Sonntag, 3. Juni 2007
Schamane des Eises und der Finsternis
Terje Isungset - Two Moons
Terje Isungset hat sein eigenes Genre erfunden: Eismusik. Seine Kompositionen klingen gleichermaßen modern und archaiisch. Immer wieder findet man Ambient-ähnliche Klänge. Doch dann gibt es wieder gutturalen, dem Grunzen nich unähnlichen Gesang oder - gleich zum Auftakt - eine dem Naturjodel ähnliche Melodie. Der Klang der Eistrompete wirkt zwischendurch wie vom Freejazz inspiriert.

Dass die Instrumente aus Eis äusserst vergänglich sind und schwierige Aufnahmebedingungen voraussetzen, mag kurios und aufsehenerregend sein. Inwiefern das die Musik beeinflusst - abgesehen vom Klang und der Limitierung - ist nicht festzustellen. Vielleicht würde Per Jørgensen, der Terje Isungset dieses Mal begleitet, auch im Studio die endlose Weite herbeisingen; möglicherweise würde Terje Isungset seine eigenwilligen Klangwelten auch mit anderen Utensilien ebenso eindrucksvoll kreieren.

Ohne den Hintergrund zu kennen, könnte man bei einigen Klängen vermuten, sie seien am Computer entstanden oder bearbeitete Alltagsgeräusche. Mitunter wurde auch festgestellt, dass Isungsets Musik dem Ambient nicht unähnlich sei. Dem ist eindeutig zu widersprechen: Natürlich kann man auch die Kompositionen von Terje Isungset im Hintergrund plätschern lassen. Wer sie jedoch an sich heranlässt, taucht in eine eigene Welt - die schön sein kann und romantische Bilder evoziert, aber auch abgrundtief und beklemmend.

Oberflächlich gehört, ist die Eismusik von Terje Isungset ein willkommenes Kuriosum in der Musikgeschichte. Die künstlerische Herausforderung der limitierten Klangwelt kehrt er jedoch ins Gegenteil: Seine Musik wird nicht simpel, sondern tiefgründig und neuartig und wirkt schamanisch und modern zugleich.

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