Freitag, 30. April 2010
Thomas Hürlimann - Der große Kater
Die Verfilmung des Romans ist trotz seiner hervorragenden Besetzung, etwa mit Bruno Ganz in der Hauptrolle, durchgefallen. Ein Grund mehr, den großartigen Text von Thomas Hürlimann gleich im Original zu entdecken. Das Vergnügen steigt, wenn man ihn von Dieter Mann vorgelesen bekommt.

Pfiff, Chef der Schweizer Sicherheitspolizei, und Kater, der Bundespräsident, sind seit ihrer gemeinsamen Schulzeit im Internat des Klosters Einsiedeln befreundet - doch Pfiff hat mit seinem Freund noch eine Rechnung offen. Dieser hat ihn nicht nur politisch überholt, sondern ihm schon vor vielen Jahren seine Verlobte, die jetzige «Frau Bundesrat» ausgespannt. Erst allmählich offenbart Hürlimann, dass der jovial und gemütlich wirkende Kater auch ein ausgeprägtes Machtbewusstsein besitzt. Deswegen, nicht nur wegen der strapazierenden Schicksalsschläge - sein Jüngster liegt im Sterben - ist seine Ehe offenbar arg zerrüttet. Hürlimann zeigt die letzten Tage im Intrigenspiel um den Bundespräsidenten, der schließlich zurücktritt.

Thomas Hürlimann hat seinen Roman «Der große Kater» trickreich komponiert und mit überraschenden Einfällen ausgestattet, seine präzisen und bildreichen Beschreibungen sind ein Genuss. Ebenso differenziert wie der Autor agiert der Sprecher. Dieter Mann liest mit warmer Stimme und nie nachlassender Präsenz.

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