weitschweifig und opulent illustrierend von der unerwiderten Liebe und zeigt gleichzeitig die Moralvorstellungen einer Gesellschaft zwischen Tradition und Moderne.

Auch wenn es für das detailreiche, fast 600 Seiten starke Werk 18 CDs braucht: Es war eine gute Entscheidung, den Roman ungekürzt zu lesen, Ulrich Noethen macht das angemessen bedächtig.

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