... newer stories
Sonntag, 13. Januar 2013
Martina Mettner - Fotografie mit Leidenschaft
thenoise, 17:49h
Lerne von deinen Vorgängern, aber kopiere sie nicht. Verfolge deinen Weg leidenschaftlich und entwickle deine eigene Bildsprache, ohne auf die Verkäuflichkeit des Ergebnisses zu achten. Wenn du dann noch die richtigen Leute kennst, steht einer erfolgreichen Karriere nichts mehr im Weg.
Die Rezepte, die Martina Mettner angehenden Fotografen auf den Weg gibt, sind mitunter simpel. Aber oft braucht es eben einen Berater, um auf die richtige Spur zu kommen.
Mit ihrem Buch «Fotografie mit Leidenschaft» vermittelt Martina Mettner was es braucht, um als Fotograf erfolgreich zu sein und hilft so jungen Menschen dabei, eine Entscheidung über ihren zukünftigen Lebensweg zu treffen. Ambitionierte Amateure wiederum ermutigt sie, sich vom Knipser, der lediglich das Gesehene abbildet, zum Künstler mit einer eigenen Bildsprache, mit einem eigenen Stil zu entwickeln.
Dazu erläutert sie unterschiedliche Genres und Herangehensweisen anerkannter Fotografen – vom Schnappschuss des Veteranen der Strassenfotografie, Henri Cartier-Bresson, und Chronisten wie Walker Evans und Robert Frank über Porträt- und Landschaftsfotografie am Beispiel von August Sander und Richard Avedon beziehungsweise Guy Tillim und Heinrich Riebesehl.
Indem die Autorin die unterschiedlichen Herangehensweisen und Temperamente der Fotografen beschreibt, zeigt sie auch, dass es nicht zwangsläufig ein «richtig» oder «falsch» gibt. Robert Frank beispielsweise dachte schon von Anfang an in Bildstrecken, und die Vertreter der Straßenfotografie konnten mit den Bildern der «f.64»-Gruppe um Ansel Adams, Edward Weston und Imogen Cunningham nichts anfangen.
Immer wieder analysiert Martina Mettner ausgewählte Bilder und erklärt so Haltung und Herangehensweise von Fotopionieren und was eine Fotografie zum Meisterwerk macht. Ganz wesentlich geht es ihr um die zeitgenössische Fotografie. So erklärt sie anhand eines Bildes von Guy Tillim, was zeitgenössische Landschaftsfotografie ausmacht oder die originelle Herangehensweise von Corey Arnold, die sich aus seiner Arbeit als Berufsfischer ergibt oder der Schauspielerin Margarita Broich, die sich und ihre Kollegen in einem besonderen Moment fotografiert: unmittelbar dann, wenn sie von der Bühne abtreten und – noch gezeichnet von der Arbeit als Schauspieler – in die Garderobe kommen.
Ein wichtiger Teil des Buches sind praktische Tipps zur Realisierung freier Projekte. Hier verdichtet die Autorin noch einmal, was sie dem Leser en passant auf den Weg gegeben hat, gibt weitere Anregungen und warnt vor Fallen und Fehleinschätzungen, in die auch gestandene Fotografen offenbar immer wieder tappen.
«Fotografie mit Leidenschaft» ist nicht nur für Fotografen, die sich auf den Sprung zum Profi sehen, ein hilfreiches Buch. Amateure, denen es nicht mehr reicht, nur «schöne» Landschaftsbilder oder Porträts zu machen, die der Schwiegermutter zu gefallen, finden wertvolle Anregungen. Auch das sagt Martina Mettner deutlich: Nicht jeder, der Talent hat, soll Berufsfotograf werden. Und wer auf den Markt schielt, hat oft schon verloren. Ohnehin, sagt sie anhand historischer Beispiele, macht der Fotograf die beste Arbeit «generell für sich selbst.» Oft ist das der Weg ins Museum – wenn es auch meist nicht gleich das Moma ist.
