Dienstag, 3. Februar 2009
Lovebugs - The Highest Heights
thenoise, 21:24h

Nachdem die Basler für ihre letzten Alben nationale Produzentengrößen verpflichtet hatten, holten sie für "The Highest Heigths" Hilfe aus Irland. Doch auch Richard Rainey, der u.a. für U2 mischt und koproduziert, hat ihnen keinen weltläufigen Sound verpasst. Was vollmundig als Schnittstelle von Pop, Indie, Disco und Rock gepriesen wird, entpuppt sich als überwiegend lärmige Langeweile. Den Bass im Vordergrund der meist treibenden Songs kennt man aus den 1980er-Jahren, aus denen auch die Gitarren-Synthesizer-Kombination und die gelegentlichen Gitarrenklänge à la The Cure oder U2 stammen. Das alles begeistert ebenso wenig wie die zwar mit großer Geste präsentierten, letztlich aber durchschnittlichen Melodien.
Dass das zehnte Album der seit fünfzehn Jahren existierenden Band nicht der große Wurf ist, haben Lovebugs offensichtlich selbst gemerkt und sich für den Eurovision Song Contest beworben. Dass sie den dafür erforderlichen massenkompatibel-frischen Song auf die Bühne bringen, ist nicht zu erwarten. Aber die passend zur Veröffentlichung des Albums lancierte Nachricht, dass sich die Schweizer Jury für sie entschieden habe, und der mit dem Wettbewerb einhergehende Medienrummel werden auch dem Absatz von The Highest Heights gut tun. Für die Band bleibt zu hoffen, dass die künstlerische Niederlage wenigstens zu einem finanziellen Erfolg wird.
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Sonntag, 1. Februar 2009
Various - Obacht! Musik aus Bayern
thenoise, 12:23h

Volksmusik fristet ein Nischendasein, diskreditiert durch die Blut-und-Boden-Assoziation im Dritten Reich, durch konservative Heimattümelei und wahrscheinlich auch durch die falsche Gleichsetzung von traditioneller Musik mit den in verschiedenen Fernsehsendungen präsentierten volkstümlichen Schlagern.
Wahrscheinlich interessieren sich mehr Menschen für die ethnische Musik anderer Völker (allerdings auch vornehmlich in der für westliche Ohren aufbereiteten Form) als für die traditionelle Musik des Alpenraums. Dass diese trotzdem quicklebendig und vielfältig ist, zeigt die Zusammenstellung "Obacht!": Blasmusik und Jodel, Stubenmusik und Wirtshausdreher geben sich ein fröhliches Stelldichein in Form von Walzer, Zwiefachen, Polkas, Jodel und noch einigen anderen musikalischen Ausdrucksweisen.
Aufgespielt wird nicht konzertant, wie etwa bei den Schweizer Formationen Ils Fränzlis da Tschlin oder Hanneli Musig, sondern kraftvoll, schmissig und mit rauen, aber hörbar geübten Stimmen.
Kurze Texte stellen die Musikerinnen und Musiker vor und sorgen für eine grobe Einordnung in die bayerische Musiklandschaft, weisen auf Besonderheiten etwa der Allgäuer Tradition, der Musik aus der nördlich von München gelegenen Hallertau oder den Egerländer Einflüssen.
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Montag, 12. Januar 2009
Erik Mongrain - Equilibrium
thenoise, 23:04h

Bei der Tapping-Gitarre werden die Saiten auf dem Griffbrett angeschlagen, die Finger oft beidhändig wie Hämmerchen eingesetzt. Dazu wird gezupft und geschlagen; Mongrain setzt auch gerne Flageolett-Töne ein, trommelt den Rhythmus auf dem Korpus seiner häufig eigenwillig offen gestimmten Gitarre und verwendet dazu auch Effektgeräte. Mitunter ist es kaum zu glauben, dass die variantenreiche Klangfülle von nur einem Gitarristen und ohne Overdubs erzeugt wird. Mongrain ist auch ein hervorragender konventioneller Fingerpicker, doch so eindrucksvoll wie seine Technik sind seine Kompositionen nicht. Erst die Spieltechnik macht die durchaus charmanten Instrumentalstücke attraktiv.
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Montag, 15. Dezember 2008
Coconami - Coconami
thenoise, 00:04h

Weniger bemerkenswert sind die Eigenkompositionen und die Adaptionen bayerischer Volksmusik. Dass Ferdl Schuster, eigentlich Wirt eines bayerisch-japanischen Lokals in München, zwei Gstanzl sprechsingt, wirkt auf rustikale Art anmutig und sorgt für angenehme Abwechslung.
Nächste Konzerte in München: 17.12.2008 Café Platzhirsch, 20.12.2008 Hausmunik.
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Mittwoch, 10. Dezember 2008
Christian Zehnder - Kraah
thenoise, 21:46h

Der Schweizer Musiker stellt seine Virtuosität gerne in neue Zusammenhänge. Er entwickelt mit seinem Duo-Partner Balthasar Streiff unter dem Namen Stimmhorn neue alpine Musik, konfrontiert seinen auf europäischer Tradition basierenden Obertongesang mit dem mongolischen der Hun-Huur-Tu und lotete in Kooperation mit Kold (Tomek Kolczynski) die Möglichkeiten der elektronischen Musik aus.
Zehnders Art zu singen funktioniert in allen Zusammenhängen. In einer Art universalem Scatgesang wechselt er vom Jodel zum Obertongesang und singt mal rau, mal opernhaft rein und scheut auch die Nähe zum jazzig angehauchten Pop nicht. Seine Kompositionen sind oft eingängig, aber nie zu glatt. Zehnders Musik weist darüber hinaus mehr Eigenheiten auf als seinen außergewöhnlichen Gesang. Dafür sorgen auch seine phantasievoll-groovigen Begleiter Georg Breinschmid (Bass) und Thomas Weiss (Schlagzeug, Perkussion). Mit dem Geiger Arnold Alder und Anton Bruhin an der (auch elektrischen) Maultrommel sind bei manchen Stücken innovative Volksmusiker dabei, mit Don Li ein Klarinettist mit einer berückend eigenen Klangwelt.
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Donnerstag, 4. Dezember 2008
So weiss - Happiness For A Moment
thenoise, 20:08h

