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Donnerstag, 11. Juni 2009
Moralischer Triathlon
thenoise, 21:46h
Am vergangenen Wochenende musste ich zum Marathon - nicht um zu laufen, sondern um darüber zu berichten. Es war ein Großereignis und - nicht nur als solches - völlig überflüssig. Dieser Kategorie habe ich bis vor wenigen Minuten jede Sportveranstaltung zugeordnet. Dabei hat Heinz Ratz einen Triathlon erfunden, bei dem sogar ich gerne am Etappenziel stehen würde.
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Sonntag, 7. Juni 2009
Ringsgwandl - Untersendling
thenoise, 23:03h
Keine kuriosen Ausflüge ins Zitherspiel, etwas weniger Klamauk und doch voller Witz: "Untersendling" - musikalisch tadellos funkig, rockig und folkig, melodiös, abwechslungsreich und kompakt - ist ein Album, wie man es von Ringsgwandl erwarten darf.
Inhaltlich bewegt sich der bayerische Liedermacher und Kabarettist auf vertrautem Terrain. Er betet wieder eine Frau an, der sonst niemand ein Lied widmet (hervorragend, Beim Bäcker Meier), übt Kapitalismuskritik (zu einfach, Schuah putzn), macht sich über gehörnte Ehemänner lustig (nicht durchgehend stilsicher, Analog) und thematisiert die Veränderung der Heimat (gelungen, Dahoam is net dahoam). Er spielt wieder den armen Einsamen und den unter die Räder kommenden Angestellten, aber auch den gewitzten Kommentator, der es sich mitunter zu leicht macht.
Von Ringsgwandl darf man mehr erwarten als stereotype Betrachtungen über Vorgesetzte, die tadellos wirken aber letztlich doch knallhart ihre eigenen Interessen verfolgen, oder über erfolgreiche (und nach Ansicht von Ringsgwandl und Stammtischpolitikern damit zwangsläufig skrupellose) Unternehmer, die ihre Beziehung vernachlässigen und deren Frau in den Armen der von ihnen Verachteten landen. Doch auch dann, wenn die grobe Richtung zu einfach ist, setzt er immer wieder mit eindrücklichen Beobachtungen und witzigen Formulierungen kleine Rettungsanker für weniger gelungene Lieder.
Wenn das Album mit dem einfachen, eindringlich-ruhigen und subtilen Kemma Sehng ausklingt, ist man ohnehin mit Allem versöhnt.
Inhaltlich bewegt sich der bayerische Liedermacher und Kabarettist auf vertrautem Terrain. Er betet wieder eine Frau an, der sonst niemand ein Lied widmet (hervorragend, Beim Bäcker Meier), übt Kapitalismuskritik (zu einfach, Schuah putzn), macht sich über gehörnte Ehemänner lustig (nicht durchgehend stilsicher, Analog) und thematisiert die Veränderung der Heimat (gelungen, Dahoam is net dahoam). Er spielt wieder den armen Einsamen und den unter die Räder kommenden Angestellten, aber auch den gewitzten Kommentator, der es sich mitunter zu leicht macht.
Von Ringsgwandl darf man mehr erwarten als stereotype Betrachtungen über Vorgesetzte, die tadellos wirken aber letztlich doch knallhart ihre eigenen Interessen verfolgen, oder über erfolgreiche (und nach Ansicht von Ringsgwandl und Stammtischpolitikern damit zwangsläufig skrupellose) Unternehmer, die ihre Beziehung vernachlässigen und deren Frau in den Armen der von ihnen Verachteten landen. Doch auch dann, wenn die grobe Richtung zu einfach ist, setzt er immer wieder mit eindrücklichen Beobachtungen und witzigen Formulierungen kleine Rettungsanker für weniger gelungene Lieder.
Wenn das Album mit dem einfachen, eindringlich-ruhigen und subtilen Kemma Sehng ausklingt, ist man ohnehin mit Allem versöhnt.
