Samstag, 1. Oktober 2011
Baba Zula - Gecekondu
Die Istanbuler Gruppe um Murat Ertel verbindet orientalische Instrumente und Klänge mit westlichen Einflüssen zu einer eigenwilligen, meist psychedelisch angehauchten Melange. Die mitunter überaus langen und durchweg entspannt-groovigen Stücke vermitteln die angenehme Trägheit des Dämmerzustands an einem staubig-heißen Tag. Geeignet den Hörer wohlig zu umnebeln, scheint es in Baba Zulas Wasserpfeife mehr zu geben als parfümierten Tabak.
Musikalisch drehen Baba Zula ihr Rad einfach weiter. Warum auch neu erfinden, wenn es noch Optimierungspotenzial gibt? Auf Baba Zula gemünzt bedeutet das, dass man mit Arrangements und anderen Gastmusikern zu überzeugenden Ergebnissen kommt, ohne gleich alles Bisherige über den Haufen werfen zu müssen. Wie bisher setzen Baba Zula (zum Teil elektrifizierte) traditionelle Instrumente ebenso ein wie Samples. Mit dabei sind wieder einige Gäste - etwa der norwegische Pianist Bugge Wesseltoft und der französische weltmusikalische Grenzgänger Thierry «Titi» Robin.
Baba Zula mögen mit ihrem Album daran erinnern wollen, dass vieles Interessante dem Wilden und Ungeplanten entspringt -- genau wie die Gecekondu, die über Nacht erstellten, illegalen und meist wenig ansehnlichen Bauten, die rasch zu ganzen ärmlichen Stadtvierteln anwachsen. Ihre Lieder sind keineswegs so roh gezimmert und bieten mehr als den - wenn überhaupt vorhanden - derben und kaum sichtbaren Charme der Gecekondu.

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