Freitag, 20. April 2007
Wie viel Musik?
Was braucht der Mensch zum Überleben? Auf die Musik bezogen beantwortet die Auflistung der Inselplatten diese Frage. Zehn Stück werden meistens abgefragt. (Sie zeigen dabei oft hübsch die musikalische Sozialisation der Befragten und sagen letztlich nichts aus.) Weil zehn eine hübsche Zahl ist? Weil die Aufzählung dann gerade lang genug für eine nette Zeitungsspalte ist? Weil man für die Flucht gerade noch zehn Platten zusammenraffen kann? Weil man sich dann noch fünf Missgriffe erlauben kann, die fünf Nieten werden noch vor dem Landgang im Meer versenkt?

Bei jedem Umzug - und ehrlich gestanden auch zwischendurch - denke ich daran, meine Plattensammlung auf 100 Stück zu reduzieren. Noch weniger würde zwar noch mehr Platz sparen, aber das erscheint mir illusorisch. (Und in den hundert Stück sind die ständigen Neuzugänge nicht eingerechnet - aber das ist ein anderes Problem.)

Also: 100 Scheiben, der persönliche Kanon, die unverzichtbaren „Klassiker“. Musik, die man - mit der eigenen Biographie untrennbar verwoben - immer wieder hören kann (und möchte). Musik, die immer wieder berührt.
Jetzt habe ich zum wiederholten Mal radikal reduziert - wie immer auf geschätzte 1500 Stück. Doch dieses Mal stellt sich keine Zufriedenheit ein. Die Regale werden nicht weniger, sie sind nur vorübergehend ein bisschen luftiger gefüllt (etwa so wie die Regale der neuen Bibliothek von Alexandria, nur dass in meinen Regalen nicht so viel Schrott steht.)

Das Bedürfnis nach Vertiefung, und die beständige Lust auf Neues kämpfen beständig - bei offensichtlich ausgewogener Kraftverteilung.

Wie viel Musik braucht der Mensch? Oder sollte man besser danach fragen, ob denn die Musikmeter nicht vom Eigentlichen, vom Hören, ungebührlich ablenken?

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Neil Young - Live at Massey Hall 1971
Überraschung: Bei diesem Mitschnitt berühren mich sogar Lieder, von denen ich bislang nicht so begeistert war. Sehr hübsch.

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