Donnerstag, 1. April 2010
Vorgeschmack

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Samstag, 20. März 2010
Fast schon ein Rockkabarett
Georg Ringsgwandl arbeitet im Schaaner TAK an seiner internationalen Reputation
«Mir habn in Augsburg gspuit und in Bitterfeld/I war ein Bauerndepp, doch jetzt bin ich ein Mann von Welt», singt Georg Ringsgwandl und darf feststellen, dass er nicht nur in der näheren Heimat oder in den Osten eingeladen wird, sondern auch im südlichen Ausland bekannt ist: das Theater am Kirchplatz in Schaan (Liechtenstein) ist beinahe ausverkauft. Sprachprobleme gibt es - die Bayern sind ja fast Nachbarn - keine, und für die rockig-funkige Musik gilt ohnehin generationen- wie grenzüberschreitend «common sense», dass sie gleichermaßen aufmüpfig und gediegen ist.


Sparsame Utensilien, amüsante Geschichten und im
Hintergrund eine kompakte Band: Georg Ringsgwandl ist
nicht mehr durchgeknallt, aber noch immer amüsant.


Mit «Untersendling», «Analog» und «Lebn ois wiara Kuah» startet er zwar durchaus amüsant, aber auch konventionell und ein bisschen langweilig. Auch ein Ringsgwandl kommt in die Jahre. Doch er muss nicht in Müllsäcken gekleidet oder mit einer Unterhose auf dem Kopf auftreten, um lustig zu sein. Sein Sprachwitz reicht völlig und man kann sich zwischen den kurzen Blöcken mit zwei, drei Liedern an seinen so amüsanten wie weitschweifigen Geschichten freuen, die er mit markigen Sprüchen und saftigen Personenbeschreibungen spickt - zwischendurch auch mal mit Schenkelklopfer-Charakter.


Weitschweifig und markig: Der burschikose Witz von Georg
Ringsgwandl kommt auch in Liechtenstein an


Natürlich spielt er Zither, und ebenso selbstverständlich verzichtet er nicht völlig auf die Verkleidung: Ein Mütze und eine übergroße Sonnenbrille reichen, um aus dem scharfzüngigen Bayern einen Szene-Gigolo mit Migrationshintergrund zu machen. Das ist gesetzt, aber auch amüsant - und steht als Charakterisierung für das ganze Konzert, das er natürlich nicht alleine bestritten hat. Seine kompakte, spielfreudige Band ist eine hervorragende Kulisse.

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Sonntag, 24. Januar 2010
Balkan-Party mit subtilen Zwischentönen
Duša Orchestra & Friends im Moods
Zur CD-Taufe ins Moods – einen besseren Ort kann sich die Ostschweizer World-Musik-Gruppe kaum wünschen. Im Züricher Jazzclub haben Balkan-Beats eine zweite Heimat gefunden. Und das Duša Orchestra zeigt gleich beim Auftakt, dass es durchaus das Potenzial für ein Etablissement mitbringt, das immer wieder hochkarätige Programmpunkte bietet. Die ersten, fest in der Musik das Balkan verankerten Stücke werden mit vielen Jazz-Elementen angereichert, ganz zwanglos zitiert das Quartett Duke Ellingtons Caravan und Dave Brubecks Take Five.


Strahlt nicht des Geldes wegen: Bandleader Goran Kovačević

Mit dem Gastsänger und Geiger Gavro Nikolic kommen ein definitiver Wendepunkt und auch ein wenig Balkan-Schick auf die Bühne. Mit langen Haaren und sorgsam gestutztem Bart, mit breitkrempigem Hut, roter Weste und den abgesteppten Schuhen könnte Nikolic auch das Großmaul in einem Kusturica-Film geben. Mit ihm, so erzählt Goran Kovačević, Akkordeonist und Kopf der Gruppe, habe er schon auf vielen Hochzeiten, Beerdigungen und Jazzfestivals gespielt. Die anfangs überaus gefühlvoll agierenden Musiker vollziehen die Wende zur Festzelt-Kombo. Jetzt hat die hinreißende Musik auch den mitreißenden Animator, der das Heft in die Hand nimmt. Goran Kovacevic und dem Saxofonisten Peter Lenzin ist zu verdanken, dass die feinsinnigen Zwischentöne trotzdem nicht auf der Strecke bleiben. Sie holen mit ihren Soli auch die anspruchsloseren Stücke aus der Belanglosigkeit.


