Mittwoch, 28. April 2010
Erstes Wiener Heimorgelorchester - Es wird schön gewesen sein
Die Zusammenarbeit des Ersten Wiener Heimorgelorchesters mit Ronnie Urini ist bezeichnend. Er hat die österreichische NDW-Variante in Gruppen wie Kleenex Aktiv, Willi Warma und Ronnie Urini & die letzten Poeten maßgeblich mitgeprägt, und das gemeinsam mit dem EWHO eingespielte Konrad-Bayer-Gedicht «Niemand hilft mir» ist eines der herausragenden Stücke dieser Zeit.

Die Musik des EWHO hätte auch damals entstanden sein können, in der Hochblüte der Austro-NDW, die von banalen Auswüchsen wie Nena oder Markus weitgehend verschont geblieben ist. Die billigen Heimorgelklänge - das Quartett erzeugt Klänge mit simplen Casio-, Bontempi- und Yamaha-Keyboards, wie sie in vielen Haushalten stehen - wirken zwar anachronistisch, doch gerade weil mittlerweile jede Band ein technisch sauber produziertes Album vorlegen kann, ist das Low-Tech-Konzept des EWHO so aktuell. Und zu dieser Musik macht sich die dadaistische Nonsens-Lyrik ausnehmend gut. «Baa ba ba ba Pfirsich Melba/ Baa-ba-ba-Banana Split/ Heute mache ich es selba/ aba aba bald machst du mit», singen sie fröhlich in «Pfirsich Melba», und in «Uri Geller» reihen sie bekannte Namen um des Reimes willen aneinander. Es gibt aber auch wortwitzig-hintersinnige Texte und aussagekräftige Bilder («Es ist erst Mittwoch/ und es riecht schon nach Fisch», im Lied «Weekend») oder auch 'attwengernde' Miniaturen wie das Stück «Ruhe im Zimmer».

In den Stücken steckt - textlich und musikalisch - wesentlich mehr, als das brachial-dumpfe «Vaduz» vermuten lässt, das dem EWHO derzeit zumindest im Bodenseeraum eine vergleichsweise hohe Aufmerksamkeit beschert.

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