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Donnerstag, 24. Februar 2011
Wire, 23.2.2011
thenoise, 09:32h
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Sonntag, 20. Februar 2011
Emotion statt Information: «The Green Wave»
Ali Samadi Ahadi rüttelt auf, statt Hintergrund zu liefern
Ali Samadi Ahadi rüttelt auf, statt Hintergrund zu liefern
thenoise, 20:08h
Ali Samadi Ahadi steht - von «uns» aus gesehen - auf der richtigen Seite. Daher muss er sich bei der Vorabpräsentation seines Films «The Green Wave» im Münchner Arri-Kino keine kritischen Fragen gefallen lassen und auch die Arbeit zu seinem Film nicht erklären. Die Fragen drehen sich vor allem um die aktuelle Lage in den muslimischen Ländern.
Ali Samadi Ahadi beim «Best.Doks»-Auftakt: gefeiert statt hinterfragt.
Ali Samadi Ahadis Film ist zweifellos bewegend. Aber neben einigen handwerklichen Mängeln (so gibt es keine Hintergrundinformationen zu seinen Gesprächspartnern und dass diese alle im Exil leben, entdeckt man erst im Lauf des Films) ist «The Green Wave» kaum mehr als ein Film gegen die iranische Regierung. Ein solcher mag notwendig sein. Ich hätte mir eine differenziertere Betrachtung gewünscht und einen Gutteil der gebotenen Emotion gerne gegen mehr Information und Analyse getauscht. Ahadis Haltung mag zwar vielen Gutmenschen wichtig sein, aber die Emotionen werden durch während oder nach den Demonstrationen eingestellten Bildern und Filmen auf Internetplattformen und durch die aktuelle Medienberichterstattung zur Genüge vermittelt.
Immerhin: Wer es nicht vorher wusste, erfährt, wie stark und energiegeladen die «Grüne Bewegung» vor den Wahlen war und welch brutale Wandlung die iranischen Führer vollzogen haben.
Dennoch: Selbst wenn der Film durch die aktuellen Proteste in Iran brandaktuell wirkt, ist «The Green Wave» eine Rückschau und liefert weder für die Proteste des Jahres 2009 und schon gar nicht für die aktuellen fundierte Erklärungen oder Hintergrundinformationen.
Ali Samadi Ahadi beim «Best.Doks»-Auftakt: gefeiert statt hinterfragt.
Ali Samadi Ahadis Film ist zweifellos bewegend. Aber neben einigen handwerklichen Mängeln (so gibt es keine Hintergrundinformationen zu seinen Gesprächspartnern und dass diese alle im Exil leben, entdeckt man erst im Lauf des Films) ist «The Green Wave» kaum mehr als ein Film gegen die iranische Regierung. Ein solcher mag notwendig sein. Ich hätte mir eine differenziertere Betrachtung gewünscht und einen Gutteil der gebotenen Emotion gerne gegen mehr Information und Analyse getauscht. Ahadis Haltung mag zwar vielen Gutmenschen wichtig sein, aber die Emotionen werden durch während oder nach den Demonstrationen eingestellten Bildern und Filmen auf Internetplattformen und durch die aktuelle Medienberichterstattung zur Genüge vermittelt.
Immerhin: Wer es nicht vorher wusste, erfährt, wie stark und energiegeladen die «Grüne Bewegung» vor den Wahlen war und welch brutale Wandlung die iranischen Führer vollzogen haben.
Dennoch: Selbst wenn der Film durch die aktuellen Proteste in Iran brandaktuell wirkt, ist «The Green Wave» eine Rückschau und liefert weder für die Proteste des Jahres 2009 und schon gar nicht für die aktuellen fundierte Erklärungen oder Hintergrundinformationen.
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Montag, 14. Februar 2011
Das Lied zum Montag: «Faryaad»
Arash Sasan & Friends in der Blackbox
Arash Sasan & Friends in der Blackbox
thenoise, 23:07h
War es Zufall, dass Arash Sasan sein Konzert genau zwischen die offiziellen Feierlichkeiten zum Jahrestag der iranischen Revolution und den ungenehmigten Demonstrationen am heutigen Montag gelegt hat? Der in München lebende Gitarrist und Sänger zeigt mit seinem Lied «Faryaad» ("Schrei"), dass er auf Seiten der 'Grünen Bewegung' steht. Das weist ihn jedoch längst nicht als politischen Musiker aus, sondern macht nur deutlich, dass jede Meinungsäußerung politisch ist, wenn sie ein totalitäres Regime betrifft.