Gefühlvoll und virtuos: der Ostschweizer Saxofonist Peter Lenzin

Verstärkt um ein Bläserquintett, das die Pause als Trauerzug-Musiker mit einem anheimelnd-getragenen Dixieland-Intro beendet, wird das Duša Orchestra zur kleinen Big Band. Das bringt eine neue Facette des Balkan-Klangs und noch mehr Drive. Aber auch sie können die schwache Interpretation des durch Miriam Makeba bekannt gewordenen Liedes "Malaika" nicht aufpeppen. Die Frage, welchen Sinn das Lied eines kenianischen Komponisten in Kovačevićs fünfteiligem Tansania-Zyklus macht, stellt sich wohl niemand. Denn auch im zweiten Teil des Sets steht bald die Party im Vordergrund. Einer aus dem begeisterten Publikum bedankt sich gar stilvoll-traditionell für das lebendige Konzert – mit einem Geldschein, den er auf Kovačevićs schweißnasse Stirn pappt.

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Sonntag, 10. Januar 2010
Redundanter Schwung
Rupa & The April Fishes - mitreißend lebendiger Folk mit Beimischungen aus Europa und Lateinamerika
Frischer Schnee, daher bin ich viel zu spät, das Konzert ist bei meiner Ankunft schon auf einem ersten Höhepunkt: Rupa Marya beinahe ekstatisch, der Klang voll und die Band in außerordentlich guter Stimmung. Rupa & The April Fishes wirken ausgelassen wie die Musiker bei einer Roma-Hochzeit. Das Publikum scheint alles um sich vergessen zu haben. Dann durchatmen bei einer relaxten, letztlich aber zu laschen Version des Clash-Songs Guns of Brixton. Dieser zeigt jedoch den Geist, in dem Rupa Marya ihre Lieder schreibt, wie das Lied Neruda, das ein indirekter Dialog mit dem chilenischen Dichter ist - sie hat eines seiner Gedichte weitergeschrieben. Ich wollte gerne mit ihm sprechen, aber er ist ja schon tot, erklärt Rupa Marya.



Viele der flotten Stücke von Rupa & The April Fishes - etwa La Frontera oder Culpa De La Luna, beides Stücke vom neuen Album Este Mundo (2009) - leben vom treibenden Zweivierteltakt. Das bringt Schwung, aber auch leicht eintönige Redundanz. Dieser begegnet die Band mit interessanten Breaks und quicklebendigen Soli. Es ist eine Freude, sie miteinander agieren zu sehen. Während Rupa Marya mit Gesang, Rhythmusgitarre und Spielfreude völlig ausgelastet ist, glänzen vor allem der Schlagzeuger Aaron Kierbel und die Akkordeonistin Isabel Douglass solistisch, aber auch Safa Shokrai mit seinem immer wieder überaus melodiös gespielten Kontrabass.

Nächste Konzerte: 12.1.2010 München, 13.1. Darmstadt, 25.1. Bochum, 26.1. Berlin, 27.1. Hamburg.

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Sonntag, 20. Dezember 2009
Im Fluss
Stiller Has mit einigen alten und allen neuen Liedern
Gang doch e chli der Aare naa/Dere schöne, schöne, schöne grüene Aare naa/Dere Aare naa, beginnt Endo Anaconda bezeichnend. Das wie das ruhige Flusswasser dahin treibende, mehr als zehn Jahre alte Stück läutet eine steten, unaufdringlichen Strom an Liedern ein, die - unterbrochen von gelegentlichen Stromschnellen - mit mal sanften, mal vorwitzigen Wellen dahinplätschern. Es sind überwiegend ältere Stücke wie Western und Piraten, mit denen die Hasen beginnen, bevor sie die des vor kurzem erschienenen Albums bringen, die sie aber immer wieder mit alten Stücken durchsetzen.

