Montag, 6. September 2010
Beat Sterchi - Blösch
Ein voluminöser Roman vom Land, gelesen in Kneipe, Kuhstall und Schlachthof
Ein voluminöser Roman vom Land, gelesen in Kneipe, Kuhstall und Schlachthof
thenoise, 22:39h
«Blösch» zählt zu den wichtigsten Schweizer Gegenwartsromanen. Vordergründig ist der 1983 erschienene Erstling von Beat Sterchi die Geschichte des spanischen Fremdarbeiters Ambrosio, der Frau und Kinder in Coruna zurückgelassen hat, um im wohlhabenden Land Geld für ihr Überleben zu verdienen. Tatsächlich zeichnet Sterchi anhand der Entwicklung verschiedener Personen ein realistisches Stimmungsbild der ländlichen Schweiz in den 1960er-Jahren und gibt gleichzeitig einen emotionslosen Einblick in die Veränderung der Landwirtschaft. Er zeigt, wie die Anfeindungen gegen den Fremdarbeiter den Knuchelbauer dazu bringen, sich von diesem zu trennen und sich der fortschreitenden Industrialisierung zu unterwerfen. Ambrosio, für den er eine Anstellung im Schlachthof findet, zerbricht an Arbeit und Umfeld - und erleidet damit letztlich das gleiche Schicksal wie die Einheimischen.
«Sterchis Blösch fährt in unsere dünnblütige Literaturwelt hinein wie einst Die Blechtrommel in die wechselnden Realismen der Nachkriegsliteratur», urteilte der renommierte Publizist Heinz Ludwig Arnold im Spiegel.
Das 18-stündige Hörbuch ist trotz handwerklicher Mängel - man hört immer wieder mal ein Schmatzen oder eine verschluckte Silbe - ein Vergnügen. Sebastian Mattmüller hat den Text an 'Originalschauplätzen' gelesen, im Kuhstall, auf der Weide, im Schlachthof. Das sorgt, wenn auch nicht so zielgerichtet wie bei einem Hörspiel, für eine originelle Geräuschkulisse und Lokalkolorit. Mattmüller, eigentlich Sänger, fehlt zwar offensichtlich die (Vor-)Leseerfahrung, daher bringt er die unterschiedlichen Charaktere nicht immer differenziert genug. Aber das macht er durch die durchweg zu spürende Begeisterung für den Text weitgehend wett.
«Blösch» - das Hörbuch kommt als MP3-Datei auf zwei CDs - ist ein großartiger Roman. Nachdem er jetzt als Hörbuch da ist, fragt man sich, warum es so lange gedauert hat. Vermutlich, weil der Originalverlag die Verbreitung im gesamten deutschsprachigen Raum - und das ist sicher berechtigt - als sehr gering ansieht. Umso höher ist das Engagement eines kleinen Verlags für dieses überaus ambitionierte Hörbuchprojekt zu schätzen.
«Sterchis Blösch fährt in unsere dünnblütige Literaturwelt hinein wie einst Die Blechtrommel in die wechselnden Realismen der Nachkriegsliteratur», urteilte der renommierte Publizist Heinz Ludwig Arnold im Spiegel.
Das 18-stündige Hörbuch ist trotz handwerklicher Mängel - man hört immer wieder mal ein Schmatzen oder eine verschluckte Silbe - ein Vergnügen. Sebastian Mattmüller hat den Text an 'Originalschauplätzen' gelesen, im Kuhstall, auf der Weide, im Schlachthof. Das sorgt, wenn auch nicht so zielgerichtet wie bei einem Hörspiel, für eine originelle Geräuschkulisse und Lokalkolorit. Mattmüller, eigentlich Sänger, fehlt zwar offensichtlich die (Vor-)Leseerfahrung, daher bringt er die unterschiedlichen Charaktere nicht immer differenziert genug. Aber das macht er durch die durchweg zu spürende Begeisterung für den Text weitgehend wett.
«Blösch» - das Hörbuch kommt als MP3-Datei auf zwei CDs - ist ein großartiger Roman. Nachdem er jetzt als Hörbuch da ist, fragt man sich, warum es so lange gedauert hat. Vermutlich, weil der Originalverlag die Verbreitung im gesamten deutschsprachigen Raum - und das ist sicher berechtigt - als sehr gering ansieht. Umso höher ist das Engagement eines kleinen Verlags für dieses überaus ambitionierte Hörbuchprojekt zu schätzen.
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