Arash Sasan
Natürlich kommt Arash Sasan nicht umhin, «Faryaad» zu spielen. Er freue sich, dass die Ägypter ihren Zug nach Hause gebracht hätten, leitet er das Stück mit bewegter Stimme ein, «und ich hoffe, dass er in Iran auch bald ans Ziel kommt».
Benedikt Jahnel
Doch auch wenn er Position bezieht: Arash Sasan auf die Rolle des politischen Liedermachers zu reduzieren, wäre falsch. Er interpretiert neben eigenen Liedern Texte der iranischen Hauspoeten Hafez und Saadi genauso wie Volkslieder. Dass auch diese wie ein politisches Statement wirken, liegt an den äußeren Umständen. Eines der ergreifendsten Lieder des Abends, ein Volkslied aus dem Kaukasus, ist das Lied eines jungen Mannes, der um seine Liebste trauert - die nur durch Selbstmord der Zwangsverheiratung entgehen konnte. Ein anderes, elektrisierend frivol umgesetztes Lied dreht sich um ein Liebespaar, das - begünstigt durch eine frostig-kalte Nacht - zusammenfindet.
Undenkbar, solche Lieder in Sasans Heimat außerhalb von illegalen Untergrund-Aufführungen zu hören. Und trotzdem: Hier spricht in erster Linie die Musik, der Rest ergibt sich mitunter bloß durch die Verhältnisse. Der Flamenco-Liebhaber Arash Sasan verbindet orientalische Melodien mit westlichen Harmonien, begleitet seine Lieder mit klassischen Arpeggien genauso wie mit rhythmischen Einwürfen. Arash Sasans Stimme ist fest und voll, aber gleichzeitig überaus gefühlsbetont und oft mit dem passend melancholischen Ton.
Guido May
Auch seine Freunde sind eine Klasse für sich. Besonders der umtriebige, mehrfach ausgezeichnete Jazzpianist Benedikt Jahnel und Guido May am Schlagzeug (der neben anderen auch Diana Krall, Pee Wee Ellis oder Till Brönner unterstützte) begeistern mit Raffinesse und Spielwitz.
Arash Sasan und seine Freunde haben mit ihren raffiniert gefühlvollen Interpretationen ihre eigene musikalische Welt erschaffen und die nüchtern-neutrale Blackbox in einen poetischen Raum verwandelt.
Peter Cudek
Arash Sasan
Natürlich kommt Arash Sasan nicht umhin, «Faryaad» zu spielen. Er freue sich, dass die Ägypter ihren Zug nach Hause gebracht hätten, leitet er das Stück mit bewegter Stimme ein, «und ich hoffe, dass er in Iran auch bald ans Ziel kommt».
Benedikt Jahnel
Doch auch wenn er Position bezieht: Arash Sasan auf die Rolle des politischen Liedermachers zu reduzieren, wäre falsch. Er interpretiert neben eigenen Liedern Texte der iranischen Hauspoeten Hafez und Saadi genauso wie Volkslieder. Dass auch diese wie ein politisches Statement wirken, liegt an den äußeren Umständen. Eines der ergreifendsten Lieder des Abends, ein Volkslied aus dem Kaukasus, ist das Lied eines jungen Mannes, der um seine Liebste trauert - die nur durch Selbstmord der Zwangsverheiratung entgehen konnte. Ein anderes, elektrisierend frivol umgesetztes Lied dreht sich um ein Liebespaar, das - begünstigt durch eine frostig-kalte Nacht - zusammenfindet.
Undenkbar, solche Lieder in Sasans Heimat außerhalb von illegalen Untergrund-Aufführungen zu hören. Und trotzdem: Hier spricht in erster Linie die Musik, der Rest ergibt sich mitunter bloß durch die Verhältnisse. Der Flamenco-Liebhaber Arash Sasan verbindet orientalische Melodien mit westlichen Harmonien, begleitet seine Lieder mit klassischen Arpeggien genauso wie mit rhythmischen Einwürfen. Arash Sasans Stimme ist fest und voll, aber gleichzeitig überaus gefühlsbetont und oft mit dem passend melancholischen Ton.
