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Mittwoch, 7. Januar 2009
Flaschen, (fast) nichts als Flaschen
thenoise, 23:51h
Er muss ein komischer Mensch gewesen sein. Zeit seines Lebens wohnte Giorgio Morandi mit seiner Mutter und seinen drei Schwestern in einem Apartment in Bologna. Während des zweiten Weltkriegs zog sich seine Familie in die Provinz zurück. Dort malte er noch Landschaftsbilder, später ausschließlich Stillleben. Sein Motiv: Flaschen – einzeln mitunter, meist zu mehreren und durchweg in gedeckten Farben.
Es ist eigenartig. Je länger man Morandis Stillleben ansieht, desto faszinierender wirken sie. Je mehr Bilder man sieht, desto mehr möchte man sehen. Bis Mitte Dezember waren 110 Werke im New Yorker Metropolitan Museum zu sehen – die erste umfassende Morandi-Ausstellung in den USA.
Museo Morandi: beindruckende Vielfalt gleicher Motive
Für einen sprunghaften Menschen ist das Werk von Morandi packende und erschreckend. Einerseits befremdet mich die intensive Beschäftigung mit dem immer Gleichen, andererseits wandere ich immer begeisterter von Bild zu Bild und betrachte sie länger als viele Bilder, die detailreicher sind, die mehr „erzählen“.
Ich möchte eine seiner Flaschen zuhause hängen haben, sie jeden Tag sehen, wenn ich von der Arbeit komme. Das geht mir nur bei wenigen Bildern so, etwa bei denen von Chi Chi Hua. Aber das ist etwas anderes. Und was den Morandi betrifft, habe ich doch tatsächlich eine Idee ...
Es ist eigenartig. Je länger man Morandis Stillleben ansieht, desto faszinierender wirken sie. Je mehr Bilder man sieht, desto mehr möchte man sehen. Bis Mitte Dezember waren 110 Werke im New Yorker Metropolitan Museum zu sehen – die erste umfassende Morandi-Ausstellung in den USA.
Museo Morandi: beindruckende Vielfalt gleicher Motive
Für einen sprunghaften Menschen ist das Werk von Morandi packende und erschreckend. Einerseits befremdet mich die intensive Beschäftigung mit dem immer Gleichen, andererseits wandere ich immer begeisterter von Bild zu Bild und betrachte sie länger als viele Bilder, die detailreicher sind, die mehr „erzählen“.
Ich möchte eine seiner Flaschen zuhause hängen haben, sie jeden Tag sehen, wenn ich von der Arbeit komme. Das geht mir nur bei wenigen Bildern so, etwa bei denen von Chi Chi Hua. Aber das ist etwas anderes. Und was den Morandi betrifft, habe ich doch tatsächlich eine Idee ...
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Samstag, 3. Januar 2009
Perikles Monioudis – Land
thenoise, 12:53h
Es kommt immer wieder gut, wenn das Thema eines Buches nur ein vermeintliches ist, etwa wenn in einem Krimi der Fall bloß nebensächlich ist und die Psychologisierung der Figuren in den Vordergrund tritt, die Gewohnheiten der Protagonisten oder einfach eine ganz andere, unvermutete Geschichte. Perikles Monioudis erzählt die Geschichte eines Reisenden auf der Suche nach dem Rezeptbuch einer Zuckerbäckerdynastie, das bei der Flucht aus Alexandria zurückblieb. Zwangsläufig lernt der Reisende jemanden kennen. Das Buch wird gefunden, beiläufig, die Reise und die Empfindungen des Suchenden protokolliert. In schlichtem Stil, was nicht an und für sich schlecht ist, wird Alltägliches so banal präsentiert, dass man seine Zeit lieber für einen Miss-Marple-Film reserviert.
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Donnerstag, 1. Januar 2009
Andrea Camilleri – Die dunkle Wahrheit des Mondes
thenoise, 14:49h
Immer wenn ich M. besuche – in der Regel zwei Mal im Jahr – schreitet er zu seinem Fundus an Rezensions- und Verlosungsexemplaren und wählt ein Exemplar als Heimatbesuchslektüre aus. Dieses Mal war es wieder ein Buch von Camilleri – seicht, aber süffig. Das wurde mir schon beim ersten Commissario-Montalbano-Krimi angekündigt. Und genauso war es. Eigentlich ein Krimi für eine ältere Generation. Aber ich übe schon, las dann kurz darauf – schon mehr erwartend und leicht enttäuscht – aus eigenen Stücken Camilleris Pension Eva.