Die Rezepte, die Martina Mettner angehenden Fotografen auf den Weg gibt, sind mitunter simpel. Aber oft braucht es eben einen Berater, um auf die richtige Spur zu kommen.
Mit ihrem Buch «Fotografie mit Leidenschaft» vermittelt Martina Mettner was es braucht, um als Fotograf erfolgreich zu sein und hilft so jungen Menschen dabei, eine Entscheidung über ihren zukünftigen Lebensweg zu treffen. Ambitionierte Amateure wiederum ermutigt sie, sich vom Knipser, der lediglich das Gesehene abbildet, zum Künstler mit einer eigenen Bildsprache, mit einem eigenen Stil zu entwickeln.
Dazu erläutert sie unterschiedliche Genres und Herangehensweisen anerkannter Fotografen – vom Schnappschuss des Veteranen der Strassenfotografie, Henri Cartier-Bresson, und Chronisten wie Walker Evans und Robert Frank über Porträt- und Landschaftsfotografie am Beispiel von August Sander und Richard Avedon beziehungsweise Guy Tillim und Heinrich Riebesehl.
Indem die Autorin die unterschiedlichen Herangehensweisen und Temperamente der Fotografen beschreibt, zeigt sie auch, dass es nicht zwangsläufig ein «richtig» oder «falsch» gibt. Robert Frank beispielsweise dachte schon von Anfang an in Bildstrecken, und die Vertreter der Straßenfotografie konnten mit den Bildern der «f.64»-Gruppe um Ansel Adams, Edward Weston und Imogen Cunningham nichts anfangen.
Immer wieder analysiert Martina Mettner ausgewählte Bilder und erklärt so Haltung und Herangehensweise von Fotopionieren und was eine Fotografie zum Meisterwerk macht. Ganz wesentlich geht es ihr um die zeitgenössische Fotografie. So erklärt sie anhand eines Bildes von Guy Tillim, was zeitgenössische Landschaftsfotografie ausmacht oder die originelle Herangehensweise von Corey Arnold, die sich aus seiner Arbeit als Berufsfischer ergibt oder der Schauspielerin Margarita Broich, die sich und ihre Kollegen in einem besonderen Moment fotografiert: unmittelbar dann, wenn sie von der Bühne abtreten und – noch gezeichnet von der Arbeit als Schauspieler – in die Garderobe kommen.
Ein wichtiger Teil des Buches sind praktische Tipps zur Realisierung freier Projekte. Hier verdichtet die Autorin noch einmal, was sie dem Leser en passant auf den Weg gegeben hat, gibt weitere Anregungen und warnt vor Fallen und Fehleinschätzungen, in die auch gestandene Fotografen offenbar immer wieder tappen.
«Fotografie mit Leidenschaft» ist nicht nur für Fotografen, die sich auf den Sprung zum Profi sehen, ein hilfreiches Buch. Amateure, denen es nicht mehr reicht, nur «schöne» Landschaftsbilder oder Porträts zu machen, die der Schwiegermutter zu gefallen, finden wertvolle Anregungen. Auch das sagt Martina Mettner deutlich: Nicht jeder, der Talent hat, soll Berufsfotograf werden. Und wer auf den Markt schielt, hat oft schon verloren. Ohnehin, sagt sie anhand historischer Beispiele, macht der Fotograf die beste Arbeit «generell für sich selbst.» Oft ist das der Weg ins Museum – wenn es auch meist nicht gleich das Moma ist.
... link (0 Kommentare) ... comment
Mittwoch, 9. Januar 2013
Daniel Odija - Auf offener Straße
thenoise, 20:11h
Schon der Name der Straße, in der Daniel Odijas Romans angesiedelt ist, zeigt, dass nicht alle Versprechungen eingehalten werden. Die ulica Długa, die Lange Straße, ist in Wirklichkeit sehr kurz. Aber sie hält viele Geschichten über die wenigen Bewohner bereit, die der junge polnische Autor in dichten Miniaturen erzählt.