Es ist ein homogenes, musikalisch nicht nur im Vergleich zur früheren Duo-Besetzung mit Balts Nill unauffälligeres Programm. Endo Anaconda und seine Texte stehen im Vordergrund. Die redlich arbeitenden Musiker, aus denen der musikalische Kopf der Gruppe, Schifer Schafer, unaufdringlich brillierend hervorsticht, liefern den stetig treibenden Strom, der Anacondas Sprachmühlen antreibt. Dabei lohnt es sich, auf die wechselnden Landschaften zu schauen, die Stiller Has durchschiffen, und auf die kleinen tanzenden Wellen: Neben der bluesigen Grundlage bieten Stiller Has auch eine Prise Country, gelegentlich eine soulige Orgel und mit der Schnulze „Guarda Che Luna“ ein wenig brüchige Italianita.

Stiller Has zählen zur seltenen Spezies der in Schweizer Mundart singenden Gruppen, die wohl auch im deutschsprachigen Ausland verstanden werden.
Nächste Konzerte: 15.1. Schaffhausen, 16.1. Laufen, 22.1. Häggenschwil, 28.1. Freiburg (D), Herisau, 31.1./1.2. Zürich

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Samstag, 19. Dezember 2009
Vorankündigung


Das hat mich schon überrascht: Trotz Stilwillen eher schlicht im Auftreten, versteckt Endo so etwas hinter den Monitorboxen. In den nächsten Tagen mehr zur Musik.

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Samstag, 14. November 2009
Pippi Langstrumpf von der Alp
Im Jodler, so der Ansatz von Erika Stucky, schaut man ganz tief in die Seele. Was im Mississippi-Delta der Blues, ist dem Walliser der Jodel. Stucky baut ihn ganz selbstverständlich in ihre Lieder ein – oder überlässt ihm gleich ganz den Raum. Ihr Ansatz ist anarchisch. Alles hat Platz, solange es die Seele berührt: schaurige Walliser Sagen, ergreifende Jodler und die Rolling Stones.


Unscharfer Gletscher: live vertonte Videos als zentraler Bestandteil

Das gemeinsame Programm mit der ebenfalls aus dem Wallis stammenden Mundart-Popsängerin Sina trägt eindeutig die Handschrift von Erika Stucky. Das fängt bei der eigenwilligen Besetzung an (die musikalische Hauptlast trägt der Tubist Jon Sass), geht weiter mit den burlesken, grob gemachten Filmen, und endet bei der zwischendurch überaus beeindruckenden Bühnenpräsenz, die zwischen Pippi-Langstrumpf-artig ausgelassen und performant (nicht im Sinn eines musikalischen Auftritts, sondern im Geist der Aktionskunst) pendelt. Mit dem Rolling-Stones-Klassiker Gimme Shelter - der Höhepunkt des eher langsam in Fahrt kommenden Konzerts - erweitert Stucky ihr Repertoire an Coverversionen um ein weiteres exzellentes Beispiel für die hohe Kunst der Reduktion: die Tuba legt die Basis, auf der die überaus ausdrucksstarke Stucky den Song verkörpert.
Wie immer bei Stucky sind die Stücke gleichermaßen einfach und raffiniert.


Erika Stucky: von ulkig bis anarchisch

Erika Stucky und Sina arbeiten seit Jahren an gemeinsamen Projekten. Welchen Anteil die beiden Künstlerinnen am aktuellen Programm tatsächlich haben, lässt sich nicht feststellen. Verbindend sind nicht nur ihre Wurzeln und genreüberschreitende Musik, sondern offensichtlich auch die Lust am Trash, der sich in Super-8- und Videofilmen zeigt, die - live vertont -- integraler Bestandteil des Programms sind. Auf der Bühne versucht Sina erst gar nicht, an das komische Talent ihrer Kollegen heranzukommen. Ohne dadurch in den Hintergrund zu rücken, beschränkt sie sich auf ihre Rolle als Sängerin und wechselt sich mit Erika Stucky als Erzählerin ab.

