Samstag, 21. März 2009
Schäkern mit Musik
Das Orchestra Baobab im Kaufleuten
Das Orchestra Baobab ist eine Legende. Sie erzählt von der Zeit des Aufbruchs in Afrika, von den neuen Freiheiten, von der Energie des Aufbruchs, von der neu gewonnenen Leichtigkeit und dem süßen Leben in der Unabhängigkeit. 1970 gegründet, verschmolzen die aus verschiedenen afrikanischen Staaten stammenden Musiker kubanische mit traditionellen Rhythmen. Viele Jahre lang wurden sie zu den Lieblingen der High Society von Dakar -- bis sie der Mbalax des Youssou N’Dour wegfegte. Das Orchestra Baobab wurde 1987 aufgelöst, aber 15 Jahre später wiederbelebt; um die Musik von damals zu spielen und nun sogar um die ganze Welt zu tragen.



Eigentlich ist der neue Erfolg der Gruppe überraschend: Das Orchestra Baobab ist eine Unterhaltungscombo wie die Orchester von James Last oder die Oberkrainer von Slavko Avsenik. Ihre Musik so modern, wie es die Arrangements deutschen Bandleaders in den 1960er-Jahren war, so zeitgenössisch wie der vom slowenischen Komponisten in den 1950ern erfundene charakteristische Klang, der schon immer für hinterwäldlerische Heimattümelei stand.

Für die zehnköpfige Boygroup ist auf der Kaufleutenbühne kaum Platz. Fast alle wollen in der ersten Reihe stehen, mit dem Publikum schäkern und sich in dessen Bewunderung sonnen. Sie kommen siegesgewiss auf die Bühne. Für viele Zuschauer, die schon vor dem ersten Ton ihre Freude und Begeisterung zeigen, ist es ganz offensichtlich nicht die erste Begegnung. Die Musiker müssen keine Stimmung machen. Die ist schon da und reisst auch während der relativ gleichförmigen erste Hälfte des Konzerts nicht ab. Die Musiker spielen locker und routiniert. Um die gleiche Klangfülle zu erreichen, müssten sie nicht zu zehnt auf der Bühne stehen. Aber dann könnten nicht vier Sänger für unterschiedliche Klangfarben und vortreffliche Chorusse sorgen. Die Arbeit des Saxophonisten besteht vornehmlich aus herumflachsen, Grimassen schneiden und wenigen, dafür hervorragenden eruptiven Einwürfen, von denen man sich mehr wünscht. Dafür zeigt sich Barthélemy Attisso umso brillanter. Der meist in sich gekehrte Gitarrist, der für die Reunion Baobab seinen Job als Rechtsanwalt in Togo aufgegeben hat, versorgt praktisch jedes Stück mit einem originellen Solo.
Der richtige Schwung kommt erst in der zweiten Hälfte des Konzerts: „Ami kita bay“ ist der Auftakt für eine Strecke von einigen Liedern, in denen das Orchestra Baobab erkennbar macht, womit es seinen hervorragenden Ruf erspielt hat. Die Stücke haben plötzlich mehr als den ureigenen Baobab-Sound mit seiner glasklaren Gitarre, sondern bestechen durch Melodien, die eingängig und dramatisch sind. Obwohl die Gruppe unverändert lässig und beiläufig spielt, steigert sie ihre Präsenz. Doch bald schalten sie wieder einen Gang zurück und lassen es weiter routiniert grooven. Während der Zugabe schaut einer der Sänger zufrieden auf die Uhr: Sie mussten während der knapp zwei Stunden nicht alles geben und haben trotzdem den Eindruck hinterlassen, dass ihr Auftritt mehr als eine Pflichtübung war.

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