Donnerstag, 28. Januar 2010
Sulzkopf! Sulzkopf! Sulzkopf!
Thomas Bernhards "In der Höhe" im Landestheater Bregenz (A)
Es ist das letzte Text, den Thomas Bernhard veröffentlicht hat, aber angeblich sein erster: "In der Höhe" ist kurz vor dem Tod des österreichischen Autors erschienen, wurde aber schon geschrieben, bevor er 1972 mit seinem Roman „Frost“ reüssierte.

"In der Höhe" ist ein Prosatext, aber ihn für die Bühne zu bearbeiten ist nicht schwer. Was im Gegenzug jedoch nicht heisst, dass es einfach ist, ihn so hervorragend auf die Bühne zu bringen wie in Bregenz.
Das schmale Werk besteht aus Beobachtungen, Erzählfragmenten, Aphorismen, Miniaturen. Meist sind sie einer nicht näher benannten Person, dem alter ego des Autors, zuzuschreiben, der auch der Erzähler ist. Interessant an diesem Text ist, dass Bernhard hier sein späteres Werk stilistisch und inhaltlich vorbereitet. Seine mächtigen Sprachbilder sind genauso vorhanden wie seine Verachtung, seine Zweifel und seine Wut.


In der Höhe: Alexander Julian Meile und Julia Jelinek

Regisseur Karl Baratta hat die Textausschnitte gut gewählt und sie reduziert, aber hervorragend in Szene gesetzt. Bernhards Text braucht keine und liefert auch kaum Bilder. Karl Baratta greift das mit einem sehr reduzierten Bühnenbild auf. Ein langer Tisch und drei Betten genügen. Wichtiger ist, dass er den Text, der im Buch wohl einer Person zuzuschreiben ist, von vier Schauspielern sprechen lässt. Durch ihre ständig wechselnde Verteilung im Raum und den Gegenpol einer weiblichen Rolle erzeugt er ein sich beständig subtil veränderndes Bild, das praktisch durchgehend von einem meist etüdenhaft gespielten Klavier untermalt wird. Da braucht es nur noch wenige, gut dosierte Regieeinfälle, um das Stück kurzweilig zu machen: so toben zwei Schauspieler bei der entsprechenden Textstelle hechelnd wie Hunde über die Bühne, dann wiederum deuten sie während der Textrezitation ein kleines Tänzchen an.
Das alles passt hervorragend zu den Texten, die immer im Zentrum stehen. Es ergänzt sie, ohne den Blick auf sie zu verstellen. Die Schauspieler – darunter Burgtheater-Schauspieler und Bernhard-Kenner Paul Wolff-Plottegg sowie die zwei Nachwuchstalente Julia Jelinek und Alexander Julian Meile – agieren allesamt ausgezeichnet.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Mittwoch, 31. Dezember 2008
Der Schein trügt
Thomas Bernhard im Burgtheater
Des einen Leid: Udo Same muss unters Messer, Martin Schwab und Michael König stellen sich für eine Voraufführung von Der Schein trügtauf die Bühne. Den bepelzten Abonnement-Oldtimern passt das gar nicht. Na den Bernhard kaun ich aba gar net leidn, wird der Kartenkontrolleur im sympathischsten wienerischen Hochdeutsch angepflaumt. Man besucht die Vorstellung trotzdem. Machte man vom Angebot des Kartentauschs gebrauch, könnte man seine liebgewonnenen Vorurteile nicht so einfach bestätigen.
Verständlich: So kurz vor Sylvester und bei der derzeitigen Wirtschaftslage möchte sich der Wiener an sich nicht noch im Spiegel von Thomas Bernhard sehen. Daher wird dem Publikum die Notlösung mit dem Recht der ersten Nacht schmackhaft gemacht – und das Burgtheater muss nicht auf die Einnahmen einer gut besuchten Vorstellung verzichten.

Mich freut’s: den Schwab schon lange nicht mehr gesehen, mit Bernhard schon lange nicht mehr beschäftigt und gute Erinnerungen an die vor vielen Jahren gesehene Inszenierung des Stücks. Und dazu noch die kleine Hoffnung, dass die Wiener böse werden, weil sie zum Bernhard-Stück gezwungen werden. Sie werden nicht böse, nur gelangweilt. Martin Schwab gibt den Karl nicht verbittert, sondern bloß zappelig. Er hampelt sich mit übertriebener Gestik durch eine Inszenierung, die komödiantischen Stellen herausarbeitet und den ganzen bitteren Rest durchlaufen lässt. Mir ist der lange, rund einstündige Monolog von Michael Schwab zu viel. Der Auftritt von Michael König, der seinen Robert ruhig und mit leichter Grimmigkeit anlegt, wird dankbar aufgenommen.

Dass es das Recht der ersten Nacht nicht mehr gibt, ist zu verschmerzen. Dem Bräutigam ist zu wünschen, dass es das Team um Regisseur Nicolas Brieger bis zur Hochzeitsnacht am 3. Januar noch schafft, die Braut gehörig aufzuhübschen.

Bildlegende: Michael König (Robert), © Reinhard Werner, Burgtheater

... link (0 Kommentare)   ... comment


Montag, 9. Juli 2007
Weltuntergang
Die Welt steht traurig da, alt und mager mit zotteligen Haaren. Sie stirbt und reisst die Aktienkurse genauso mit sich wie Bari, den Hund des Bauern, und die von den Türmen stürzenden Menschen.

Aus, vorbei.

Immer wieder - bis Anfang September.

Welttheater, Copyright Judith Schlosser
© Judith Schlosser

Das Einsiedler Welttheater ist tatsächlich so großartig wie es die beteiligten Namen - das Stück nach Calderón stammt von Thomas Hürlimann, die Musik von Jürg Kienberger, Regie führte Volker Hesse - und die mehreren hundert, vor der Kulisse des Klosters Einsiedeln agierenden Schauspieler versprechen.

... link (0 Kommentare)   ... comment