Sonntag, 20. Februar 2011
Emotion statt Information: «The Green Wave»
Ali Samadi Ahadi rüttelt auf, statt Hintergrund zu liefern
Ali Samadi Ahadi steht - von «uns» aus gesehen - auf der richtigen Seite. Daher muss er sich bei der Vorabpräsentation seines Films «The Green Wave» im Münchner Arri-Kino keine kritischen Fragen gefallen lassen und auch die Arbeit zu seinem Film nicht erklären. Die Fragen drehen sich vor allem um die aktuelle Lage in den muslimischen Ländern.


Ali Samadi Ahadi beim «Best.Doks»-Auftakt: gefeiert statt hinterfragt.

Ali Samadi Ahadis Film ist zweifellos bewegend. Aber neben einigen handwerklichen Mängeln (so gibt es keine Hintergrundinformationen zu seinen Gesprächspartnern und dass diese alle im Exil leben, entdeckt man erst im Lauf des Films) ist «The Green Wave» kaum mehr als ein Film gegen die iranische Regierung. Ein solcher mag notwendig sein. Ich hätte mir eine differenziertere Betrachtung gewünscht und einen Gutteil der gebotenen Emotion gerne gegen mehr Information und Analyse getauscht. Ahadis Haltung mag zwar vielen Gutmenschen wichtig sein, aber die Emotionen werden durch während oder nach den Demonstrationen eingestellten Bildern und Filmen auf Internetplattformen und durch die aktuelle Medienberichterstattung zur Genüge vermittelt.
Immerhin: Wer es nicht vorher wusste, erfährt, wie stark und energiegeladen die «Grüne Bewegung» vor den Wahlen war und welch brutale Wandlung die iranischen Führer vollzogen haben.
Dennoch: Selbst wenn der Film durch die aktuellen Proteste in Iran brandaktuell wirkt, ist «The Green Wave» eine Rückschau und liefert weder für die Proteste des Jahres 2009 und schon gar nicht für die aktuellen fundierte Erklärungen oder Hintergrundinformationen.

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