Die wenigen Bewohner sind einander oft in Abneigung zugetan, oder sie ignorieren sich einfach. Keiner hat eine Perspektive. Die jungen Burschen bestreiten ihren Lebensunterhalt durch Diebstähle. Die drei Cebula-Schwestern, die jüngste von ihnen noch minderjährig, prostituieren sich für Praktisches wie Videorekorder und Bügeleisen, welche die Freier von ihren Beutezügen in der nächsten großen Stadt mitbringen. Menschen wie der kuriose Bettler Hobbit, der monatlich so viel Geld einnimmt wie ein Arbeiter an verdient, oder Gustav Chmara, der den Hinterhof begrünt, sind die Ausnahme – und vor allem nicht ohne Schattenseiten. Sobald Chamara seinen Hinterhof herausgeputzt hat, wird er zum Ordnungsfanatiker, der seine Umgebung tyrannisiert. Ohnehin sind Menschen wie Pattex die Regel. Der schnüffelt sich einfach aus dem Elend heraus.
Selbst in ihren Träumen finden sich die Bewohner der ulica Długa im Elend wieder. Hier hat kaum einer eine Perspektive. Ausbruchsversuche, die über den Seitensprung mit der Nachbarin hinausgehen, scheitern. Auch Kanada, den man so nennt, weil er mit einem Stipendium nach Amerika ausgewandert war, kehrte zurück «vielleicht weil er musste und seine Pläne nicht aufgegangen waren, falls er überhaupt welche gehabt hatte, auf jeden Fall begann er zu trinken.»
Daniel Odijas Text ist kein konventioneller Roman, sondern vielmehr eine Ansammlung von kurzen Geschichten, manchmal gar nur von knappen Momentaufnahmen. Odija schreibt äußerst verdichtete Kurzprosa, die reich an Bildern und treffenden Beschreibungen ist. Odijas Blick auf die Protagonisten ist nüchtern und distanziert. Er bemitleidet sie nicht, wertet sie aber auch nicht ab.
Mit bitterem Realismus, deren fotografische Pendants bei den Arbeiten von Robert Frank («The Americans») und Walker Evans («Let Us Now Praise Famous Men») liegen, zeigt Daniel Odija, dass sich für die zeitlos Ausgegrenzten auch durch den Wechsel der Herrschenden die Lebensbedingungen nicht verbessert haben.
Die wenigen Bewohner sind einander oft in Abneigung zugetan, oder sie ignorieren sich einfach. Keiner hat eine Perspektive. Die jungen Burschen bestreiten ihren Lebensunterhalt durch Diebstähle. Die drei Cebula-Schwestern, die jüngste von ihnen noch minderjährig, prostituieren sich für Praktisches wie Videorekorder und Bügeleisen, welche die Freier von ihren Beutezügen in der nächsten großen Stadt mitbringen. Menschen wie der kuriose Bettler Hobbit, der monatlich so viel Geld einnimmt wie ein Arbeiter an verdient, oder Gustav Chmara, der den Hinterhof begrünt, sind die Ausnahme – und vor allem nicht ohne Schattenseiten. Sobald Chamara seinen Hinterhof herausgeputzt hat, wird er zum Ordnungsfanatiker, der seine Umgebung tyrannisiert. Ohnehin sind Menschen wie Pattex die Regel. Der schnüffelt sich einfach aus dem Elend heraus.
Selbst in ihren Träumen finden sich die Bewohner der ulica Długa im Elend wieder. Hier hat kaum einer eine Perspektive. Ausbruchsversuche, die über den Seitensprung mit der Nachbarin hinausgehen, scheitern. Auch Kanada, den man so nennt, weil er mit einem Stipendium nach Amerika ausgewandert war, kehrte zurück «vielleicht weil er musste und seine Pläne nicht aufgegangen waren, falls er überhaupt welche gehabt hatte, auf jeden Fall begann er zu trinken.»
Daniel Odijas Text ist kein konventioneller Roman, sondern vielmehr eine Ansammlung von kurzen Geschichten, manchmal gar nur von knappen Momentaufnahmen. Odija schreibt äußerst verdichtete Kurzprosa, die reich an Bildern und treffenden Beschreibungen ist. Odijas Blick auf die Protagonisten ist nüchtern und distanziert. Er bemitleidet sie nicht, wertet sie aber auch nicht ab.
