Montag, 11. Februar 2008
Heimatklänge
Neubekanntes aus dem Alpenraum
Röcheln und quietschen, gutturaler Kehlkopfgesang und das Pfeifen einer Möwe – so klingt es jetzt im Alpenraum. Die neuen Klänge verdrängen Jodeln und Alphorn nicht, sondern führen den traditionellen Liedern frisches Leben zu. Früher war der Blick über die Grenze ganz normal, wurden Schottische und Mazurken integriert und aufgespielt, doch dann erklärte der Volksmusikverband den Status quo zur Tradition, verhinderte dauerhaft die frischen Triebe und stellte die Volksmusik ins Abseits. Sie wurde diskreditiert, was es auch allen anderen Musikern schwer machte, volksmusikalische Elemente zu integrieren.

Waren es in den 1990er Jahren Jazzmusiker wie Hans Kennel oder der Musik- und Filmproduzent Cyril Schläpfer, so stehen heute Sänger und Sängerinnen wie Erika Stucky und Christian Zehnder im Vordergrund. Stefan Schwietert geht auf ihren und auf den Spuren des aus einer traditionsreichen Volksmusikfamilie stammenden Appenzeller Geigers Arnold Alder der aktuellen, ethnische Strömungen verarbeitenden Schweizer Musik nach. Gleichzeitig liefert er damit drei Beispiele für unterschiedliche künstlerische Herangehensweisen und Prägungen. Während Arnold Alder, der nach wie vor in seinem heimatlichen Umfeld lebt, sich langsam – vermutlich auch mühsam und gegen Widerstände – abnabeln musste, eröffneten Christian Zehnder ein therapeutischer Zugang und die mongolische Obertonmusik (mit dabei im Film deren Aushängeschild Huun Huur Tu) neue Wege.

Die Musik zum eindrücklichen Film Heimatklänge, er wurde vor kurzem an den Solothurner Filmtagen (I, II) als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet, ist auch ohne die mitunter wunderschönen Bilder ein außerordentliches Klangerlebnis.

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