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Dienstag, 2. Juni 2009
Lenz - Augen auf und durch
thenoise, 22:32h
Wir hätten den Beweis nicht mehr gebraucht, dass deutsche Pop-Texte durchaus literarisch sein können. Aber es ist schön, dass es uns das Berliner Trio aufs Neue zeigt, auch wenn sie es nicht ganz frei von Platitüden schaffen. Zeilen wie In jedem Wort steckt ein Roman/In jeder Brise ein Orkan/In jeder Freude steckt auch Leid/In Langeweile steckt viel Zeit passen besser ins Poesiealbum, und dass die Träume Schäume bleiben, sollte sich für Herren im fortgeschrittenen Pop-Alter eigentlich von selbst verbieten.
Aber das Album besteht ja nicht nur aus Ausrutschern, und Lenz geben gar nicht vor, das Rad neu zu erfinden. Die Berliner suchen sich in der weiten und überwiegend eintönigen Welt des Pop ihre eigene Nische. Diese richten sie sich nach ihren Vorbildern (sie selbst nennen The Beatles und Coldplay) mit überwiegend getragenen Melodien kuschelig ein. Oft stehen Klavierklänge im Vordergrund, mitunter Gitarren, und über allem deutlich der Gesang.
Aber das Album besteht ja nicht nur aus Ausrutschern, und Lenz geben gar nicht vor, das Rad neu zu erfinden. Die Berliner suchen sich in der weiten und überwiegend eintönigen Welt des Pop ihre eigene Nische. Diese richten sie sich nach ihren Vorbildern (sie selbst nennen The Beatles und Coldplay) mit überwiegend getragenen Melodien kuschelig ein. Oft stehen Klavierklänge im Vordergrund, mitunter Gitarren, und über allem deutlich der Gesang.
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Mittwoch, 27. Mai 2009
Jürgen Roth/Gert Heidenreich - Mit Verlaub, Herr Präsident ...
thenoise, 00:36h
Zu jedem Bundesjubiläum gibt es sie aufs Neue: die Zusammenstellungen mit markigen Sprüchen von Politikern, turbulenten Szenen aus dem Parlament und Reden und Bemerkungen, die, wenn nicht gleich an der Intelligenz, so doch an der Sprachfähigkeit der Politiker zweifeln lassen. Das ist meist nicht mehr als Klamauk, und auch Jürgen Roth setzt auf markige Worte, wenn er Joschka Fischers berühmten Ausspruch Mit Verlaub, Herr Präsident... als Titel wählt. Doch zum Glück hat der in Frankfurt am Main lebende Autor – auch wenn er sich wie alle anderen über die verbalen Ausrutscher der Politiker lustig macht – mehr im Sinn als kurzweilige Unterhaltung. Er erinnert auch daran, wie Adenauer den Deutschen die Wiederbewaffnung unterjubelte oder wie Franz-Josef Strauß in der so genannten Spiegel-Affäre das Parlament belog.
Jürgen Roth geht es nicht vor allem um die Ausrutscher, Bundestagstumulte und verbalen Entgleisungen, sondern um den geschichtlichen Zusammenhang. Das macht Mit Verlaub, Herr Präsident... zu einer amüsanten Geschichte der BRD, die Gert Heidenreich trefflich liest. Gänzlich überflüssig ist dafür die musikalische Untermalung, die bei den älteren, qualitativ entsprechend schlechten O-Tönen der Politiker dafür sorgt, dass sie noch schwerer zu verstehen sind.
Jürgen Roth geht es nicht vor allem um die Ausrutscher, Bundestagstumulte und verbalen Entgleisungen, sondern um den geschichtlichen Zusammenhang. Das macht Mit Verlaub, Herr Präsident... zu einer amüsanten Geschichte der BRD, die Gert Heidenreich trefflich liest. Gänzlich überflüssig ist dafür die musikalische Untermalung, die bei den älteren, qualitativ entsprechend schlechten O-Tönen der Politiker dafür sorgt, dass sie noch schwerer zu verstehen sind.