Mit bitterem Realismus, deren fotografische Pendants bei den Arbeiten von Robert Frank («The Americans») und Walker Evans («Let Us Now Praise Famous Men») liegen, zeigt Daniel Odija, dass sich für die zeitlos Ausgegrenzten auch durch den Wechsel der Herrschenden die Lebensbedingungen nicht verbessert haben.
... link (0 Kommentare) ... comment
Sonntag, 6. Januar 2013
Viel zu sehen und zu hören
Das Münchner Haus der Kunst widmet dem Plattenlabel ECM eine beachtliche Ausstellung
Das Münchner Haus der Kunst widmet dem Plattenlabel ECM eine beachtliche Ausstellung
thenoise, 20:18h
Die ECM New Series seien «die andere Bibliothek der Musik», schreibt Wolfgang Sandner im Katalog zur Ausstellung «ECM – Eine kulturelle Archäologie». Der Verweis des ehemaligen Musikredakteurs und Dozenten am Musikwissenschaftlichen Institut der Philipps-Universität Marburg verdeutlicht die Herangehensweise von Labelchef Manfred Eicher. Wie ein Buchverleger alten Schlags – den heute seltene Ausnahmen wie Gerhard Steidl verkörpern – macht er seine Produkte zum stimmigen Gesamtkunstwerk. Mit mehr als tausend Veröffentlichungen, von denen im Sinn der Werkpflege auch weniger gut verkäufliche weiterhin lieferbar sind, zählt ECM zweifellos zu den wichtigsten Labels für Jazz und Klassik. Die Ehrfurcht gebietende Wand mit den Mastertapes der Aufnahmen von Keith Jarrett, Chick Corea Jan Garbarek, Pat Metheny oder dem Art Ensemble of Chicago, im ersten Raum der Ausstellung aufgebaut, ist dafür ein eindrückliches Zeugnis.
Don Cherry und Manfred Eicher im Tonstudio Bauer in Ludwigsburg, 1978
(Photo: Roberto Masotti)
Die Ausstellung im Münchner Haus der Kunst ist eine Huldigung. Die fotografischen Zeugnisse des Auf- und Ausbruchs von Musikern wie Mal Waldron, Derek Bailey, Dave Holland und dem Art Ensemble of Chicago werden im gediegenen Passepartout staatstragend präsentiert. Auszüge aus Partituren von wegweisenden Aufnahmen fehlen ebensowenig wie der Dokumentarfilm «See the Music» mit Manfred Eicher als Bassist, Interviews mit dem jungen Keith Jarrett und zahlreiche Stationen mit Hörproben aus dem reichhaltigen Programm. Auch die Zusammenarbeit mit dem Nouvelle-Vague-Regisseur Jean-Luc Godard und die filmische Arbeit der Sängerin Meredith Monk werden präsentiert. Die Erkundungstour, zu der die Ausstellung einlädt, ist abwechslungsreich und bietet vielfältige Zugangsmöglichkeiten – eine Offenheit, die ECM vorlebt und dem Label entspricht. So ist Eicher, der ursprünglich improvisierten Jazz in der Qualität von Klassikaufnahmen bieten wollte, längst zu einem gewichtigen Anbieter im Klassik-Markt geworden, mit Vertretern wie Arvo Pärt für die zeitgenössische Musik und Bach-Interpretationen von András Schiff.
