Samstag, 9. Februar 2008
Wieso nur virtuell?
Das sollte doch ins Museum, in kleine kuschelige Bubble-Zellen und in mindestens 500-Quadradtmeter-Räume. Und dann die Leute filmen, womit sie wie die Bläschen ploppen lassen.





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Freitag, 8. Februar 2008
Das Beste lässt sich nicht ausstellen
Trotzdem eindrücklich: China – Facing Reality im Mumok
Jetzt also die dritte Ausstellung mit chinesischer Kunst: Nach Fotografie und einem Überblick der bildenden Kunst der vergangenen Jahrzehnte, ist die Wiener Ausstellung ganz dem zeitgenössischen Kunstschaffen gewidmet. Auch wenn man mitunter auf die üblichen Verdächtigen trifft – an den grinsenden Selbstporträts von Yue Minjun kommt wohl kein Kurator vorbei –, bietet sie eine Menge neuer Eindrücke. (Das liegt hoffentlich nicht nur an meinem schlechten Gedächtnis und meinem Chinakunst-Novizentum.)


Oberflächlich, aber immerhin bunt und wuchtig: Liu
Jianhuas Füllhorn aus dem Billiglohnland.


Manche machen es sich einfach, Liu Jianhua leert aus einem Container billige Massenprodukte in den Raum. Es könnte – aus der Ferne betrachtet – auch der Schlund eines Müllfahrzeugs sein, das den Abfall erbricht. Dann würde der Haufen nur nicht so hübsch glänzen, den Raum mit seinem wenig angenehmen Duft erfüllen, und man würde vielleicht eine Ratte nagen hören und keine tickende Uhr.

Interessanter ist schon die Variation des uns Bekannten zu sehen: Bei den Figuren von Xiang Jing denkt man sofort an Duane Hanson. Doch ihre lebensgroßen Figuren sind nicht nur durch ihre asiatische Anmutung anders. Die aus Polyutheran hergestellten und farbig bemalten Figuren sind nicht so detailgetreu und hyperrealistisch wie die der amerikanischen Popart. Xiang Jing bezeichnet die zwar nicht martialischen, aber alles andere als beschönigend wirkenden Figuren als subjektiv gegenständlich.


Xiang Jing: schlicht drastisch.

Dass sich die chinesischen Kunstschaffenden an vergleichbaren Themen abarbeiten wie ihre westlichen Kollegen, ist auffällig, aber zu erwarten. Dass die Gegenstände und Attribute des Wohlstands nicht in der eigenen Biografie verwurzelt sind, sondern deren Wertigkeit durch die Medienwelten vermittelt werden, wie es zu den Werken von Zeng Hao heißt, haben andere Kulturen nur früher erfahren.
Diese Wiederholung – so wichtig sie für die nationalen Küstler sein mag – macht der Reiz des exotischen erträglich. Und die Vielfalt der Werke lässt über unnötige Arbeiten wie Xu Zhens Shouting (jemand brüllt in öffentlichen Räumen wie der U-Bahn und filmt die Leute, wie sie sich mehr oder – meistens – weniger erschrocken umdrehen) oder Li Huis Skulpturen hinwegblicken.

Eine der schönsten Arbeiten kann ohnehin nur beschrieben werden. Bei eisiger Kälte hat sich Song Dong 1996 am Tian’anmen-Platz 40 Minuten auf den Boden gepresst und durch seinen Atem eine dünne Eisschicht erzeugt. Dafür bin ich zu spät nach China gekommen. Aber vielleicht hätte die Realität der Vorstellung dieses poetischen Kommentars zum immer noch nachwirkenden Vorfall ohnehin nicht standgehalten.

China – Facing Reality, Mumok, 26.10.2007 – 10.2.2008

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Donnerstag, 7. Februar 2008
Urs Widmer - Mein Leben als Zwerg
Das Buch hat ein schwaches Konzept und einen nur auf den ersten Blick originellen Ansatz, der viel zu lange ausgebreitet wird. Ein literarischer Zwerg, fast durchweg völlig unbefriedigend. Und doch konnte ich mich immer wieder an Kleinigkeiten freuen. Jetzt weiß ich, dass Zwerge dumpfen. Das wäre mir auch gerne eingefallen.

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Dienstag, 5. Februar 2008
Schon wieder Kiefer
Das Museum der Moderne oder einer seiner Gönner kauft beständig bei Anselm Kiefer ein – aber wiederum nicht so viel, dass sie zwei Räume ohne Wiederholung bespielen könnten. Schon zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres gibt es eine kleine Richter-Ausstellung. Seine Werke bleiben mir fremd, nur selten reizt mich etwas, und auch das führt nur zur oberflächlichen Beschäftigung. Nur die Gelegenheit macht Besucher, denn für Kiefer würde ich keinen Umweg in Kauf nehmen. Ich schlendere durch die beiden Räume nur, weil ich ohnehin da bin. Zugegeben, es gibt Schlimmeres.


Sorry, Herr Kiefer: Durch die fulminante Spiegelung hat Ihr Werk so
gewonnen, dass ich das Fotografieverbot ganz vergessen habe.


Also bummle ich und stelle fest, dass man Bachmann und Celan gelesen haben sollte (die Anspielung zu Celans „Schwarze Flocken“ fasziniert mich optisch und inspiriert mich zu einer Fotoserie), unterliege aber allenfalls einem oberflächlichen Reiz.
Zur vertiefenden Auseinandersetzung hat mich bis jetzt noch keines von Anselm Kiefers Werken gebracht. Doch der Eindruck der gleichnamigen Christoph-Ransmayr-Roman inspirierte massige Skulptur Vom Schrecken des Eises und der Finsternis vor der Spiegelung der mir nichts sagenden Werkreihe The Secret Life Of Plants war so eindrucksvoll, dass ich gleich das Fotografieverbot vergaß. Doch gut, dass Herr Kiefer eine zweite Chance hatte – und ich nicht links liegen ließ, was mich nicht auf Anhieb interessierte.

Anselm Kiefer. Neue Werke aus Privatsammlungen, Museum der Moderne, Salzburg, 1.12.2007 - 17.2.2008

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Sonntag, 3. Februar 2008
Thomas Meixner – Afrika. Mit dem Fahrrad unterwegs nach Kapstadt
Thomas Meixner hat es eindeutig in den Beinen. Sonst wäre er nicht ein die Welt umrundender Fahrradfahrer geworden, sondern – beispielsweise – Schriftsteller. Dass er dafür kein Talent hat, beweist er in seinem an Oberflächlichkeit kaum zu überbietenden Reisebericht schon auf den ersten Zeilen. Auch beim Lektorat wurde gespart. Dass man seinen schlechten Text nicht neu schreibt, ist verständlich. Doch wenigstens das kleine Publikations-Einmaleins hätte man berücksichtigen können.

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