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Sonntag, 6. April 2014
Alexander Schimmelbusch – Die Murau Identität
thenoise, 14:28h
Die Idee ist erstklassig und kann Verehrer und Hasser von Thomas Bernhard gleichermaßen entzücken respektive aufregen: Thomas Bernhard lebt inkognito auf Mallorca, wie der in Berlin lebende österreichische Autor Alexander Schimmelbusch in seinem Roman ‹aufdeckt›. Er hat seinen Tod vorgetäuscht und sich in New York einer Antikörperbehandlung unterzogen. Auf Mallorca hat Thomas Bernhard dann erst mit seiner Frau Esmeralda gelebt, den mittlerweile als Banker in New York lebenden Sohn Esteban gezeugt. Nach Jahren der schriftstellerischen Abstinenz hat er doch wieder begonnen zu schreiben, was seine Frau vertrieben hat. Dann kommt ihm ein abgehalfterter Journalist auf die Spur und wittert eine exklusive Story.
«Die Murau Identität» spielt mit dem bekannten schwierigen Verhältnis von Verleger Siegfried Unseld und seinem Autor, versucht sich an Bernhards Furor und nimmt auch den Literaturbetrieb als ganzes aufs Korn. Damit hat Alexander Schimmelbusch zwar die besten Voraussetzungen für einen großartigen Text geschaffen, erreicht aber nicht mehr als einen bloß streckenweise kurzweiligen Roman. Der wehleidigen Sicht auf den Ich-Erzähler fehlt die Substanz, und weil Schimmelbusch nicht über die bernhardsche Sprachmacht verfügt, wird die Imitation von dessen wuchtiger Redundanz bloß zur hohlen Persiflage.
«Die Murau Identität» spielt mit dem bekannten schwierigen Verhältnis von Verleger Siegfried Unseld und seinem Autor, versucht sich an Bernhards Furor und nimmt auch den Literaturbetrieb als ganzes aufs Korn. Damit hat Alexander Schimmelbusch zwar die besten Voraussetzungen für einen großartigen Text geschaffen, erreicht aber nicht mehr als einen bloß streckenweise kurzweiligen Roman. Der wehleidigen Sicht auf den Ich-Erzähler fehlt die Substanz, und weil Schimmelbusch nicht über die bernhardsche Sprachmacht verfügt, wird die Imitation von dessen wuchtiger Redundanz bloß zur hohlen Persiflage.
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Samstag, 5. April 2014
Die Heiterkeit - Monterey
thenoise, 14:03h
Am Hinweis, dass die Sängerin des Hamburger Trios Die Heiterkeit auf bemerkenswert Weise nicht singen kann, führt kein Weg vorbei. Dabei ist das keineswegs außergewöhnlich. Stella Sommer ist nicht die erste in der Welt der Popmusik, der es an der stimmlichen Voraussetzung für eine erfolgreiche Karriere fehlt. Musiker wie Lou Reed und Blixa Bargeld oder die im Zusammenhang mit Die Heiterkeit immer wieder strapazierten Nico und Hildegard Knef haben dieses Manko ausgeglichen, indem sie sich die Musik auf ihr mangelndes Ausdrucksvermögen hin zuschnitten. Nico wirkte gerade deswegen cool und Hildegard Knef authentisch.
Ihr Asset der ungewöhnlichen Stimme kombiniert das Trio mit den seit den 80er-Jahren bekannten Stärken: Der simplen Umsetzung im Stil der «Genialen Dilettanten» und der richtigen Attitüde. Passend dazu hat Heiterkeit-Bassistin Rabea Erradi den melodiös-warmen, unverwechselbaren Bassklang von Joy Division ausgegraben, und auch der Keyboard-Einsatz weist in diese Ära.
Die Heiterkeit auf Reminiszenzen und Attitüde zu reduzieren, wäre ungerecht. Denn die drei spielen mit der stringent unterkühlte Haltung, die sie an den Tag legen. Wenn Stella Sommer an eine Textzeile ein tiefes «hoho» dranhängt, damit der Reim gewahrt bleibt, darf man das durchaus als Verballhornung der Schlagerkonvention. Anders als etwa bei den Lassie Singers oder bei Almut Klotz nähern sich die simplen, getragenen Melodien des Trios dem Schlager kaum an. Und auch die Texte von Stella Sommer sind weit davon entfernt. Obwohl sie oft von der Liebe handeln ist sie weit weg von falschen Gefühlen und eindeutigen Aussagen. Stella Sommer – die immer mit eigenwilligen Einfällen und Wendungen überrascht – lässt in ihren Texten viel im Ungefähren, was diese eigenständiger macht als die gefällig-melancholischen Arrangements, zu denen sie vorgetragen werden.
