Freitag, 1. Dezember 2006
Immer wieder hören
Zum Musikhören gehört die Wiederholung, hat mir ein studierter Musikwissenschafter schon vor vielen Jahren gesagt - und bei mir natürlich Zustimmung geerntet. Nur wer immer wieder das gleiche hört, kann Neues entdecken. Mein Kollege bezog das auf Steve Reich. Ich beziehe es auch auf Georg Ringsgwandl oder das Harmonikaspiel von Werner Aeschbacher.

Heute würde ich hinzufügen, dass - zumindest ich - auch beständig über ein Thema sprechen muss, um neue Facetten zu entdecken. Neue Alben spiele ich gelegentlich Freunden vor, Tage oder Wochen, nachdem ich sie für irgendein Medium besprochen habe. Und ich entdecke gerade beim Erzählen über die Musik genauso wie beim Begründen, warum mir manche Textstellen wichtig sind, oder auch beim Berichten über das, was mich verblüfft, immer wieder Neues.
Die Hinweise der Gesprächspartner helfen beim Entdecken weiterer Details, beim Präzisieren einer Einschätzung, bei der genaueren Benennung einer Entdeckung. Ihr Anspruch an Erläuterungen schärft meine Aussagen.

Nachdem das Album Aeschbacher x Hägler schon länger nicht mehr den Weg in den CD-Player gefunden hat, habe ich es neulich einer Freundin vorgespielt: Und prompt - na ja, nachdem ich den Song Banana Joe zum fünften Mal gehört habe, weil ich ihn gleich für meine Radiosendung auf das Notebook gezogen habe -, hat mich dessen luftig-vorwitzige Melodie an Micromusic erinnert. Natürlich kann kein elektronisches Gadget mit einem Schlagzeuger wie Martin Hägler mithalten (und mit dem Akkordeon von Werner Aeschbacher auch nicht). Aber dass die Musik solche verwandtschaftliche Bezüge zeigt - oder immerhin den Rezipierenden ermöglicht -, ist doch eine schöne Überraschung.

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