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Mittwoch, 20. Mai 2009
Spencer - Timewarp
thenoise, 21:48h
Es ist weit mehr als zehn Jahre her und ich musste zum Konzert des Radiokollegen. Er ist nett, wegzubleiben wäre unfreundlich gewesen. Er spielte in in einem kleinen Club im Schweizerischen Baden, den Namen seines Trios habe ich längst vergessen. Nicht vergessen habe ich den Auftritt. Der Kollege überzeugte als Frontmann und versierter Gitarrist, er sang und kasperte ein wenig. Ich war beeindruckt und überzeugt: der wird Erfolg haben. Den hatte er, wie ich später von weitem beobachten konnte -- allerdings als Journalist, der neben seinem Brotjob verschiedene Schweizer Indie-Radios mit frischer Musik versorgt und hoffnungsfrohe Nachwuchsbands aller Stilrichtungen ins dafür viel zu kleine Studio quetscht, um deren Musik live durch den Äther zu jubeln.
Dass DJ Leo daneben noch Zeit für seine eigene Musik findet, habe ich schon lange nicht mehr registriert. Mit Erstaunen habe ich daher festgestellt, dass er mit seiner aktuellen Combo Spencer (übrigens wieder ein Trio) bereits das zweite Album eingespielt hat.
Timewarp - im weitesten Sinne Britpop - begleitet mich nun schon länger als ursprünglich vermutet. Spencer bringen zwar den Britpop nicht nach London und Manchester, aber sie stehen Schweizer Nationalrockern wie den mittlerweile abgeschmierten Lovebugs in deren besseren Zeiten ebenso wenig nach wie den ebenso gestandenen Dada Ante Portas.
Das Badener Trio startet unbekümmert mit dem rockigen Titelsong "Timewarp", flicht in "Primetime" eine angenehme Prise Wave ein und lehnt sich mit dem zarten Refrain von "Calm Down" an die Red Hot Chili Peppers an. Die ruhigen Stücke und Sequenzen lassen erkennen, dass es der relativ tiefen und durchaus anständigen Stimme des Frontmanns gut tut, wenn sie vom satten Klang gestützt wird, der auch "Alien Nation" auszeichnet, mit dem sich Spencer wohl schon für Auftritte im Stadion empfehlen möchten. Spencer setzen nicht auf überflüssige Eskapaden, sondern auf gediegenes Handwerk für geradlinige Songs.
Dass DJ Leo daneben noch Zeit für seine eigene Musik findet, habe ich schon lange nicht mehr registriert. Mit Erstaunen habe ich daher festgestellt, dass er mit seiner aktuellen Combo Spencer (übrigens wieder ein Trio) bereits das zweite Album eingespielt hat.
Timewarp - im weitesten Sinne Britpop - begleitet mich nun schon länger als ursprünglich vermutet. Spencer bringen zwar den Britpop nicht nach London und Manchester, aber sie stehen Schweizer Nationalrockern wie den mittlerweile abgeschmierten Lovebugs in deren besseren Zeiten ebenso wenig nach wie den ebenso gestandenen Dada Ante Portas.
Das Badener Trio startet unbekümmert mit dem rockigen Titelsong "Timewarp", flicht in "Primetime" eine angenehme Prise Wave ein und lehnt sich mit dem zarten Refrain von "Calm Down" an die Red Hot Chili Peppers an. Die ruhigen Stücke und Sequenzen lassen erkennen, dass es der relativ tiefen und durchaus anständigen Stimme des Frontmanns gut tut, wenn sie vom satten Klang gestützt wird, der auch "Alien Nation" auszeichnet, mit dem sich Spencer wohl schon für Auftritte im Stadion empfehlen möchten. Spencer setzen nicht auf überflüssige Eskapaden, sondern auf gediegenes Handwerk für geradlinige Songs.
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