Donnerstag, 26. Juli 2018
Jimi Tenor – Order Of Nothingness
Der Auftakt heißt nicht ohne Grund «Mysterya». Denn man fragt sich, warum Jimi Tenor seine Hörer mit einer Disco-Nummer im Stil deutscher Bierzelt-Bee-Gees-Imitatoren vergraulen will. Verglichen mit dem weiteren Programm wirkt das Stück wie ein Irrtum. Groove und Sprechgesang sind wie entschleunigter Afrobeat, und wenn Jimi Tenor die Flöte ansetzt, erinnert er an Yusuf Lateef auf der Spurensuche nach seinen verschütteten afrikanischen Wurzeln.
Dass dies so zwanglos und selbstverständlich klingt, liegt sicherlich nicht nur an seiner eigenen Erfahrung. Jimi Tenor hat vor zehn Jahren ein Album mit Tony Allen eingespielt, dem Erfinder des Afrobeat. Mit Ekow Alabi Savage steht ihm ein Schlagzeuger und Perkussionist aus Ghana zur Seite, und mit dem Schlagzeuger Max Weissenfeldt ein Partner, der mit Embryo ethnische Musikkonzepte erkundet und in Ghana Polyrhythmik gelernt hat. Mit der Gruppe Polyversal Souls fusioniert er afrikanische, karibische und europäische Musiken.

Die drei hatten offenbar Vergnügen und verbreiten großen, aber durchweg gediegenen Spaß. Obwohl ihrer wilden Mischung aus unterschiedlichsten Stilen und Einflüssen überaus kindliche Spielfreude zugrunde zu liegen scheint: In die Niederungen der Schenkelklopfer begeben sie sich nicht. Auch wenn beispielsweise in «Chupa Chups» wieder der an Bierzelt-Bee-Gees erinnernde Falsettgesang kommt und ein Refrain, den auch Frank Farian für Milli Vanilli hätte schreiben können: Mit Jimi Tenors Beiwerk – dem Saxophon, den mit analoger Elektronik aufgenommenen Einsprengseln – wird auch das eine coole Nummer, die sich gut einfügt. Vielleicht hätte Jimi Tenor einfach «Mysterya» nicht an den Anfang stellen sollen. Das jedoch ist – wenn überhaupt – nicht mehr als ein lässliches Vergehen.

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