ECM-Mastertapes (Foto: Wilfried Petzi, 2012)
«ECM – Eine kulturelle Archäologie» ist eine gelungene Rückschau, die – etwa mit der Präsentation der Filme und Konzertmitschnitte von Meredith Monk – auch sonst nur schwer zugängliche Arbeiten bietet. Die Ausstellung arbeitet vorwiegend mit Artefakten, bietet aber auch einen neuen, extra für die Ausstellung in Auftrag gegebenen Videoessay des Künstlerkollektivs Otolith Group. Diese hat sich dazu von drei Alben inspirieren lassen, die das Trio Codona (Don Cherry, Collin Walcott und Naná Vasconselos) zwischen 1978 und 1982 aufnahm. Das bringt die damalige Stimmung der Erneuerung mit einer aktuellen Sichtweise zusammen. Gleichzeitig verbindet diese Arbeit Film und Musik – und greift so eine Verbindung auf, die auch Manfred Eicher in der Zusammenarbeit mit Jean-Luc Godard vorgemacht hat.
Der informative Katalog mit vielen Bildern beleuchtet die Geschichte des Labels in Essays und einem Roundtable-Gespräch mit ECM-Gründer Manfred Eicher, Okwui Enwezor (Leiter Haus der Kunst und Kurator der Ausstellung), Steve Lake (Produzent für ECM), dem Journalisten Karl Lippegaus und dem Kommunikationsberater und ehemaligem Musikpublizisten Markus Müller. Er bietet auch eine umfassende Chronologie und Diskografie des Labels ECM.
Don Cherry und Manfred Eicher im Tonstudio Bauer in Ludwigsburg, 1978
(Photo: Roberto Masotti)
Die Ausstellung im Münchner Haus der Kunst ist eine Huldigung. Die fotografischen Zeugnisse des Auf- und Ausbruchs von Musikern wie Mal Waldron, Derek Bailey, Dave Holland und dem Art Ensemble of Chicago werden im gediegenen Passepartout staatstragend präsentiert. Auszüge aus Partituren von wegweisenden Aufnahmen fehlen ebensowenig wie der Dokumentarfilm «See the Music» mit Manfred Eicher als Bassist, Interviews mit dem jungen Keith Jarrett und zahlreiche Stationen mit Hörproben aus dem reichhaltigen Programm. Auch die Zusammenarbeit mit dem Nouvelle-Vague-Regisseur Jean-Luc Godard und die filmische Arbeit der Sängerin Meredith Monk werden präsentiert. Die Erkundungstour, zu der die Ausstellung einlädt, ist abwechslungsreich und bietet vielfältige Zugangsmöglichkeiten – eine Offenheit, die ECM vorlebt und dem Label entspricht. So ist Eicher, der ursprünglich improvisierten Jazz in der Qualität von Klassikaufnahmen bieten wollte, längst zu einem gewichtigen Anbieter im Klassik-Markt geworden, mit Vertretern wie Arvo Pärt für die zeitgenössische Musik und Bach-Interpretationen von András Schiff.
ECM-Mastertapes (Foto: Wilfried Petzi, 2012)
«ECM – Eine kulturelle Archäologie» ist eine gelungene Rückschau, die – etwa mit der Präsentation der Filme und Konzertmitschnitte von Meredith Monk – auch sonst nur schwer zugängliche Arbeiten bietet. Die Ausstellung arbeitet vorwiegend mit Artefakten, bietet aber auch einen neuen, extra für die Ausstellung in Auftrag gegebenen Videoessay des Künstlerkollektivs Otolith Group. Diese hat sich dazu von drei Alben inspirieren lassen, die das Trio Codona (Don Cherry, Collin Walcott und Naná Vasconselos) zwischen 1978 und 1982 aufnahm. Das bringt die damalige Stimmung der Erneuerung mit einer aktuellen Sichtweise zusammen. Gleichzeitig verbindet diese Arbeit Film und Musik – und greift so eine Verbindung auf, die auch Manfred Eicher in der Zusammenarbeit mit Jean-Luc Godard vorgemacht hat.
Der informative Katalog mit vielen Bildern beleuchtet die Geschichte des Labels in Essays und einem Roundtable-Gespräch mit ECM-Gründer Manfred Eicher, Okwui Enwezor (Leiter Haus der Kunst und Kurator der Ausstellung), Steve Lake (Produzent für ECM), dem Journalisten Karl Lippegaus und dem Kommunikationsberater und ehemaligem Musikpublizisten Markus Müller. Er bietet auch eine umfassende Chronologie und Diskografie des Labels ECM.
