Sonntag, 2. Oktober 2011
Roland Tchakounté - Blues Menessen
Den Blues hat der Kameruner Gitarrist erst spät für sich entdeckt: Erst vor rund zehn Jahren hörte er in einem Einkaufszentrum John Lee Hookers «Crawling Kind Snake» - eine Erweckung für den Musiker, der schon als Teenager Gitarre spielte und eine eigene Band leitete. Noch in seiner Heimat eiferte er Soulgrößen wie James Brown und Wilson Picket nach. Nachdem er Ende der 1980er-Jahre nach Frankreich kam, versuchte sich Roland Tchakounté in einer Mischung aus Soul und Rock.

John Lee Hookers Musik - angeblich schätzte Tchakounté den Gitarristen anfangs als Afrikaner mit einem amerikanisierten Namen ein - hat seiner Arbeit eine neue Richtung gegeben. Er begann, den rohen Blues-Klang mit seiner Muttersprache Bamiléké zu verbinden. Doch abgesehen davon dringen heimische Einflüsse allenfalls indirekt durch, etwa wenn sich in «A Tchann» die Percussion an tribalistische Rhythmen anlehnt. Wirklich grob und erdig ist der Blues von Roland Tchakounté auch nicht mehr. Dafür spielt er zu subtil, zu nuanciert und immer wieder hart an der Grenze zum Pop. Das morgenneblich verhangene «Hum Hum» etwa würde auch als leicht schwermütiger Mark-Knopfler-Song durchgehen. Wie dieser schüttelt er die Licks leicht und lässig aus dem Ärmel. Und auch die Mitmusiker achten darauf, dass sie der Musik neben einer Portion Gefälligkeit einen Schuss Originalität mitgeben.

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Samstag, 1. Oktober 2011
Baba Zula - Gecekondu
Die Istanbuler Gruppe um Murat Ertel verbindet orientalische Instrumente und Klänge mit westlichen Einflüssen zu einer eigenwilligen, meist psychedelisch angehauchten Melange. Die mitunter überaus langen und durchweg entspannt-groovigen Stücke vermitteln die angenehme Trägheit des Dämmerzustands an einem staubig-heißen Tag. Geeignet den Hörer wohlig zu umnebeln, scheint es in Baba Zulas Wasserpfeife mehr zu geben als parfümierten Tabak.
Musikalisch drehen Baba Zula ihr Rad einfach weiter. Warum auch neu erfinden, wenn es noch Optimierungspotenzial gibt? Auf Baba Zula gemünzt bedeutet das, dass man mit Arrangements und anderen Gastmusikern zu überzeugenden Ergebnissen kommt, ohne gleich alles Bisherige über den Haufen werfen zu müssen. Wie bisher setzen Baba Zula (zum Teil elektrifizierte) traditionelle Instrumente ebenso ein wie Samples. Mit dabei sind wieder einige Gäste - etwa der norwegische Pianist Bugge Wesseltoft und der französische weltmusikalische Grenzgänger Thierry «Titi» Robin.
Baba Zula mögen mit ihrem Album daran erinnern wollen, dass vieles Interessante dem Wilden und Ungeplanten entspringt -- genau wie die Gecekondu, die über Nacht erstellten, illegalen und meist wenig ansehnlichen Bauten, die rasch zu ganzen ärmlichen Stadtvierteln anwachsen. Ihre Lieder sind keineswegs so roh gezimmert und bieten mehr als den - wenn überhaupt vorhanden - derben und kaum sichtbaren Charme der Gecekondu.

