Sonntag, 1. Dezember 2013
Nebeneinander
Nadja Räss, Jodelclub Thurtal und Talilema im Tak in Schaan
Nadja Räss, Jodelclub Thurtal und Talilema im Tak in Schaan
thenoise, 22:41h
Stocksteif stehen sie auf der Bühne, die 17 Männer des Jodelclubs Thurtal, im traditionellen Gewand mit dem weißen, kurzärmeligen Hemd unter dem roten Gilet, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Dann beginnt Nadja Räss aus dem Off hinter dem Zuschauerraum und demonstriert mit dem simplen, oft verwendeten Stilmittel unvermittelt die Kraft, die im Naturjodel steckt, und die sich mit dem Einfall der Männerstimmen noch einmal ungemein verstärkt.
Naturjodel: andächtig und mächtig.
Die Frage, ob diese Musik im «natürlichen» Umfeld – in den Bergen oder im Stall – anders wirkt, stellt sich nicht. Denn kaum einer der Sänger wird die Sommer auf der Alp verbringen. Längst sind es Zimmerleute und Elektromonteure, Lehrer, Bank- und Versicherungsfachleute, die das Brauchtum lebendig halten. Ohnehin kommt zumindest beim Naturjodel niemand in Versuchung, die "gute alte Zeit" heraufzubeschwören. Er beruht auf Silben und wird von Nadja Räss und den Thurtaler Sängern ungemein ausdrucksstark vorgetragen.
Jodel aus Madagaskar: Talilema
Geografisch liegen Madagaskar und die Schweiz weit auseinander, doch musikalisch sind sie sich ganz nah. Hier wie dort gehört Jodeln zum Brauchtum – und die Jodeltechnik des Inselstaates wirkt noch elaborierter als sie in unseren Breitengraden gepflegt wird. Die gleichen Mittel führen beim Duo Talilema zudem zu einem gänzlich anderen Ergebnis. Nicht geerdet und von sakral anmutender Feierlichkeit ist die Musik des virtuosen Duos, sondern von treibender Lebensfreude. Kelemi, Multiinstrumentalist und Sänger, legt mit traditionellen Zithern – der kastenförmigen Marovany und der Valiha aus Bambusrohr –,oder der kleinen, kastenförmigen Gitarre Kabosy
den Boden für die eingängigen Melodien und die vokalakrobatischen Überschläge von Gellé Talike. Um die eingängigen Melodien und Refrains ihrer Lieder – durchweg Ohrwürmer – dürfte sie so mancher Popmusiker beneiden.
Musik als Bestimmung: Nach dem Konzert wird im Theater-Café gejodelt.
Durchmischt mit Solo-Stücken, in denen Nadja Räss zeigt, wie man den Naturjodel gleichermaßen respektvoll und gewitzt erneuern kann, ergibt das ein Programm, das die Gemeinsamkeiten der «Sprache Musik» zeigt – und es doch nicht schafft, sie über die Kontinente hinweg zu verbinden. Als beim Abschlusslied alle Sängerinnen und Sänger gemeinsam auf der Bühne stehen wird zwar die Freude an der Musik des Gegenübers deutlich. Doch die Vermischung bleibt aus. Und sie kommt auch später nicht zustande, als – lange nach dem Konzert – Nadja Räss und die Thurtaler Jodler im Theater-Café ihre Stimmen erheben. Kelemi und Gellé Talike fallen nicht ein, um den getragenen Naturjodel in ein quirliges Regenwald-Potpourri zu verzaubern. Sie bringen ein eigenes Stück, zu dem wiederum kein Toggenburger die Stimme erhebt. Vielleicht wird die Vereinigung im Sommer gelingen – wenn sich beim Naturstimmen-Klangfestival Anfang Juni wieder Gruppen und Solisten aus aller Welt mit Schweizer Musikern auf Klangspurensuche begeben.
Talilema
Naturjodel: andächtig und mächtig.
Die Frage, ob diese Musik im «natürlichen» Umfeld – in den Bergen oder im Stall – anders wirkt, stellt sich nicht. Denn kaum einer der Sänger wird die Sommer auf der Alp verbringen. Längst sind es Zimmerleute und Elektromonteure, Lehrer, Bank- und Versicherungsfachleute, die das Brauchtum lebendig halten. Ohnehin kommt zumindest beim Naturjodel niemand in Versuchung, die "gute alte Zeit" heraufzubeschwören. Er beruht auf Silben und wird von Nadja Räss und den Thurtaler Sängern ungemein ausdrucksstark vorgetragen.
Jodel aus Madagaskar: Talilema
Geografisch liegen Madagaskar und die Schweiz weit auseinander, doch musikalisch sind sie sich ganz nah. Hier wie dort gehört Jodeln zum Brauchtum – und die Jodeltechnik des Inselstaates wirkt noch elaborierter als sie in unseren Breitengraden gepflegt wird. Die gleichen Mittel führen beim Duo Talilema zudem zu einem gänzlich anderen Ergebnis. Nicht geerdet und von sakral anmutender Feierlichkeit ist die Musik des virtuosen Duos, sondern von treibender Lebensfreude. Kelemi, Multiinstrumentalist und Sänger, legt mit traditionellen Zithern – der kastenförmigen Marovany und der Valiha aus Bambusrohr –,oder der kleinen, kastenförmigen Gitarre Kabosy
den Boden für die eingängigen Melodien und die vokalakrobatischen Überschläge von Gellé Talike. Um die eingängigen Melodien und Refrains ihrer Lieder – durchweg Ohrwürmer – dürfte sie so mancher Popmusiker beneiden.
Musik als Bestimmung: Nach dem Konzert wird im Theater-Café gejodelt.
Durchmischt mit Solo-Stücken, in denen Nadja Räss zeigt, wie man den Naturjodel gleichermaßen respektvoll und gewitzt erneuern kann, ergibt das ein Programm, das die Gemeinsamkeiten der «Sprache Musik» zeigt – und es doch nicht schafft, sie über die Kontinente hinweg zu verbinden. Als beim Abschlusslied alle Sängerinnen und Sänger gemeinsam auf der Bühne stehen wird zwar die Freude an der Musik des Gegenübers deutlich. Doch die Vermischung bleibt aus. Und sie kommt auch später nicht zustande, als – lange nach dem Konzert – Nadja Räss und die Thurtaler Jodler im Theater-Café ihre Stimmen erheben. Kelemi und Gellé Talike fallen nicht ein, um den getragenen Naturjodel in ein quirliges Regenwald-Potpourri zu verzaubern. Sie bringen ein eigenes Stück, zu dem wiederum kein Toggenburger die Stimme erhebt. Vielleicht wird die Vereinigung im Sommer gelingen – wenn sich beim Naturstimmen-Klangfestival Anfang Juni wieder Gruppen und Solisten aus aller Welt mit Schweizer Musikern auf Klangspurensuche begeben.
Talilema
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