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Sonntag, 2. Oktober 2011
Roland Tchakounté - Blues Menessen
thenoise, 21:32h
Den Blues hat der Kameruner Gitarrist erst spät für sich entdeckt: Erst vor rund zehn Jahren hörte er in einem Einkaufszentrum John Lee Hookers «Crawling Kind Snake» - eine Erweckung für den Musiker, der schon als Teenager Gitarre spielte und eine eigene Band leitete. Noch in seiner Heimat eiferte er Soulgrößen wie James Brown und Wilson Picket nach. Nachdem er Ende der 1980er-Jahre nach Frankreich kam, versuchte sich Roland Tchakounté in einer Mischung aus Soul und Rock.
John Lee Hookers Musik - angeblich schätzte Tchakounté den Gitarristen anfangs als Afrikaner mit einem amerikanisierten Namen ein - hat seiner Arbeit eine neue Richtung gegeben. Er begann, den rohen Blues-Klang mit seiner Muttersprache Bamiléké zu verbinden. Doch abgesehen davon dringen heimische Einflüsse allenfalls indirekt durch, etwa wenn sich in «A Tchann» die Percussion an tribalistische Rhythmen anlehnt. Wirklich grob und erdig ist der Blues von Roland Tchakounté auch nicht mehr. Dafür spielt er zu subtil, zu nuanciert und immer wieder hart an der Grenze zum Pop. Das morgenneblich verhangene «Hum Hum» etwa würde auch als leicht schwermütiger Mark-Knopfler-Song durchgehen. Wie dieser schüttelt er die Licks leicht und lässig aus dem Ärmel. Und auch die Mitmusiker achten darauf, dass sie der Musik neben einer Portion Gefälligkeit einen Schuss Originalität mitgeben.
John Lee Hookers Musik - angeblich schätzte Tchakounté den Gitarristen anfangs als Afrikaner mit einem amerikanisierten Namen ein - hat seiner Arbeit eine neue Richtung gegeben. Er begann, den rohen Blues-Klang mit seiner Muttersprache Bamiléké zu verbinden. Doch abgesehen davon dringen heimische Einflüsse allenfalls indirekt durch, etwa wenn sich in «A Tchann» die Percussion an tribalistische Rhythmen anlehnt. Wirklich grob und erdig ist der Blues von Roland Tchakounté auch nicht mehr. Dafür spielt er zu subtil, zu nuanciert und immer wieder hart an der Grenze zum Pop. Das morgenneblich verhangene «Hum Hum» etwa würde auch als leicht schwermütiger Mark-Knopfler-Song durchgehen. Wie dieser schüttelt er die Licks leicht und lässig aus dem Ärmel. Und auch die Mitmusiker achten darauf, dass sie der Musik neben einer Portion Gefälligkeit einen Schuss Originalität mitgeben.
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Samstag, 1. Oktober 2011
Baba Zula - Gecekondu
thenoise, 00:20h
Die Istanbuler Gruppe um Murat Ertel verbindet orientalische Instrumente und Klänge mit westlichen Einflüssen zu einer eigenwilligen, meist psychedelisch angehauchten Melange. Die mitunter überaus langen und durchweg entspannt-groovigen Stücke vermitteln die angenehme Trägheit des Dämmerzustands an einem staubig-heißen Tag. Geeignet den Hörer wohlig zu umnebeln, scheint es in Baba Zulas Wasserpfeife mehr zu geben als parfümierten Tabak.
Musikalisch drehen Baba Zula ihr Rad einfach weiter. Warum auch neu erfinden, wenn es noch Optimierungspotenzial gibt? Auf Baba Zula gemünzt bedeutet das, dass man mit Arrangements und anderen Gastmusikern zu überzeugenden Ergebnissen kommt, ohne gleich alles Bisherige über den Haufen werfen zu müssen. Wie bisher setzen Baba Zula (zum Teil elektrifizierte) traditionelle Instrumente ebenso ein wie Samples. Mit dabei sind wieder einige Gäste - etwa der norwegische Pianist Bugge Wesseltoft und der französische weltmusikalische Grenzgänger Thierry «Titi» Robin.
Baba Zula mögen mit ihrem Album daran erinnern wollen, dass vieles Interessante dem Wilden und Ungeplanten entspringt -- genau wie die Gecekondu, die über Nacht erstellten, illegalen und meist wenig ansehnlichen Bauten, die rasch zu ganzen ärmlichen Stadtvierteln anwachsen. Ihre Lieder sind keineswegs so roh gezimmert und bieten mehr als den - wenn überhaupt vorhanden - derben und kaum sichtbaren Charme der Gecekondu.
Musikalisch drehen Baba Zula ihr Rad einfach weiter. Warum auch neu erfinden, wenn es noch Optimierungspotenzial gibt? Auf Baba Zula gemünzt bedeutet das, dass man mit Arrangements und anderen Gastmusikern zu überzeugenden Ergebnissen kommt, ohne gleich alles Bisherige über den Haufen werfen zu müssen. Wie bisher setzen Baba Zula (zum Teil elektrifizierte) traditionelle Instrumente ebenso ein wie Samples. Mit dabei sind wieder einige Gäste - etwa der norwegische Pianist Bugge Wesseltoft und der französische weltmusikalische Grenzgänger Thierry «Titi» Robin.