Die Prognose für den "neuen" Camilleri stimmte übrigens – es war der gleiche, den ich vor einem Jahr geschenkt bekam. Immerhin habe ich es nach zehn Seiten gemerkt.
Die Geschichte ist hübsch abstrus, das Leben im Kommissariat menschelt italienisch und wenn man beim Lesen ein bisschen wegnickt, hat man nichts versäumt – schmerzfreie Lektüre für Pensionierte (ab erhöhtem Pensionsalter).
Die Prognose für den "neuen" Camilleri stimmte übrigens – es war der gleiche, den ich vor einem Jahr geschenkt bekam. Immerhin habe ich es nach zehn Seiten gemerkt.
Die Geschichte ist hübsch abstrus, das Leben im Kommissariat menschelt italienisch und wenn man beim Lesen ein bisschen wegnickt, hat man nichts versäumt – schmerzfreie Lektüre für Pensionierte (ab erhöhtem Pensionsalter).
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Mittwoch, 31. Dezember 2008
Der Schein trügt
Thomas Bernhard im Burgtheater
Thomas Bernhard im Burgtheater
thenoise, 17:03h
Des einen Leid: Udo Same muss unters Messer, Martin Schwab und Michael König stellen sich für eine Voraufführung von Der Schein trügtauf die Bühne. Den bepelzten Abonnement-Oldtimern passt das gar nicht. Na den Bernhard kaun ich aba gar net leidn, wird der Kartenkontrolleur im sympathischsten wienerischen Hochdeutsch angepflaumt. Man besucht die Vorstellung trotzdem. Machte man vom Angebot des Kartentauschs gebrauch, könnte man seine liebgewonnenen Vorurteile nicht so einfach bestätigen.
Verständlich: So kurz vor Sylvester und bei der derzeitigen Wirtschaftslage möchte sich der Wiener an sich nicht noch im Spiegel von Thomas Bernhard sehen. Daher wird dem Publikum die Notlösung mit dem Recht der ersten Nacht schmackhaft gemacht – und das Burgtheater muss nicht auf die Einnahmen einer gut besuchten Vorstellung verzichten.
Mich freut’s: den Schwab schon lange nicht mehr gesehen, mit Bernhard schon lange nicht mehr beschäftigt und gute Erinnerungen an die vor vielen Jahren gesehene Inszenierung des Stücks. Und dazu noch die kleine Hoffnung, dass die Wiener böse werden, weil sie zum Bernhard-Stück gezwungen werden. Sie werden nicht böse, nur gelangweilt. Martin Schwab gibt den Karl nicht verbittert, sondern bloß zappelig. Er hampelt sich mit übertriebener Gestik durch eine Inszenierung, die komödiantischen Stellen herausarbeitet und den ganzen bitteren Rest durchlaufen lässt. Mir ist der lange, rund einstündige Monolog von Michael Schwab zu viel. Der Auftritt von Michael König, der seinen Robert ruhig und mit leichter Grimmigkeit anlegt, wird dankbar aufgenommen.
Dass es das Recht der ersten Nacht nicht mehr gibt, ist zu verschmerzen. Dem Bräutigam ist zu wünschen, dass es das Team um Regisseur Nicolas Brieger bis zur Hochzeitsnacht am 3. Januar noch schafft, die Braut gehörig aufzuhübschen.
Bildlegende: Michael König (Robert), © Reinhard Werner, Burgtheater
Verständlich: So kurz vor Sylvester und bei der derzeitigen Wirtschaftslage möchte sich der Wiener an sich nicht noch im Spiegel von Thomas Bernhard sehen. Daher wird dem Publikum die Notlösung mit dem Recht der ersten Nacht schmackhaft gemacht – und das Burgtheater muss nicht auf die Einnahmen einer gut besuchten Vorstellung verzichten.