Ihr Asset der ungewöhnlichen Stimme kombiniert das Trio mit den seit den 80er-Jahren bekannten Stärken: Der simplen Umsetzung im Stil der «Genialen Dilettanten» und der richtigen Attitüde. Passend dazu hat Heiterkeit-Bassistin Rabea Erradi den melodiös-warmen, unverwechselbaren Bassklang von Joy Division ausgegraben, und auch der Keyboard-Einsatz weist in diese Ära.
Die Heiterkeit auf Reminiszenzen und Attitüde zu reduzieren, wäre ungerecht. Denn die drei spielen mit der stringent unterkühlte Haltung, die sie an den Tag legen. Wenn Stella Sommer an eine Textzeile ein tiefes «hoho» dranhängt, damit der Reim gewahrt bleibt, darf man das durchaus als Verballhornung der Schlagerkonvention. Anders als etwa bei den Lassie Singers oder bei Almut Klotz nähern sich die simplen, getragenen Melodien des Trios dem Schlager kaum an. Und auch die Texte von Stella Sommer sind weit davon entfernt. Obwohl sie oft von der Liebe handeln ist sie weit weg von falschen Gefühlen und eindeutigen Aussagen. Stella Sommer – die immer mit eigenwilligen Einfällen und Wendungen überrascht – lässt in ihren Texten viel im Ungefähren, was diese eigenständiger macht als die gefällig-melancholischen Arrangements, zu denen sie vorgetragen werden.
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Sonntag, 30. März 2014
Heimspiel in der Fremde
Garish müssen nicht fulminant aufspielen, um am anderen Ende des Landes zu punkten
Garish müssen nicht fulminant aufspielen, um am anderen Ende des Landes zu punkten
thenoise, 15:24h
Die Entfernung könnte nicht größer sein: Doch obwohl Garish vom anderen Ende des Landes kommen, werden sie vom Publikum empfangen wie die Dornbirn Bulldogs nach dem Auswärtssieg ihres Lebens. Und das burgenländische Quintett bietet, was von ihnen erwartet wird: Ohrwürmer, gefühlvoll und tanzbar, aufgewertet durch assoziationsreiche Texte. Das alles bieten Garish auf ihrem neuen Album "Trumpf" – und mehr müssen sie für ein Heimspiel nicht bieten. Routiniert wechseln die Musiker zwischen einfühlsamen und flotten Passagen und liefern zwischendurch mit Triangel und Mandoline eher ungewöhnliche Klangfarben.
Für "Auf den Dächern" reduzieren sich Garish zum Duo, "Unglück trägt den selben Namen" erinnert an ein Bänkellied, zwischendurch – etwa bei "Den Idioten zum Beweis" – imitieren sie Element of Crime und dazwischen sind sie immer wieder ein wenig langweilig.
Wer die richtigen Fans hat, wird trotzdem bis zum Umfallen auf die Bühne zurückgerufen. Obwohl der Abschied mit "Paris", "Abendrot" "Eisenherz" und "Schaltzentrale" nichts Neues bringt, so ist er immerhin von schlichter Schönheit.
Für "Auf den Dächern" reduzieren sich Garish zum Duo, "Unglück trägt den selben Namen" erinnert an ein Bänkellied, zwischendurch – etwa bei "Den Idioten zum Beweis" – imitieren sie Element of Crime und dazwischen sind sie immer wieder ein wenig langweilig.
Wer die richtigen Fans hat, wird trotzdem bis zum Umfallen auf die Bühne zurückgerufen. Obwohl der Abschied mit "Paris", "Abendrot" "Eisenherz" und "Schaltzentrale" nichts Neues bringt, so ist er immerhin von schlichter Schönheit.
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Sonntag, 23. März 2014
Ganz Paris ...
thenoise, 10:59h
... singt Oh la la.
