Montag, 21. Mai 2007
Tief gefallen
Die Fehlfarben können vom Mythos nicht mehr leben - offensichtlich vertrauen sie auch nicht mehr auf die Kraft ihrer Musik. Einst Weg weisend, ist die Düsseldorfer Band jetzt eher wegweisend und bemüht sich krampfhaft um Anschluss: mit einem Tourblog für das Online-Musikmagazin laut.de.

Das ist peinlich.

Doch Peter Hein kann es noch schlimmer. Sein erster Eintrag - Hab ich schon die Macht? Muß ich hier schon originell sein? Wofür soll lich eigentlich Werbung machen? - zeigt: Der Mann braucht Nachhilfe. Vielleicht ist es lustig gemeint. Dann zeigt es umso deutlicher den Abstieg.

Jahrelang hat sich Peter Hein – kaum verständlich, aber konsequent – verweigert, um dann ausgerechnet als Reserveblogger eines Allerwelts-Musikmagazins aufzuschlagen. Härter kann man kaum auf den Boden kommen.

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Dienstag, 15. Mai 2007
Vom Beruf des Heiratsschwindlers
Helge Schneider - Die Memoiren des Rodriguez Faszanatas
Das Titelbild ist wirklich gut. Helge Schneider musste wohl nicht viel machen, um den heruntergekommenen, verschmitzten Heiratsschwindler zu geben. Die kleinen Intermezzi auf dem Klavier, mit denen er gelegentlich die Kapitel trennt, sind auch hübsch. Den Rest kann man überwiegend vergessen.

Stilistische Kriterien muss man bei Schneider nicht anwenden. Sein grobschlächtiger Witz lebt vom Abstrusen, Unwirklichen - und überzeugt gerade deshalb.

Während jedoch sein musikalischer Dadaismus überaus charmant ist, bleiben diese "Bekenntnisse eines Heiratsstaplers" weit hinter dem Witz seiner Lieder zurück. Hätte er den langatmigen, von zu wenig Pointen aufgelockerten Roman als Kurzgeschichte gebracht und in der freien Zeit noch ein paar Faszanatas-Songs geschrieben. Dann wäre seine Art zu lesen - komisch um des Komischen willen - gleich viel besser zu ertragen. So findet man sie nach kurzer Zeit nicht mehr als langweilig.

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Dienstag, 15. Mai 2007
Haltet das Schicksal fest
Über das Debütalbum von Viex Farka Touré
Kinder begnadeter Eltern haben es besonders schwer, wenn sie in die Fußstapfen ihrer Altvorderen treten. Erst nach dem Tod des malischen Grammy-Gewinners Ali Farka Touré ist dessen Sohn Vieux auf der Bildfläche erschienen. Vielleicht aus Respekt, den er seinem Vater auch mit der Aufnahme eines von Issy Sory Bamba gesungenen Liedes erweist.

Kurz vor seinem Ableben gab Ali Farka Touré seinem Sohn Starthilfe und verhalf ihm nicht nur zu den besten Songs auf dem Album, sondern brachte auch seine Beziehungen mit ein: Auch Toumani Diabaté ist dabei, einer der weltbesten Kora-Spieler.

Das ist schön, schmälert aber keineswegs die Leistung von Vieux Farka Touré, der die meisten Songs schrieb, singt, Gitarren und Kalebasse spielt und auch bei den Arrangements mitmischte. Er entwickelt, anders als sein Vater, keinen völlig eigenen Stil, aber seine eigene Spielart. Dafür vermischt er traditionelle, fließende Mandinge-Rhythmen und -Melodien mit dem entspannten, leichten Blues seines Vaters und bringt zwischendurch auch Reggae-Rhythmen unter. Seine Lieder singt er in Bambara, Fulani oder Sonrai, also in Sprachen, die seine Landsleute verstehen.
Dass Vieux Farka Touré auch mit den Texten seiner Heimat treu bleibt, versteht sich fast von selbst. Er singt Lobpreisungen in der Art der Griots oder appelliert an seine Hörerinnen und Hörer: Meine Brüder und Schwestern/Ihr müsst wissen, wie ihr das Schicksal festhalten und wie ihr zusammenleben könnt.
Vieux Farka Touré führt mit seinem herausragenden Debüt die Tradition also in jeder Hinsicht fort, die seines Vaters genauso wie die der malischen Musik im Allgemeinen.