... link (2 Kommentare) ... comment
Donnerstag, 3. Januar 2013
Bruce Barnbaum - Die Kunst der Fotografie
thenoise, 21:34h
Viele Fotografen orientieren sich an Regeln, die sie zu besseren Bildern führen sollen. Dann nehmen sie das Motiv nie in die Bildmitte, sondern ordnen es im Goldenen Schnitt an. Auch der Horizont wird in ihren Bildern nie mittig angeordnet. Und ein Schwarzweißfoto finden sie nur dann perfekt, wenn es den ganzen Tonumfang vom reinen Schwarz bis zum vollkommenen Weiß bietet. Es ist dieses «kleine Einmaleins», das viele Amateure zum Credo erheben. Dabei sind es gerade diese Orientierungshilfen, die dafür sorgen, dass sie mittelmäßige Fotografen bleiben.
Bruce Barnbaum liegt dieser formalistische Ansatz überhaupt nicht. Er fordert nachdrücklich zum Regelbruch auf – und belegt mit formal perfekten Bildern die Sinnlosigkeit so mancher Regel. Sein Ansatz ist ein höchst persönlicher: Ein gutes, aussagekräftiges und künstlerisch wertvolles Foto gelingt nur dann, wenn der Fotograf nicht nur ein Abbild schaffen möchte, sondern wenn er eine Aussage hat.
Dass dies leichter gesagt als getan ist, weiß auch Bruce Barnbaum. Deshalb nimmt er den Leser mit auf eine Reise durch seine eigene Entwicklung. Immer wieder betont er wie lange er sich bestimmten Motiven widmet, sie immer differenzierter entdecken muss, bis ihm die Bilder gelingen, die er auch in seinen Ausstellungen präsentiert.
Die Begeisterung, immer wieder Neues zu entdecken, seine Arbeit zu hinterfragen und sich beständig weiterzuentwickeln, ist der Schlüssel zum Erfolg. Und diese Begeisterung vermittelt er in seinem Buch «Die Kunst der Fotografie» in jedem Kapitel, in dem er seine Thesen mit zahlreichen meisterhaften Fotos belegt.
Natürlich kann Bruce Barnbaum mit seinem Lehrbuch keinem Fotografen den mühevollen Weg zum eigenen fotografischen Ausdruck abnehmen. Aber seine Ratschläge sind einleuchtend und seine Tipps sollten es ambitionierten Fotografen leicht machen, vielleicht liebgewonnene Regeln über Bord zu werfen und mögliche Motive mit anderen Augen zu sehen.
Ein wesentlicher Bestandteil des Buches sind handfeste Beschreibungen der Grundlagen der Fotografie, die von Kontrasten, Tonwerten und Schärfentiefe bis hin zu Farben, Filtern und der Ausbelichtung sowie der digitalen Bildbearbeitung reicht. Doch auch diese formalen Grundlagen stellt der amerikanische Fotograf und Workshop-Leiter immer in den Zusammenhang der kreativen, künstlerischen Arbeit.
Bruce Barnbaums «Die Kunst der Fotografie» ist ein wichtiges Grundlagenwerk und gleichzeitig ein opulenter Bildband. Es ist eine Schule des Sehens sowie ein Lehrbuch und Nachschlagewerk, das elementare Grundlagen der Bilderstellung vermittelt. Nicht zuletzt animiert es den Leser dazu, seine Haltung zu hinterfragen, sich eigene Aufgaben zu stellen und einen eigenen Stil zu finden.
Bruce Barnbaum liegt dieser formalistische Ansatz überhaupt nicht. Er fordert nachdrücklich zum Regelbruch auf – und belegt mit formal perfekten Bildern die Sinnlosigkeit so mancher Regel. Sein Ansatz ist ein höchst persönlicher: Ein gutes, aussagekräftiges und künstlerisch wertvolles Foto gelingt nur dann, wenn der Fotograf nicht nur ein Abbild schaffen möchte, sondern wenn er eine Aussage hat.