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Montag, 8. August 2011
Tingvall Trio - Vägen
Für den Vorgänger von «Vägen» wurde das Tingvall Trio im vergangenen Jahr mit einem Echo als 'Bestes Deutsches Jazzensemble' ausgezeichnet. Es reicht der Wohnsitz: Denn der schwedische Pianist Martin Tingvall und Bassist Omar Rodriguez Calvo sind Wahlhamburger. Und Martin Tingvall komponiert angeblich am liebsten in der Abgeschiedenheit seiner südschwedischen Heimat. Die Herkunft seiner Stücke ist nicht schwer zu erraten. Im zeitgenössischen skandinavischen Stil sind sie leicht und melodiös.
Das Tingvall Trio spielt Jazz mit Pop-Appeal - nicht so zurückgenommen wie Bar- und Lounge-Musik, aber noch immer so eingängig, dass nicht nur eingefleischte Jazzfans daran Gefallen finden.
Martin Tingvall spielt lyrisch und klar, aber auch in den sanften Passagen bestimmt. Gleichzeitig zeigt das Trio, dass es nicht nur die eingängig-sanften Stücke beherrscht: Mit «Tuc-Tuc Man» werfen sich die drei Musiker in den nervenaufreibenden Verkehr asiatischer Grossstädte und lassen dabei auch beste Jazz-Rock-Manier aufblitzen. In «Shejk Schröder» vermitteln sie keineswegs die Stille der Wüste, wie man vermuten könnte, sondern eher einen Wüstensturm. Einzig der Versuch, dem Stück «Efter Livet» (Nach dem Leben) mit Streichern und Bläsern Dramatik und Pathos zu verpassen, bleibt teilweise unbefriedigend. Den hervorragenden Gesamteindruck trübt das nur unwesentlich.

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Sonntag, 7. August 2011
Vieux Farka Touré - The Secret
Es wird erzählt, dass John Lee Hooker im Spiel des malischen Gitarristen Ali Farka Touré den Ursprung des Blues herausgehört habe. Sein Sohn beschwört das Geheimnis des Blues in einer Einspielung mit seinem vor fünf Jahren verstorbenen Vater: Der Titelsong "The Secret", mit dem er das Geheimnis des Blues eingefangen haben möchte, ist stetig und ruhig. Gewohnt träge wie ein flirrender Nachmittag in einem Kaff am Rand der Wüste, trägt es die eindeutige Handschrift von Ali Farka Touré.

Vieux Farka Touré mag es in der Regel flotter und ein wenig heftiger. Das ist gut, erreicht aber nie die Eigenständigkeit seines Vaters. Da mag er gniedeln wie er will: Vieux Farka Tour verbindet vor allem auf die inzwischen bekannte Art afrikanische Musik und Blues. Die Gastmusiker -- etwa John Scofield, Dave Matthews und Derek Trucks -- sind da nur bedingt eine Bereicherung. Sie bringen nicht den Zündstoff, der Vieux Farka Touré für ein wirklich originelles Album fehlt. Gewiss, es fehlt den Musikern nicht an Fingerfertigkeit, nicht an eingängigen Melodien und auch nicht an treibender Musik. Und auch wenn Vieux Farka Touré und seine zupfenden Kollegen immer wieder solistisch überzeugen können, liefern sie insgesamt vor allem Afro-Blues-Mainstream mit wenigen zündenden Ideen.

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Montag, 11. Juli 2011
22 Pistepirkko - Lime Green Delorean
Sie begannen im gleichen Zeitraum: Anfang der 1980er ging der mittlerweile legendäre Flügeltürer von John De Lorean im nordirischen Dunmurry vom Band. In dieser Zeit starteten 22 Pistepirkko im finnischen Dorf Utajärvi. Die Finnen erlebten zwar auch Krisen, stürzten aber anders als De Loreans Fahrzeugproduktion nicht ab. Sie haben es sich als Außenseiter der Rockmusik gut eingerichtet und gönnen sich jetzt mit ihrem frisch lackierten De Lorean entspanntes Cruisen. Denn im gesetzten Alter lässt man es auch im Sportwagen nur mal hin und wieder krachen.

Der Prolog («Lights By The Highway») stimmt auf die Fahrt ein, die Lichter der Straßenbeleuchtung verblassen auf dem Nachhauseweg, die Sonne steigt langsam auf, langsam schält ich das Grün der Landschaft aus dem verblassenden Grau. Doch romantisch, das vermittelt die Orgel, die sich mit getragenem Duktus in den Vordergrund drängt, endet die Fahrt nicht.
22 Pistepirkko geben sich auf ihrem neuen Album gerne gefällig. Ihre Melodien gehen ins Ohr und vom sanft untermalten «Dream 1987» erzählen sie in behäbiger Märchenonkel-Manier. Das zerbrochene Spielzeug («Broken Toys») besingen sie ebenso fröhlich wie ihre gute Laune («So Happy Today»). Vor allem wenn die Popmelodien im Vordergrund stehen, klingen 22 Pistepirkko angenehm nostalgisch. Dass das Trio jetzt weniger originell und experimentell ist als in seinen frühen Jahren, muss man ihm jedoch nicht übelnehmen. Denn auch bei den nach vorne gehenden Stücken (etwa «Stupid») haben 22 Pistepirkko kleine, reizvolle Widerhaken eingebaut. Bei genauer Betrachtung eröffnen sich auch in augenscheinlich unspektakulären Landschaften liebenswerte Details. Zu brettern wäre dabei kontraproduktiv, aber in einem stilvollen Fahrzeug zu sitzen, erhöht den Genuss.