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Sonntag, 8. November 2009
Feierlich und kontemplativ
Sarband mit jüdischen, christlichen und muslimischen Psalmvertonungen in Augsburg
Wohlauf ihr Heiligen und Frommen, frohlockt dem Herren allgemein. Denn ihn zu preisen und zu rühmen, anstehet den Gerechten fein - getragen, subtil und intensiv startet das Innovantiqua Ensemble mit einem Psalm des Holländers Jan Pieterszoon Sweelinck, sehnsüchtig schlägt gleich im Anschluss der leicht verhauchte Klang der Ney die Brücke zum Orient. Ali Ufkî (der polnische Kirchenmusiker W. Bobowski, der am türkischen Hof zum Islam konvertierte) übertrug die Psalmen des Genfer Psalters ins modale Makam-System und die Texte ins osmanische Türkisch. Vokalensemble und Sarband wechseln sich ab, spielen gelegentlich gemeinsam und ein Mal lassen sich Sarband zu einer Improvisation innerhalb des streng komponierten Programms hinreißen.



Das Feierliche steht im Vordergrund. Sarband und das Innovantiqua Ensemble interpretieren die Psalme - sie wurden überwiegend im 17., einige bereits im 16. Jahrhundert geschrieben - getragen und feierlich, mitunter zweifellos beseelt, aber fern von religiösem Eifer.

Man mag den prunkvollen Renaissance-Saal als gediegene Kulisse für feierliche Gesänge finden -- das Hörvergnügen ist für gut die Hälfte der Besucher ebenso eingeschränkt wie die Sicht. Zwei riesige Tische verhindern die übliche Konzertbestuhlung, ein Teil kommt links und rechts der Bühne zu sitzen. Das mag im Konzertsaal mit seinen erhöhten Rängen weniger stören, aber dafür ist dieser Raum nicht gedacht. Die subtil gespielte Oud geht ebenso oft im Klang der Rahmentrommel unter wie die zart gespielten Saiten der Kanun oder - wenn Chor und alle Ensemblemitglieder gemeinsam spielen - die Stimme des Solisten Mustafa Dogan Dikmen. Einzig die Saiten der Kemençe bahnen sich immer ihren Weg ins Ohr.

Auch das auf den ersten Blick bestechende Konzept, den gemeinsamen Hintergrund der unterschiedlichen Kulturen aufzuzeigen und zwischen diesen eine Brücke zu schlagen, geht nur teilweise auf. Ali Ufkî hat einen ursprünglich christlichen Hintergrund, und der jüdische Violonist, Sänger und Komponist Salamone Rossi Hebro komponierte für den Herzog Vincenzo Gonzaga in Mantua und die Synagoge gleichermaßen. Als Gonzaga die Juden ins Ghetto verbannte und damit auch Hebro vom höfischen Leben ausschloß, verband der Komponist den weltlichen, mehrstimmigen Gesang, der keinerlei Zusammenhang mit der jüdischen Tradition hat, mit liturgischen Texten - aus Sehnsucht nach dem höfischen Leben. Die in den Vordergrund geschobenen Gemeinsamkeiten verdrängen den eigenen Charakter der osmanischen und jüdischen Kulturen.
Der wirkliche Austausch der Kulturen findet nicht statt. Das führt zwar zu einem sehr homogenen, aber auch weitgehend spannungsarmen Konzert. Sarband zeigen, wo sich Traditionen verschmolzen haben. Das Verständnis für die unterschiedlichen musikalischen und liturgischen Ausdrucksformen der drei Religionen kann man so nur bedingt wecken.

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Sonntag, 25. Oktober 2009
Komödiantisch, lebhaft und verschmitzt
Urs Widmer liest
Urs Widmer muss Sonntag Nachmittag in die Provinz, nach Liechtenstein und da noch nicht einmal in die Hauptgemeinde. Für ihn ist Schaan eine Reise wert: Erstaunlich viele sind hier an seinem neuen Buch interessiert, im Theater am Kirchplatz müssen ein paar zusätzliche Stühle her.



Die Textausschnitte sind vergnüglich und Widmer trägt sie mit Verve vor. Keine Minute das Gefühl, das mich bei den meisten Lesungen beschleicht - dass doch Autoren ihre Texte bitte von Schauspielern lesen lassen sollen. Widmer liest lebendig, differenziert, gibt den verschmitzten Märchenonkel, provoziert Schmunzeln - und das, obwohl es um nicht weniger geht als um Sterben und Vergänglichkeit, Abstieg in die Unterwelt inklusive.
Der Züricher Autor liest nicht einfach Stellen, die er für gut befindet, sondern vermittelt durch die ausgewählten Passagen auch den Spannungsbogen, der seinen neuen Roman Herr Adamson kennzeichnet.