Dass dies leichter gesagt als getan ist, weiß auch Bruce Barnbaum. Deshalb nimmt er den Leser mit auf eine Reise durch seine eigene Entwicklung. Immer wieder betont er wie lange er sich bestimmten Motiven widmet, sie immer differenzierter entdecken muss, bis ihm die Bilder gelingen, die er auch in seinen Ausstellungen präsentiert.
Die Begeisterung, immer wieder Neues zu entdecken, seine Arbeit zu hinterfragen und sich beständig weiterzuentwickeln, ist der Schlüssel zum Erfolg. Und diese Begeisterung vermittelt er in seinem Buch «Die Kunst der Fotografie» in jedem Kapitel, in dem er seine Thesen mit zahlreichen meisterhaften Fotos belegt.
Natürlich kann Bruce Barnbaum mit seinem Lehrbuch keinem Fotografen den mühevollen Weg zum eigenen fotografischen Ausdruck abnehmen. Aber seine Ratschläge sind einleuchtend und seine Tipps sollten es ambitionierten Fotografen leicht machen, vielleicht liebgewonnene Regeln über Bord zu werfen und mögliche Motive mit anderen Augen zu sehen.
Ein wesentlicher Bestandteil des Buches sind handfeste Beschreibungen der Grundlagen der Fotografie, die von Kontrasten, Tonwerten und Schärfentiefe bis hin zu Farben, Filtern und der Ausbelichtung sowie der digitalen Bildbearbeitung reicht. Doch auch diese formalen Grundlagen stellt der amerikanische Fotograf und Workshop-Leiter immer in den Zusammenhang der kreativen, künstlerischen Arbeit.
Bruce Barnbaums «Die Kunst der Fotografie» ist ein wichtiges Grundlagenwerk und gleichzeitig ein opulenter Bildband. Es ist eine Schule des Sehens sowie ein Lehrbuch und Nachschlagewerk, das elementare Grundlagen der Bilderstellung vermittelt. Nicht zuletzt animiert es den Leser dazu, seine Haltung zu hinterfragen, sich eigene Aufgaben zu stellen und einen eigenen Stil zu finden.
... link (0 Kommentare) ... comment
Sonntag, 30. Dezember 2012
Unterbiberger Hofmusik – Bavaturka
thenoise, 16:46h
Je weiter die Traditionen auseinander liegen, desto näher rücken sie wieder zusammen. Die Unterbiberger Hofmusik verschmilzt bayerische Blasmusik mit türkischen Klängen.
Auch die Welt der Musik ist rund – dadurch rücken die Traditionen zusammen, je weiter sie auseinander liegen. Wie vorzüglich bayrische und türkische Musik harmonieren kann, hat die Unterbiberger Hofmusik schon in ihrem Album «Made in Germany» (2010) anklingen lassen und im vergangenen Jahr bei einem Konzert mit dem türkischen Chor und Orchester Armoni Ahenk gezeigt.
Mit ihrem aktuellen Album «Bavaturka» vertieft die Gruppe die bayrisch-türkischen Beziehungen. Dabei greifen sie nicht nur türkische Volkslieder wie das mit seinem Kinderlied-Charakter einfache «Daǧlar gibi dalgari» oder den Volkstanz «Mahur Zeybek» auf. In anderen Kompositionen, die der Komponist Kubilay Üner beigesteuert hat, vermischen sich die unterschiedlichen Traditionen direkt und am überzeugendsten. Das ist kein Zufall: Der in Los Angeles arbeitende Komponist mit türkischen Wurzeln ist in München geboren. Sein Stücke «Dere Geliyor» beruht auf einem Volkslied aus Thrakien, dem europäischen Teil der Türkei, und einem Lied aus dem Bayerischen Wald. Neben diese Crossover-Stücke stellt die Unterbiberger Hofmusik ganz selbstverständlich ihre Interpretationen bayerischer Volkslieder, neue Kompositionen im traditionellen Stil oder auch Jay Ashbys Beschäftigung mit armenischen Volkstänzen. Neben Ashby, der bei einigen Stücken auch Posaune und Perkussion spielt, gibt es noch weitere alte Bekannte: den wie immer quirligen und ideenreichen Trompeter Matthias Schriefl und den Oud-Spieler Şeref Dalyanoǧlu.