22 Pistepirkko - Konzertbesprechung

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Mittwoch, 29. Juni 2011
Lebe schnell, stirb jung und gib eine schöne Leiche ab
Möglicherweise haben jüdische Mafiosi die hier zusammengestellten Stücke gehört. Vielleicht auch nicht. Möglicherweise spielten sie auch im amerikanischen Showgeschäft mit. Auf jeden Fall aber erzählen Shantel und Oz Almog mit dieser Zusammenstellung interessante Geschichten zu mitreißenden Liedern.

Grauen verkauft gut: Die vor gut zehn Jahren erstmals auch bei uns veröffentlichten Lieder der kalabresischen Mafia wurden gleich als Serie vermarktet. Angepriesen als authentische Zeugnisse der unerbittlichen Mafia-Herrschaft, erzählen die oft pathetischen Lieder von Blut, Ehre und Verschwiegenheit. Die New Yorker Mafia war nicht weniger gefühllos - und sie kannte nicht nur italienische Clans, sondern auch jüdische. Schon 2003 stellte der Maler Oz Almog seine eigenwilligen Gemälde jüdischer Mafiabosse in Wien unter dem Titel «Kosher Nostra - Jüdische Gangster in Amerika, 1890-1980» aus.

Jetzt gibt es die Musik dazu. Den kleinen Schönheitsfehler, dass hier nicht die Lieder der Mafiosi präsentiert werden und selbst der Nachweis fehlt, dass die hier vorgestellte Musik von ihnen überhaupt gehört wurde, nimmt man gerne in Kauf. Denn was der Frankfurter Musiker hier versammelt, ist durchaus rar und durchweg fein. «Kosher Nostra» widmet sich zwar dem Obskuren, wartet aber mit vielen bekannten Namen auf. Tom Jones besingt seine «Yiddische Mamme» und die Andrew Sisters trällern «Bei Mir Bistu Sheyn». Conny Francis ist mit drei Stücken vertreten, darunter eine hinreißende Version von «O Mein Papa». So kommt wenigstens ein Teil ihres Albums mit Liedern in Jiddisch zu späten Ehren. Denn tatsächlich wird es die erfolgsverwöhnte Sängerin als Flop empfunden haben: Es erreichte nur Platz 69 der Billboard-Charts und verschwand bald aus den Regalen. Aber es sind nicht nur die auch heute noch bekannten Namen - darunter Al Jolson, Sophie Tucker und Chubby Checker - die entzücken, sondern auch unbekannte wie das Yiddish Swing Orchestra oder Solomon Schwartz mit einer schmissigen Version des hebräischen Volkslieds «Hava Nagila».

Die Sammlung «Kosher Nostra – Jewish Gangsters Greatest Hits» umfasst den Zeitraum von 1920 bis in die 1960er, reicht von Swing bis zum anspruchsvollen Schlager und glänzt mit einer geschmackvollen Aufmachung und ausführlichen Erklärungen in Deutsch und Englisch. Demnach soll die jüdische Mafia ihr Vermögen über Investitionen in Radiostationen, Musikclubs, Revuetheater und die Schallplattenindustrie gewaschen haben. Sie waren also - zumindest im weitesten Sinn - an Musik interessiert und haben auf diese Art auch Musikerkarrieren gefördert.

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Dienstag, 24. Mai 2011
Blick Bassy - Hongo Calling
Melodien aus dem Alpenraum sind auch in Russland bekannt, den Kameruner Hongo-Rhythmus kennt man auch in Brasilien. Dem ist Blick Bassy auf seinem zweiten Album nachgegangen und hat dafür auch den brasilianischen Pandeiro-Perkussionisten Marcos Suzano engagiert. Dass man Bassy mitunter eher in Südamerika verortet als in Afrika liegt auch an der Mitarbeit des brasilianischen Singer/Songwriters Lenine, der bei zwei Stücken mitwirkt.