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Montag, 17. Februar 2014
Attitüdenfrei
Die Nerven im Spielboden in Dornbirn (A)
Die Nerven im Spielboden in Dornbirn (A)
thenoise, 23:37h
Das haben wir alles schon gehört: Grobe Rückkoppelungen, die weit weniger interessant sirren als noch bei Jimi Hendrix; hinausgeschriene oder sprechgesungene Texte, die vergleichsweise lange und simple Instrumentalpassagen nur kurz unterbrechen. Doch die Schwaben, der Name scheint Programm zu sein, treffen den Nerv und heben sich – wenn man das bei derart roher Musik sagen darf – wohltuend von den Indie-Rockern ab, deren Musik mehr vom Zeitgeist als vom musikalischen Selbstverständnis geprägt ist.
Dass ihre Texte kaum zu verstehen sind, der Bass nicht annähernd so schön knallt wie auf dem Album und auch sonst der Klang zu wünschen übrig lässt: Es tut dem Vergnügen keinen Abbruch. Wären Die Nerven Fotografen, so würden sie keine geleckten Bilder machen, sondern unscharfe und verwischte – atmosphärische Momentaufnahmen, die technisch mangelhaft sein mögen, aber umso mehr Ausstrahlung besitzen.
Sieht besinnlicher aus als seine Musik: Max Rieger, Sänger und Gitarrist von
Die Nerven
Das Trio geht kühl und doch engagiert zur Sache. Wenig Interaktion mit dem Publikum, wenig untereinander. Man freut sich eher im Stillen, wenn ein Übergang klappt oder der eher diffizile Abschluss eines Stückes.
Das von wem auch immer vergebene Attribut «Hipsterband für alte Szenesäcke» führt das Trio auf ihrer Webseite als eine ihrer Lieblingsbezeichnungen auf. Tatsächlich erinnern Die Nerven an die Endsiebziger No-Future-Bands. «Was auch immer wir jetzt lernen, ist mit Sicherheit nicht wichtig/Was auch immer wir jetzt lernen, ist mit Sicherheit egal», konstatieren sie nüchtern in ihrem Song «Albtraum» und dass sie nichts mehr erwarten. Dazu passen der rohe Klang und der immer wieder schwerfällige Rhythmus genauso wie ein Auftritt, der frei von Attitüden ist. Noch hat sich offenbar nicht herumgesprochen, dass die Musik des Trios auf der von Bands wie Sonic Youth und Joy Division aufbaut. Es sind kaum «alte Szenesäcke» da, für die ihre Musik sein soll. Das Publikum der Nerven ist überwiegend jung wie sie selbst. Doch bestehen können sie auch vor älteren Semestern – geht alle hin und hört.
Die nächsten Konzerte
Dass ihre Texte kaum zu verstehen sind, der Bass nicht annähernd so schön knallt wie auf dem Album und auch sonst der Klang zu wünschen übrig lässt: Es tut dem Vergnügen keinen Abbruch. Wären Die Nerven Fotografen, so würden sie keine geleckten Bilder machen, sondern unscharfe und verwischte – atmosphärische Momentaufnahmen, die technisch mangelhaft sein mögen, aber umso mehr Ausstrahlung besitzen.
Sieht besinnlicher aus als seine Musik: Max Rieger, Sänger und Gitarrist von
Die Nerven
Das Trio geht kühl und doch engagiert zur Sache. Wenig Interaktion mit dem Publikum, wenig untereinander. Man freut sich eher im Stillen, wenn ein Übergang klappt oder der eher diffizile Abschluss eines Stückes.
Das von wem auch immer vergebene Attribut «Hipsterband für alte Szenesäcke» führt das Trio auf ihrer Webseite als eine ihrer Lieblingsbezeichnungen auf. Tatsächlich erinnern Die Nerven an die Endsiebziger No-Future-Bands. «Was auch immer wir jetzt lernen, ist mit Sicherheit nicht wichtig/Was auch immer wir jetzt lernen, ist mit Sicherheit egal», konstatieren sie nüchtern in ihrem Song «Albtraum» und dass sie nichts mehr erwarten. Dazu passen der rohe Klang und der immer wieder schwerfällige Rhythmus genauso wie ein Auftritt, der frei von Attitüden ist. Noch hat sich offenbar nicht herumgesprochen, dass die Musik des Trios auf der von Bands wie Sonic Youth und Joy Division aufbaut. Es sind kaum «alte Szenesäcke» da, für die ihre Musik sein soll. Das Publikum der Nerven ist überwiegend jung wie sie selbst. Doch bestehen können sie auch vor älteren Semestern – geht alle hin und hört.
Die nächsten Konzerte
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