Mittwoch, 27. Mai 2009
Jürgen Roth/Gert Heidenreich - Mit Verlaub, Herr Präsident ...
Zu jedem Bundesjubiläum gibt es sie aufs Neue: die Zusammenstellungen mit markigen Sprüchen von Politikern, turbulenten Szenen aus dem Parlament und Reden und Bemerkungen, die, wenn nicht gleich an der Intelligenz, so doch an der Sprachfähigkeit der Politiker zweifeln lassen. Das ist meist nicht mehr als Klamauk, und auch Jürgen Roth setzt auf markige Worte, wenn er Joschka Fischers berühmten Ausspruch Mit Verlaub, Herr Präsident... als Titel wählt. Doch zum Glück hat der in Frankfurt am Main lebende Autor – auch wenn er sich wie alle anderen über die verbalen Ausrutscher der Politiker lustig macht – mehr im Sinn als kurzweilige Unterhaltung. Er erinnert auch daran, wie Adenauer den Deutschen die Wiederbewaffnung unterjubelte oder wie Franz-Josef Strauß in der so genannten Spiegel-Affäre das Parlament belog.
Jürgen Roth geht es nicht vor allem um die Ausrutscher, Bundestagstumulte und verbalen Entgleisungen, sondern um den geschichtlichen Zusammenhang. Das macht Mit Verlaub, Herr Präsident... zu einer amüsanten Geschichte der BRD, die Gert Heidenreich trefflich liest. Gänzlich überflüssig ist dafür die musikalische Untermalung, die bei den älteren, qualitativ entsprechend schlechten O-Tönen der Politiker dafür sorgt, dass sie noch schwerer zu verstehen sind.

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