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Montag, 31. Oktober 2011
Uh, so good?
Charles Bradley beim Jazznojazz im EKZ-Unterwerk Selnau, Zürich
Charles Bradley beim Jazznojazz im EKZ-Unterwerk Selnau, Zürich
thenoise, 23:13h
Das Goldene Zeitalter sucht man derzeit nicht in der Zukunft, man blickt zurück. Der Protagonist von Woody Allens neuem Film «Midnight In Paris» flieht vor seinem Alltag in die 1920er-Jahre, im Münchner Rationaltheater tanzt man im Retro-Look zum Swing von Schellack-Platten, und Charles Bradley nimmt seine Fans mit in die funkige Welt des Deep Soul.
Der 63-Jährige - er wurde bei einer Tributveranstaltung seines großen Vorbilds entdeckt - beerbt den Godfather of Soul, James Brown. Der ehemalige Küchenchef ist ein Spätberufener. Viele Jahre lang machte er nebenbei Musik, erst nach einigen Schicksalsschlägen - so die offizielle Geschichte - widmete er sich ihr völlig. Jahrelang tingelte er durch kleine Clubs, dieses Jahr erschien sein Debütalbum. Erst jetzt scheint er den Applaus zu bekommen, den er verdient.
Späte Karriere: Charles Bradley kam erst mit 63 auf die (halb)grossen Bühnen.
Seine Lieder sind stark, Bradley selbst wirkt authentisch, und trotzdem wird im Konzert schon beim viel zu langen Intro klar: Seine Band, die den Boden für eine Punktlandung bereiten soll, wird weder mit Schmelz noch mit Funk für eine flirrend-elektrisierende Atmosphäre sorgen. Und Charles Bradley gibt mit Schmerbauch und vom Leben gezeichneten Gesicht den Liebhaber, der noch immer jugendlich wirken will. Erst im roten Smoking, später im ebenfalls glänzend reich bestickten Overall zitiert er seine Vorgänger, ohne jedoch so extravagant und originell zu wirken wie diese. Seine Musiker - sie absolvieren das Programm zwar druckvoll, aber weitgehend ruhig und unauffällig - überlassen ihm die Show und er verlässt sich auf das Bewährte: Er tänzelt und fällt auf die Knie, er donnert und kreischt, und immer wieder schwenkt er lasziv die Hüften und stöhnt regelmäßig sein «uhh, so goood».
Große Geste: Charleys Bradley hat Grund, die Welt zu umarmen.
Charles Bradley ist nicht der Parodist, als der er mitunter unfreiwillig wirken mag. Seine Musik ist gefühlsbetont und mitreißend, seine Stimme ist mächtig und seine Interpretationen sind intensiv. Man sieht Bradley an, dass er öfters ausgeknockt wurde. Er ist aufgestanden und hat sein Leid in Stärke verwandelt. Das beeindruckt. Vorne tanzen die Zwanzigjährigen und lächeln beglückt, hinten setzt schon früh das muntere Gehen ein. Dachte man beim Debütalbum noch, dass hier ein Geschundener mit den Erfahrungen seines Lebens seiner Lieblingsmusik zu einer neuen Tiefe verhilft, so zeigt er im Konzert, dass er zwar seine Stücke hervorragend verkörpern kann, in der Bühnenshow aber in der Konvention stecken bleibt und auch mit Coverversionen wie Neil Youngs «Heart Of Gold» keine glückliche Hand hat.
Der 63-Jährige - er wurde bei einer Tributveranstaltung seines großen Vorbilds entdeckt - beerbt den Godfather of Soul, James Brown. Der ehemalige Küchenchef ist ein Spätberufener. Viele Jahre lang machte er nebenbei Musik, erst nach einigen Schicksalsschlägen - so die offizielle Geschichte - widmete er sich ihr völlig. Jahrelang tingelte er durch kleine Clubs, dieses Jahr erschien sein Debütalbum. Erst jetzt scheint er den Applaus zu bekommen, den er verdient.
Späte Karriere: Charles Bradley kam erst mit 63 auf die (halb)grossen Bühnen.
Seine Lieder sind stark, Bradley selbst wirkt authentisch, und trotzdem wird im Konzert schon beim viel zu langen Intro klar: Seine Band, die den Boden für eine Punktlandung bereiten soll, wird weder mit Schmelz noch mit Funk für eine flirrend-elektrisierende Atmosphäre sorgen. Und Charles Bradley gibt mit Schmerbauch und vom Leben gezeichneten Gesicht den Liebhaber, der noch immer jugendlich wirken will. Erst im roten Smoking, später im ebenfalls glänzend reich bestickten Overall zitiert er seine Vorgänger, ohne jedoch so extravagant und originell zu wirken wie diese. Seine Musiker - sie absolvieren das Programm zwar druckvoll, aber weitgehend ruhig und unauffällig - überlassen ihm die Show und er verlässt sich auf das Bewährte: Er tänzelt und fällt auf die Knie, er donnert und kreischt, und immer wieder schwenkt er lasziv die Hüften und stöhnt regelmäßig sein «uhh, so goood».
Große Geste: Charleys Bradley hat Grund, die Welt zu umarmen.
Charles Bradley ist nicht der Parodist, als der er mitunter unfreiwillig wirken mag. Seine Musik ist gefühlsbetont und mitreißend, seine Stimme ist mächtig und seine Interpretationen sind intensiv. Man sieht Bradley an, dass er öfters ausgeknockt wurde. Er ist aufgestanden und hat sein Leid in Stärke verwandelt. Das beeindruckt. Vorne tanzen die Zwanzigjährigen und lächeln beglückt, hinten setzt schon früh das muntere Gehen ein. Dachte man beim Debütalbum noch, dass hier ein Geschundener mit den Erfahrungen seines Lebens seiner Lieblingsmusik zu einer neuen Tiefe verhilft, so zeigt er im Konzert, dass er zwar seine Stücke hervorragend verkörpern kann, in der Bühnenshow aber in der Konvention stecken bleibt und auch mit Coverversionen wie Neil Youngs «Heart Of Gold» keine glückliche Hand hat.
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