Baba Zula mögen mit ihrem Album daran erinnern wollen, dass vieles Interessante dem Wilden und Ungeplanten entspringt -- genau wie die Gecekondu, die über Nacht erstellten, illegalen und meist wenig ansehnlichen Bauten, die rasch zu ganzen ärmlichen Stadtvierteln anwachsen. Ihre Lieder sind keineswegs so roh gezimmert und bieten mehr als den - wenn überhaupt vorhanden - derben und kaum sichtbaren Charme der Gecekondu.
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Donnerstag, 29. September 2011
Aglaja Veteranyi – Warum das Kind in der Polenta kocht
thenoise, 00:44h
Es ist ein bezaubernder Roman, dessen außergewöhnliche Leichtigkeit in krassem Gegensatz zum Thema steht: die Flucht aus einem totalitären Land mit all ihren Hoffnungen und unerfüllten Träumen, über denen die Angst vor dem Tod der Mutter liegt. Die in Rumänien geborene Autorin erzählt in ihrem 1999 erschienenen Debütroman vom Fremd- und Einsamsein, verlassen vom Vater und gequält im Kinderheim. Um sich von den Todesvorstellungen abzulenken, weil sie den Absturz der Mutter fürchtet, die Zirkusartistin ist, denkt sich die Tochter Schauergeschichten aus - solche wie die vom Kind, das in der Polenta kocht.
Aglaja Vetaranyi, Tochter eines Clowns und einer Zirkusartistin, erzählt die autobiographisch gefärbte Geschichte mit eindringlichen Worten in einer scheinbar kindlich-naiven Sprache, nicht opulent ausformuliert, sondern im Kurzprosa-Stil. Die atmosphärisch dichte Umsetzung des Hörspiels dürfte auch der Intention der 2002 aus dem Leben geschiedenen Autorin entsprechen. Einfühlsam gesprochen und mit reduzierter Geräuschkulisse, ist auch das Hörspiel gleichermaßen luftig-leicht und aufwühlend.
Aglaja Vetaranyi, Tochter eines Clowns und einer Zirkusartistin, erzählt die autobiographisch gefärbte Geschichte mit eindringlichen Worten in einer scheinbar kindlich-naiven Sprache, nicht opulent ausformuliert, sondern im Kurzprosa-Stil. Die atmosphärisch dichte Umsetzung des Hörspiels dürfte auch der Intention der 2002 aus dem Leben geschiedenen Autorin entsprechen. Einfühlsam gesprochen und mit reduzierter Geräuschkulisse, ist auch das Hörspiel gleichermaßen luftig-leicht und aufwühlend.
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Samstag, 27. August 2011
Der erste Schnee, ich wünsche mir den Frühling wieder.
thenoise, 21:09h
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Sonntag, 21. August 2011
Peter Schanz - 87 Tage blau
thenoise, 10:53h
Viele Farben blau hat Peter Schanz auf seiner Weltreise gesehen. In 87 Tagen hat er die Welt auf einem Frachtschiff umrundet. Fotografiert hat er nicht Kapitän und Koch, nicht das Leben auf dem Schiff und auch nicht Container und Kajüte. Festgehalten hat er dafür umso konsequenter das Wasser: mal tiefblau, mal grün, mal flach wie eine Leinwand und dann wieder mit gischtgekräuselten Wellen.
Auch wenn es längst nicht mehr ungewöhnlich ist, die Meere als Gast auf einem Frachtschiff zu überqueren, ist «87 Tage blau» in jeder Hinsicht ein besonderes Reisetagebuch. Das liegt am einzigen Sujet des Buches, dem Wasser. Es liegt aber ebenso an den kurzen tagebuchartigen poetischen Betrachtungen des Autors, die gleichberechtigt neben den Bildern stehen. Mal erzählt Schanz vom Leben an Bord, dann wieder mit Sachinformationen angereicherte Reiseeindrücke oder Reflektionen. Die Texte sind überaus kurz unter einem für einen Bildband vergleichsweise kleinen Aufnahmen – Amuse bouche, an denen man sich nach und nach satt-sehen und auch satt-lesen kann.
Auch wenn es längst nicht mehr ungewöhnlich ist, die Meere als Gast auf einem Frachtschiff zu überqueren, ist «87 Tage blau» in jeder Hinsicht ein besonderes Reisetagebuch. Das liegt am einzigen Sujet des Buches, dem Wasser. Es liegt aber ebenso an den kurzen tagebuchartigen poetischen Betrachtungen des Autors, die gleichberechtigt neben den Bildern stehen. Mal erzählt Schanz vom Leben an Bord, dann wieder mit Sachinformationen angereicherte Reiseeindrücke oder Reflektionen. Die Texte sind überaus kurz unter einem für einen Bildband vergleichsweise kleinen Aufnahmen – Amuse bouche, an denen man sich nach und nach satt-sehen und auch satt-lesen kann.
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