Die Übereinstimmung ist überraschend, aber auch eine Adaption lateinamerikanischer Rhythmen wäre für die afrikanische Musik nicht neu. Afrikanische Musiker praktizieren sie seit Jahrzehnten. Blick Bassy integriert sie genauso harmonisch wie westliche Einflüsse und Instrumente wie Akkordeon und Flöte. Das ist Weltmusik im besten Sinne des Wortes. Blick Bassy verschmilzt die Stile und prägt die Stücke mit seiner weichen, hellen Stimme, die an Youssou N'Dour erinnert. Seine Melodien sind bieg- und schmiegsam und seine zumeist in Bassa, einem von 260 Dialekten in Kamerun, gesungenen Lieder haben eine überwiegend sonnige Ausstrahlung. Doch so leichtfüßig und eingängig Bassys Musik und so gefällig sie durchweg ist, belanglos wirken die - etwa durch Arrangements und Rhythmuswechsel - immer wieder spannend inszenierten Songs nie.

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Sonntag, 1. Mai 2011
Chuckamuck - Wild For Adventure
Bevor sich das Berliner Quartett um die Verbesserung seiner handwerklichen Fähigkeiten kümmert, stockt es lieber den Biervorrat auf. Doch an den Instrumenten gehen Chuckamuck so beherzt zu Werk, dass man den Verzicht, ihr sicher vorhandenes Verbesserungspotenzial auszuschöpfen, nicht vermisst. Es braucht Chuzpe oder eine gute Portion Selbsterkenntnis (vielleicht auch beides) und ein gehöriges Quantum Unbekümmertheit, um ein Album derart sorglos einzuspielen. Doch letztlich ist dies die Grundlage für die Leichtigkeit, mit der Chuckamuck zum Tanzen und Mitsingen einladen. Chuckamuck wollen Party, und die gibt es vom Anfang bis zum Ende.

Ihre Herangehensweise entspricht der des Punk, der sogenannten 'genialen Dilettanten', die sich einen Dreck um Fertigkeit und Konvention scherten. Anders als diese hadern Chuckamuck nicht mit den gesellschaftlichen Verhältnissen. Ihre Texte zeigen keinerlei Unzufriedenheit, fordern keine Veränderung und regen auch nicht an darüber nachzudenken. Das ist zwar auf Dauer etwas dünn, aber was spricht schon gegen eine leichtfertige halbe Stunde, in denen Chuckamuck ihre zwölf Lieder herunterschrubben?
Die von juvenilem Übermut gekennzeichneten Texte sind durchaus witzig, die Geschichten immer wieder originell erzählt. Selbstbewusst präsentieren sich Chuckamuck den Mädchen der Welt als ihre Helden und müssen dabei nicht wie balzende Rapper mit Potenz und Aussehen protzen. Es reicht, den Mädchen aus Barcelona und den Mädchen aus Wien, den Mädchen aus New York und aus Neu-Ruppin nur eines zu sagen: «Wir sind Chuckamuck und wir kommen aus Berlin.» Die Texte passen also zur mitreißend-rotzig geschrammelten Musik - und wie diese verfügen sie über rustikalen Charme.

«Wild For Adventure» ist die gelungene Momentaufnahme einiger selbstbewusster Jungs. Das Album wird in Kürze seine Schuldigkeit getan haben und vergessen werden. Wenn es die Band aber schafft sich weiterzuentwickeln, wird man es später hervorholen, sich von der guten Laune anstecken lassen und an die jugendliche Leichtigkeit des Seins, den überbordenden Übermut und ihr ungebrochenes Selbstbewusstsein erinnern. Genießen wir also die Frische dieses Albums und wünschen dem Sänger, dass er doch noch lernt hin und wieder den Ton zu halten. Denn es wäre schade, wenn sich die Band ausgerechnet durch ihr einnehmendes Kennzeichen, eben jene erfrischende Sorglosigkeit, selbst erledigen würde.