So leise wie das Glück anklopft, sind die meisten ihrer Lieder überwiegend Eigenkompositionen der Klarinettistin, Saxofonistin und Sängerin Susanne Folk, aber auch Vertonungen von Gedichten von W. B. Yeats (1865-1939) oder Sir Tom Wyatt (1503-1542). Kristiina Tuomi changiert gekonnt zwischen einer brüchig-zarten und einer hellen Stimme, die gleichzeitig klar und fest klingt.
So Weiss bringen eigenwillig-eigenständige Lieder zwischen Jazz und Pop. Ihre Besetzung mag zwar unverwechselbar machen, der wahre Wert ihrer Kunst liegt in den Klangfarben, die sie ihrer reduzierten Besetzung entlocken, und ihrem abwechslungsreichen Spiel.
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Samstag, 29. November 2008
Lale Andersen - Wie einst Lili Marleen
thenoise, 22:17h

Eine Zusammenstellung ihres Schaffens ist trotzdem gerechtfertigt: Wie einst Lili Marleen versammelt 87 Aufnahmen aus den Jahren 1935 bis 1953, bietet jedoch keinen vollständigen Überblick über diesen Zeitraum. Die Polydor-Einspielungen aus dieser Zeit fehlen leider. Trotzdem gibt es in dieser Sammlung aus Liedern, Chansons, Musik aus Filmen und Lustspielen – eingespielt in den unterschiedlichsten Besetzungen – Einiges zu entdecken, genügend zum Belächeln (oder für die Trash-Party) und natürlich auch Manches zu überspringen. Wie es sich für eine derartige Zusammenstellung gehört, fehlt auch ein ausführliches Booklet mit zahlreichen Bildern und einer Diskographie nicht. Leider verweigert sich die Autorin einer Bewertung der NS-Jahre, in denen Lale Andersen ihre größten Erfolge feierte.
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Mittwoch, 19. November 2008
Corin Curschellas - Grischunit
thenoise, 08:16h

Corin Curschellas ist unzweifelhaft eine versierte Musikerin. Sie gehörte unter anderem dem Vienna Art Orchestra an, spielte mit Musikern wie Wolfgang Puschnig, Lee Konitz und Phil Minton und beherrscht verschiedene Instrumente. Die Lieder für das neue Album hat sich Corin Curschellas von Bündnern schreiben lassen, zum Beispiel von Linard Bardill und dem Nachwuchsautor Arno Camenisch, oder sie vertont bereits bestehende Gedichte von mitunter Verstorbenen Autoren.
Die neuen Stücke der weltgewandten Musikerin erinnern an italienische Liedermacher. Sie wirken konventionell und der Gesang von Corin Curschellas seelenlos. Das Feuer zwischen ihr, Marc Ribot, der kaum etwas von seinem extravagenten Gitarrenklang beisteuert, und dem Schlagzeuger Matt Johnson wurde nicht entfacht. Das mag zum Konzept gehören und aus der Sicht der Sängerin sinnvoll sein: Wenn man schon in einer für viele unverständlichen Sprache singt, soll wenigstens die Musik einen vertrauten Boden bieten. Das Ergebnis klingt gediegen – mitreißend ist es nicht.
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Samstag, 15. November 2008
La Brass Banda - Habedieehre
thenoise, 15:14h

La Brass Banda sind -- wie etwa Mnozil Brass -- eine dieser Gruppen, die sich um all das nicht schert und ihre fetzige Dicke-Backen-Musik unbekümmert hinaus schmettert. Das Quintett (drei Bläser, Bass und Schlagzeug) geizt nicht mit Virtuosität und versteht sich auf krachlederne Texte. Ihre bayerische Herkunft ist vor allem in ihrem Gesang zu spüren. Musikalisch haben sich die Chiemgauer eher auf den Balkan ausgerichtet. Das klingt zwar schmissig, aber davon haben wir genügend virtuose Auswahl. Ein bisschen mehr Heimat in der Musik hätte das Vergnügen keineswegs geschmälert.
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Dienstag, 14. Oktober 2008
Kings Of Leon - Only By The Night
thenoise, 00:24h

Es ist jedoch nicht alles schlecht, was hier auf einen ziemlich langweiligen Auftakt folgt. Die immer wieder leicht knarzige und oft sehnsüchtige Stimme von Caleb Followill ist nach wie vor ein unverwechselbares Markenzeichen der Band – auch wenn das früher gut eingesetzte charmant-wurstige Nuscheln längst einer verständlichen Artikulation gewichen ist. In das schlichte I Want You zieht ein wohlig-düsterer Bass ein, und das treibende Be Somebody weckt Erinnerungen an den New Wave der 1980er.
Der Wandel, den die Kings of Leon mit ihrem 2007 erschienenen Album Because Of The Times eingeläutet haben, ist vollzogen. Das leicht erhitzte Sex On Fire zeigt schon die großen Gesten, kann aber auch Alternative-Liebhaber noch erfreuen. Wer sich jedoch dem Zwang entziehen möchte, sich beim sehnsuchtsvollen Cold Desert an den Partner oder die Partnerin zu kuscheln und das Feuerzeug herausholen zu müssen, darf nicht bis zum Schluss bleiben.
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