Noch sind die Unterbiberger in der türkischen Musik nicht vollends aufgegangen. Deren Dialekt geht ihnen – das ist mehr als verständlich – noch nicht so leicht von der Hand wie der eigene. Auch ohne den direkten Vergleich des Konzertmitschnitts mit dem Armoni-Ahenk-Chor und dem Türkischen Radioorchester merkt man, dass es ihrem Spiel noch an der Selbstverständlichkeit fehlt, die die Stücke so richtig «swingen» lassen würde. Allerdings hat es sich die Unterbiberger Hofmusik auch nicht einfach gemacht und sich weit aus dem Fenster gelehnt: Sie singen auch auf Türkisch. Die Unterbiberger Hofmusik hat ein neues Kapitel im großen Buch der Weltmusik begonnen und sie haben im Sinn, einen Fortsetzungsroman zu schreiben. Der erste Teil ist überaus gelungen, auf die weiteren darf man gespannt sein.
Auch die Welt der Musik ist rund – dadurch rücken die Traditionen zusammen, je weiter sie auseinander liegen. Wie vorzüglich bayrische und türkische Musik harmonieren kann, hat die Unterbiberger Hofmusik schon in ihrem Album «Made in Germany» (2010) anklingen lassen und im vergangenen Jahr bei einem Konzert mit dem türkischen Chor und Orchester Armoni Ahenk gezeigt.
Mit ihrem aktuellen Album «Bavaturka» vertieft die Gruppe die bayrisch-türkischen Beziehungen. Dabei greifen sie nicht nur türkische Volkslieder wie das mit seinem Kinderlied-Charakter einfache «Daǧlar gibi dalgari» oder den Volkstanz «Mahur Zeybek» auf. In anderen Kompositionen, die der Komponist Kubilay Üner beigesteuert hat, vermischen sich die unterschiedlichen Traditionen direkt und am überzeugendsten. Das ist kein Zufall: Der in Los Angeles arbeitende Komponist mit türkischen Wurzeln ist in München geboren. Sein Stücke «Dere Geliyor» beruht auf einem Volkslied aus Thrakien, dem europäischen Teil der Türkei, und einem Lied aus dem Bayerischen Wald. Neben diese Crossover-Stücke stellt die Unterbiberger Hofmusik ganz selbstverständlich ihre Interpretationen bayerischer Volkslieder, neue Kompositionen im traditionellen Stil oder auch Jay Ashbys Beschäftigung mit armenischen Volkstänzen. Neben Ashby, der bei einigen Stücken auch Posaune und Perkussion spielt, gibt es noch weitere alte Bekannte: den wie immer quirligen und ideenreichen Trompeter Matthias Schriefl und den Oud-Spieler Şeref Dalyanoǧlu.
Noch sind die Unterbiberger in der türkischen Musik nicht vollends aufgegangen. Deren Dialekt geht ihnen – das ist mehr als verständlich – noch nicht so leicht von der Hand wie der eigene. Auch ohne den direkten Vergleich des Konzertmitschnitts mit dem Armoni-Ahenk-Chor und dem Türkischen Radioorchester merkt man, dass es ihrem Spiel noch an der Selbstverständlichkeit fehlt, die die Stücke so richtig «swingen» lassen würde. Allerdings hat es sich die Unterbiberger Hofmusik auch nicht einfach gemacht und sich weit aus dem Fenster gelehnt: Sie singen auch auf Türkisch. Die Unterbiberger Hofmusik hat ein neues Kapitel im großen Buch der Weltmusik begonnen und sie haben im Sinn, einen Fortsetzungsroman zu schreiben. Der erste Teil ist überaus gelungen, auf die weiteren darf man gespannt sein.
... link (0 Kommentare) ... comment
... older stories