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Sonntag, 6. Mai 2007
Atmosphärisch, kernig und erdig
Kings Of Leon - Because Of The Times
Auf den ersten beiden Alben haben die Kings Of Leon schon mit den ersten Takten erstklassige Musik angekündigt - und ihr Versprechen wahr gemacht. Because Of The Times lässt es ruhiger angehen, bleibt es in der Regel auch - und ist deswegen nicht minder großartig. Allerdings erschließt sich das Album nicht auf Anhieb.

Natürlich lebt Because Of The Times von Caleb Followills leicht nölig-rotziger Stimme, und dass er mitunter so singt, als ob ihn nichts etwas anginge: I don't care what nobody says, gibt er sofort zur im Hintergrund flirrenden Gitarre Bescheid. Aber anders als bei den ungestümen Vorgängern bleibt das dritte Album der Kings Of Leon trotz gelegentlich heftiger Interventionen ruhiger, die Songs sind "luftiger" und dadurch wesentlich atmosphärischer. Immer wieder bauschen die Kings Of Leon ihre Songs zu Rock-Ungetümen auf, fahren mit im Grunde altmodischen Gitarrengewittern dazwischen. Aber sie kontrastieren damit nicht einfach die ruhigen Passagen und fahren ihnen nicht in die Parade: Das Heftige entwickelt sich harmonisch von innen. Das ist viel spannender, ausgewogener - und letztlich die wahre Kunst.

Auf oberflächliche Effekte verzichtet die Band völlig. Und wenn sie beispielsweise "The Runner" mit einer Gospel-Anleihe ausklingen lassen, dann finden die Kings Of Leon auch dafür einen eigenen Klang.

Im Grunde macht das Quartett altmodische Rockmusik mit einfachsten Mitteln: Sie kreieren keine völlig neue Klangwelt, bringen keine außergewöhnlichen Instrumente zusammen und verbinden keine unterschiedlichen Stile. Die Kings of Leon konzentrieren sich vielmehr auf den Song und loten ihn mit den "traditionellen" Mitteln der Rockmusik aus. So kommen sie zu einem stimmungsvoll-facettenreichen Album, das gleichzeitig überaus homogenen ist. So machen sie mit dem alten Werkzeug moderne Musik. So klingt Rock heute - und in den nächsten Jahren auch noch.

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Sonntag, 6. Mai 2007
Hochhaus mit Kühen
Wimmelbilder von Andreas Gursky
Wie hat er das gemacht? Das ist die erste Frage, wenn man vor den Bildern von Andreas Gursky steht.

Warum sollte die Welt nicht so sein, wie er sie zeigt?
Aber noch wohnen Kühe nicht in parkhausähnlichen Unterkünften (Nebenbemerkung: Warum eigentlich nicht?). Und die vielen Hilfskräfte, die der in Leipzig geborene Fotograf einsetzt, würden sich im richtigen Rennfahrerleben im Weg stehen.


Auf der Suche nach der Machart von Andreas Gurskys Wimmelbildern.
© Haus der Kunst/Wilfried Petzi


Also sucht man.
Nach den Schnittstellen bei der Weide und den Aussenaufnahmen vom Hochhaus. Oder im Bild mit den unzählbaren ameisengrossen Langläufern beim Engadiner Skimarathon. Und man ist beeindruckt, weil der imaginierte Boxenstopp so pathetisch wirkt wie die Laokon-Gruppe.

Man hat Spass und kommt vor den Wimmelbildern mit anderen Besuchern in Gespräch. Endlich Kunst, mit der jeder etwas anfangen kann.

Man staunt. Und geht nach Hause. Und freut sich. Tage später noch immer.

Warum er das eigentlich macht, hat niemand gefragt.
Muss man auch nicht.


Andreas Gursky, Haus der Kunst, München, 17.2.-13.5.2007

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Nevada Tan - Niemand hört dich
Zeitverschwendung - selbst nebenbei gehört.

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