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Samstag, 17. Oktober 2009
China hält nicht, was es verspricht
Carsick Cars und Joyside im Haus der Kunst, München
Vor wenigen Jahren zeichnete der Film Beijing Bubbles ein – wie könnte es auch anders sein – rebellisches und unkonventionelles Bild der chinesischen Underground-Musikszene. Seine Macher trafen auf eine Marktlücke und organisierten Tourneen mit den Protagonisten des Films. Im Fahrwasser der Frankfurter Buchmesse mit China als Gastland brachten sie wiederum zwei der bekanntesten Vertreter der aktuellen chinesischen Underground-Szene (so der Werbetext) für einige Konzerte nach Deutschland. Nimmt man sie als Qualitätsmaßstab, scheint es um den chinesischen Musiknachwuchs schlecht bestellt.

Das Trio Carsick Cars präsentiert sich als hölzern agierende Schülerband, deren Gitarrist Zhang Shouwang sich nicht nur von einer Saite durcheinanderbringen ließ (vom Organisator zur defekten Gitarre stilisiert), die bereits beim ersten Intro riss, sondern auch erkleckliche Mühe hatte, seine Gitarre richtig zu stimmen. Immerhin zeigte der Zwischenfall, dass die chinesische Rollenverteilung der bei uns üblichen entspricht: Während der Bassist seinen Kollegen gelangweilt der Verzweiflung überließ, sprang ihm die Schlagzeugerin Li Qing helfend zur Seite.


Nach dem Kampf mit dem Material:
Zhang Shouwang von Carsick Cars


Dass der erste Teil des Sets überaus langweilig war, lag kaum an diesem frühen Zwischenfall. Eintönigkeit ist ein Grundelement der Carsick Cars. Li Qing (die Multiinstrumentalistin gilt als Vorzeigefrau der chinesischen Musikszene und ist Gitarre bei Snapline) mühte sich am Schlagzeug redlich ab, ohne jedoch wirkliche Akzente zu setzen, der Bassist zupft die vom Gitarristen vorgegebenen Melodielinien nach. Carsick Cars, bekannt für ihre wilden Live-Auftritte (so der PR-Text) entpuppen sich als weitgehend öde Gruppe, die erst durch die – durchaus nicht unkonventionellen – lärmigen Elemente des Gitarristen etwas Farbe bekommt.


Bohèmien-Schal und Lederhöschen:
Joyside-Sänger Bian Yuan als Jim-Morrison-Verschnitt.


Bei Joyside richtet sich zwar die Aufmerksamkeit auf Sänger Bian Yuan, der sich auf die solide Basis seiner Kollegen verlassen konnte. Der Kopf der wildesten und begehrtesten Punkband Chinas (aus der Ankündigung) hat sich offenbar gewandelt, ohne seine PR-Verantwortlichen zu informieren: Er tritt als Jim-Morrison-Klon auf die Bühne und bringt mit seinen Mannen eine biedere Show zu konventionellem Rock. Neben Bin Yuan fällt allenfalls der Gitarrist auf, der sich sein Posing wohl von Uriah Heep abgeschaut hat und offensichtlich meint, alleine durch unnötige Ansagen und seine Versuche, das Wort Scheisse auszusprechen, cool und unkonventionell zu sein. Musikalisch bringen Joyside nichts, was man nicht schon unzählige Male in mindestens der gleichen Qualität gehört hat.

So bleiben es Exotenbonus und versiertes Marketing, die das Interesse an den beiden Gruppen wecken. Kämen sie aus Deutschland, würden sie vermutlich noch immer in der Aula der Hauptschule Spatzenhausen spielen.
Ob die beiden Bands nur schale Konzerte spielen, dafür aber im Studio mehr aus ihren Songs herausholen, wird man bald anhand aktueller Produktionen feststellen können. Ihre neuen Alben Maybe tonight (Joyside) und You can listen, you can talk (Carsick Cars) sollen noch im Oktober erscheinen.

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