Mich freut’s: den Schwab schon lange nicht mehr gesehen, mit Bernhard schon lange nicht mehr beschäftigt und gute Erinnerungen an die vor vielen Jahren gesehene Inszenierung des Stücks. Und dazu noch die kleine Hoffnung, dass die Wiener böse werden, weil sie zum Bernhard-Stück gezwungen werden. Sie werden nicht böse, nur gelangweilt. Martin Schwab gibt den Karl nicht verbittert, sondern bloß zappelig. Er hampelt sich mit übertriebener Gestik durch eine Inszenierung, die komödiantischen Stellen herausarbeitet und den ganzen bitteren Rest durchlaufen lässt. Mir ist der lange, rund einstündige Monolog von Michael Schwab zu viel. Der Auftritt von Michael König, der seinen Robert ruhig und mit leichter Grimmigkeit anlegt, wird dankbar aufgenommen.
Dass es das Recht der ersten Nacht nicht mehr gibt, ist zu verschmerzen. Dem Bräutigam ist zu wünschen, dass es das Team um Regisseur Nicolas Brieger bis zur Hochzeitsnacht am 3. Januar noch schafft, die Braut gehörig aufzuhübschen.
Bildlegende: Michael König (Robert), © Reinhard Werner, Burgtheater
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Sonntag, 28. Dezember 2008
Wer klopft?
Mein Körper, die Welt und meine Empfindungen – eine Ausstellung im Kunstmuseum Liechtenstein
Mein Körper, die Welt und meine Empfindungen – eine Ausstellung im Kunstmuseum Liechtenstein
thenoise, 22:06h
Es ist ja immer das Gleiche: ich und die Welt, mein Körper und ich - ein Jammer, aber wo der ist, ist auch die Kunst. Hier wird sie unter dem griffigen Titel Knockin’ On Heaven’s Doorzusammengeführt, zumindest ein paar unterschiedliche Betrachtungsweisen.
Es kommt mir beliebig vor, weitgehend überflüssig.
Aber selbst wenn man über den Flohmarkt von Hunzenschwil streunt (das ist eine andere Ecke, schon Ausland, ich weiß) kann man allerhand entdecken.
Hier ist es nicht anders: Frühe Arbeiten von Matt Mullican, wegen seiner Stick Figure Drawings, so um die 15 Stück, gehe ich noch einmal hin. Seine Werke Untitled (Xeroxes of Death, Heaven, and Hell) und From Birth to Death sind mehr als originelle Strichmännchen und gehen tiefer.
Und Thomas Lehnerer, so tot wie Beuys, nur weniger bekannt. Seine Figuren könnte man länger betrachten. Hätte er es auch ohne die frühere persönliche Verbindung zu einem Museumsangestellten in die Ausstellung gebracht?
Neben Matt Mullican (mit variablen Rhythmen), Thomas Lehnerer (hinreißend), Samuel Beckett (theatralisch), Bruce Nauman (fast regungslos), Kimsooja (in sich ruhend) und Gina Pane (abstossend) klopfen auch einige andere. Aber bei den Meisten haben mich die Klopfzeichen nicht interessiert.
Matt Mullican, Stick Figure
Drawings, 1974
Knockin’ On Heaven’s Door, Kunstmuseum Liechtenstein, 26.9.208 – 18.1.2009
Es kommt mir beliebig vor, weitgehend überflüssig.
Aber selbst wenn man über den Flohmarkt von Hunzenschwil streunt (das ist eine andere Ecke, schon Ausland, ich weiß) kann man allerhand entdecken.
Hier ist es nicht anders: Frühe Arbeiten von Matt Mullican, wegen seiner Stick Figure Drawings, so um die 15 Stück, gehe ich noch einmal hin. Seine Werke Untitled (Xeroxes of Death, Heaven, and Hell) und From Birth to Death sind mehr als originelle Strichmännchen und gehen tiefer.
Und Thomas Lehnerer, so tot wie Beuys, nur weniger bekannt. Seine Figuren könnte man länger betrachten. Hätte er es auch ohne die frühere persönliche Verbindung zu einem Museumsangestellten in die Ausstellung gebracht?
Neben Matt Mullican (mit variablen Rhythmen), Thomas Lehnerer (hinreißend), Samuel Beckett (theatralisch), Bruce Nauman (fast regungslos), Kimsooja (in sich ruhend) und Gina Pane (abstossend) klopfen auch einige andere. Aber bei den Meisten haben mich die Klopfzeichen nicht interessiert.
Matt Mullican, Stick Figure
Drawings, 1974
Knockin’ On Heaven’s Door, Kunstmuseum Liechtenstein, 26.9.208 – 18.1.2009
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