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Sonntag, 17. April 2011
Boubacar Traoré - Mali Denhou
Boubacar Traoré hat die Wehmut in der Stimme und spielt den Blues dazu so entspannt wie kein Zweiter. Er streichelt förmlich über die Saiten und spielt seine geschmeidigen Melodielinien gerne mit dem Daumen, auf den warm klingenden, tiefen Seiten seiner akustischen Gitarre. Trotz des harten Lebens, das er hatte, wirkt Boubacar Traoré ausserordentlich mild und seine Lieder sind ungemein gefühlvoll. Mit seinem Spiel verquickt er den Blues mit der traditionellen, afrikanischen Musik. Immer wieder zupft er die Saiten seiner Gitarre als ob er eine Ngoni spielen würde. Kein anderer spielt wie er, hat diese berührende Mischung aus altersweisem Sanftmut, Wärme und gleichmütiger Bestimmtheit.

Seine Themen und seine Herangehensweise sind durchweg afrikanisch - seine Lieder sind oft als Aufrufe zu verstehen. So appelliert er beispielsweise an seine Hörer, anderen kein Leid zuzufügen, oder er fordert die Regierenden auf, dem Wohlergehen der Kinder des Landes Sorge zu tragen. Er beschwört, dass der Glücksstern Afrikas aufgegangen sei und erinnert an die stolze Vergangenheit des armen Landes oder an in aller Welt bekannte Malier, um das Selbstbewusstsein seiner Landsleute zu steigern. Mit einem Lied für Nachschwärmer, «Minuit», zeigt Traoré zudem, dass er sehr wohl auch ausgelassen sein kann.

Neben den durchweg subtil und wirkungsvoll eingesetzten traditionellen Instrumenten Kalebasse, Balafon und Ngoni sticht vor allem Vincent Buchers Mundharmonika hervor. Der Franzose schlängelt sich gewandt an den Melodielinien entlang und setzt mit perkussiven Akkorden dynamische Akzente. Ohne sich in den Vordergrund zu spielen ist er durchweg auf angenehme Weise präsent und glänzt auch mit einigen unaufdringlich-feinfühligen Soli.

Seinen altersmilden Stil hat der nun fast siebzigjährige Boubacar Traoré bereits in den 1990er-Jahren gefunden. Mit «Mali Denhou» zeigt er sich wieder auf der Höhe des vor fast zehn Jahren erschienenen, herausragenden Albums "Je chanterai pour toi" (2002).

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Dienstag, 5. April 2011
Maria Kalaniemi - Vilda Rosor
Auch wenn es außerhalb der Volksmusik nur wenige Akkordeonisten gibt, gilt das Akkordeon nicht mehr als Paria unter den Instrumenten. Ob es tatsächlich das ideale Instrument für alle Stile ist, wie Einspielungen von Bach-Fugen und Scarlatti-Sonaten zeigen möchten, sei dahingestellt. Aber seine Vielseitigkeit wird nicht mehr hinterfragt.
An der Renaissance des Instruments hat Maria Kalaniemi maßgeblich mitgewirkt, unter anderem als Mitglied des von Guy Klucevsek 1998 gegründeten Quintetts Accordion Tribe. Auf ihrem siebenten Solo-Album interpretiert sie - wie auch schon beim Vorgänger «Bellow Poetry» - alte finnische Runengesänge neu. Die Professorin an der Sibelius-Akademie in Helsinki bringt aber nicht nur mittelalterliche Lieder, ihre Auswahl geht bis hin zu aktuellen Stücken ihres kürzlich verstorbenen Accordion-Tribe-Kollegen Lars Holmer. Mit dem Titelstück «Vilda Rosor» bringt sie auch eine Eigenkomposition.

So groß wie die Zeitspanne ist die stilistische Bandbreite, die Maria Kalaniemi und ihre Gastmusiker bieten. Ohne die Herkunft zu kennen, könnte man das durch Banjo und Geige akzentuierte «I Fjol» problemlos in den Südstaaten der USA verorten. «De Rosor Och De Blader» wiederum ist voller Balkanschwermut. Der Tango, in Finnland schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts verankert, fehlt ebenso wenig wie jazzige Elemente. Kalaniemi, die auch singt, integriert nicht nur unterschiedlichen Stile, sondern verbindet nahtlos traditionelle mit modernen Elementen.
«Vilda Rosor» ist ein Album, das rasch einzunehmen vermag. Sein wirklicher Reichtum eröffnet sich trotzdem erst beim fortgesetzten Hören.

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