Guido May
Auch seine Freunde sind eine Klasse für sich. Besonders der umtriebige, mehrfach ausgezeichnete Jazzpianist Benedikt Jahnel und Guido May am Schlagzeug (der neben anderen auch Diana Krall, Pee Wee Ellis oder Till Brönner unterstützte) begeistern mit Raffinesse und Spielwitz.
Arash Sasan und seine Freunde haben mit ihren raffiniert gefühlvollen Interpretationen ihre eigene musikalische Welt erschaffen und die nüchtern-neutrale Blackbox in einen poetischen Raum verwandelt.
Peter Cudek
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Mittwoch, 2. Februar 2011
Caroline Henderson - Keeper Of The Flame
thenoise, 12:40h
Angenehm nostalgisch mit einem Hauch Zeitlosigkeit: Caroline Henderson eignet sich Jazz-Klassiker wie Duke Ellingtons «Caravan» und Popsongs wie «This Is Love» von PJ Harvey an. «Get Out Of Town» (Cole Porter) verbreitet Bar-Atmosphäre, und die Eigenkomposition «Evolution» bringt mit ihrer stupenden Akkordbegleitung auf dem Klavier ein wenig Seventies-Pop-Stimmung. Hendersons Interpretation von Tom Waits' «Yesterday Is Here» steht dem Original in nichts nach. Nur selten werden - wie «Evolution» - die Songs etwas gar plakativ oder gar süßlich, wie etwa das Dylan-Cover «Ring Them Bells» mit seinem an Kitsch grenzenden Chor. Besonders eindringlich wirken die in reduzierter Besetzung eingespielten Stücke, aber auch die immer wieder eingesetzten Bläsersätze gefallen.
Die Meriten für das Album mit ausnahmslos langsamen Stücken darf sich die Sängerin mit den Musikern teilen: Ihre passend zu Hendersons Stimme durchweg leicht unterkühlt wirkende, eigenständige Begleitung ist ein unverzichtbarer Bestandteil dieser großartigen Interpretationen.
Die Meriten für das Album mit ausnahmslos langsamen Stücken darf sich die Sängerin mit den Musikern teilen: Ihre passend zu Hendersons Stimme durchweg leicht unterkühlt wirkende, eigenständige Begleitung ist ein unverzichtbarer Bestandteil dieser großartigen Interpretationen.
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Sonntag, 23. Januar 2011
Tanz auf dem Xylophon
Xala im Kaufleuten
Xala im Kaufleuten
thenoise, 15:49h
Sie fand im Flamenco-Tanz keine weitere Entfaltungsmöglichkeit und erweiterte die Ausdrucksmöglichkeiten des Tanzes, indem sie tanzend Musik macht. Dafür hat Ania Losinger mit dem Schweizer Instrumentenbauer Hamper von Niederhäusern ein völlig neuartiges Instrument entwickelt, das Xala. Zu ihrer aktuellen Produktion wurden Ania Losinger und ihr musikalischer Partner Mats Eser durch ihre Auftritte an der Weltausstellung in Shanghai inspiriert.
Streng inszeniert: Ania Losinger
Streng steht sie da, die Stöcke wie Lanzen in den Händen; gleichermaßen amazonenhaft und unbewehrt, denn Ania Losinger schützt nur ein fester Blick. Ursprünglich Tänzerin, überträgt die Bernerin seit gut zehn Jahren die Tanzschritte auf ein gut zwei mal zwei Meter messendes Bodenxylophon, das Xala. Begleitet wird sie vom ebenso experimentierfreudigen Perkussionisten und Komponisten Max Eser. Er spielte unter anderem als Mitbegründer des Schweizer Schlagzeug Ensembles in den 1990er-Jahren ein Album mit Perkussionsinstrumenten aus Glas ein.
Getanzter Minimalismus: Ania Losinger und Mats Eser
Stilistisch folgen Xala, wie sich das Duo nach dem Instrument nennt, dem minimalistischen Ansatz des Schweizer Schlagzeug Ensembles. Eser gibt meist den Grundrhythmus vor, den Losinger tanzend erweitert. Sie benutzt Flamenco-Tanzschuhe und zwei Stöcke, mit denen sie die jeweils unterschiedlich gestimmten Platten anschlägt. So kann sie von den dumpfen Klangfarben eines Stampftanzes bis hin zu metallisch-hellen Tönen eine ganze Bandbreite an Klängen abrufen. Dabei bleibt Losinger weitgehend der offensichtlichen Idee verhaftet, wie das Xala gespielt werden soll. Nur in einer Sequenz des ohne Pausen durchgespielten einstündigen Programms deutet sie an, was sonst noch möglich wäre: Sie schabt mit den Sohlen über die Klangfläche und lässt die Schuhe über die Kanten der Klangstäbe klackern. Sie geht aber nicht so weit, sie mit Händen und Knien zu traktieren und auszuloten, welche Klänge mit Accessoirs wie Gürtel, Ketten oder Armreifen hervorzurufen wären. Es könnte eine nächste Stufe sein -- vom Tanz über die Musik zur Performance.
Neue Dimension: Tanz wird zu Musik.
Losinger begnügt sich damit, die Stöcke gegen eine Variante auszutauschen, mit der sie nicht nur auf die Klangstäbe klopfen, sondern -- entfernt vergleichbar mit Kastagnetten -- klappern kann. Obwohl durch den Grundriss und die Anordnung der Tonflächen enorm eingeschränkt, bietet Losinger auch in Tanzeinlage mit überdimensioniertem Fächer, die jedoch allzusehr dem Geist der Eurythmie verhaftet scheint.
Ania Losinger bietet schon allein durch die Erfindung des Xala eine neue Dimension in der Kombination von Tanz und Musik. Dass der Reiz des Instruments nicht in dessen Exotik begründet ist, hat sich längst gezeigt. Es wird spannend bleiben, wie Ania Losinger seine Möglichkeiten weiterhin auslotet.
Streng inszeniert: Ania Losinger
Streng steht sie da, die Stöcke wie Lanzen in den Händen; gleichermaßen amazonenhaft und unbewehrt, denn Ania Losinger schützt nur ein fester Blick. Ursprünglich Tänzerin, überträgt die Bernerin seit gut zehn Jahren die Tanzschritte auf ein gut zwei mal zwei Meter messendes Bodenxylophon, das Xala. Begleitet wird sie vom ebenso experimentierfreudigen Perkussionisten und Komponisten Max Eser. Er spielte unter anderem als Mitbegründer des Schweizer Schlagzeug Ensembles in den 1990er-Jahren ein Album mit Perkussionsinstrumenten aus Glas ein.
Getanzter Minimalismus: Ania Losinger und Mats Eser
Stilistisch folgen Xala, wie sich das Duo nach dem Instrument nennt, dem minimalistischen Ansatz des Schweizer Schlagzeug Ensembles. Eser gibt meist den Grundrhythmus vor, den Losinger tanzend erweitert. Sie benutzt Flamenco-Tanzschuhe und zwei Stöcke, mit denen sie die jeweils unterschiedlich gestimmten Platten anschlägt. So kann sie von den dumpfen Klangfarben eines Stampftanzes bis hin zu metallisch-hellen Tönen eine ganze Bandbreite an Klängen abrufen. Dabei bleibt Losinger weitgehend der offensichtlichen Idee verhaftet, wie das Xala gespielt werden soll. Nur in einer Sequenz des ohne Pausen durchgespielten einstündigen Programms deutet sie an, was sonst noch möglich wäre: Sie schabt mit den Sohlen über die Klangfläche und lässt die Schuhe über die Kanten der Klangstäbe klackern. Sie geht aber nicht so weit, sie mit Händen und Knien zu traktieren und auszuloten, welche Klänge mit Accessoirs wie Gürtel, Ketten oder Armreifen hervorzurufen wären. Es könnte eine nächste Stufe sein -- vom Tanz über die Musik zur Performance.
Neue Dimension: Tanz wird zu Musik.
Losinger begnügt sich damit, die Stöcke gegen eine Variante auszutauschen, mit der sie nicht nur auf die Klangstäbe klopfen, sondern -- entfernt vergleichbar mit Kastagnetten -- klappern kann. Obwohl durch den Grundriss und die Anordnung der Tonflächen enorm eingeschränkt, bietet Losinger auch in Tanzeinlage mit überdimensioniertem Fächer, die jedoch allzusehr dem Geist der Eurythmie verhaftet scheint.
Ania Losinger bietet schon allein durch die Erfindung des Xala eine neue Dimension in der Kombination von Tanz und Musik. Dass der Reiz des Instruments nicht in dessen Exotik begründet ist, hat sich längst gezeigt. Es wird spannend bleiben, wie Ania Losinger seine Möglichkeiten weiterhin auslotet.
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