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Sonntag, 28. Februar 2016
Apocalypse im Palace
thenoise, 15:47h
Wie ein Gewitter ziehen die Nerven durch die kalte Februarnacht. Nach einer berauschten Stunde ist die Luft wieder klar.
Die Bassdrum knochentrocken, hart und düster die Gitarre, einzig der Bass sorgt immer wieder für einen schummrig warmen Lichtstrahl in der Finsternis. Die Nerven präsentieren sich wie ein Schwarzweissbild, das Anton Corbijn in einem heruntergekommenen Londoner Vorort geschossen hat – grobkörnig, verwischt und trotzdem eigenartig deutlich.
Das Trio reiht seine Stücke fast nahtlos aneinander und entwickelt so einen mitreissenden Sog. Der bleibt jedoch auch dann gut akzentuiert, wenn Die Nerven ihre brachialen Klänge zu einem fürchterlichen Grollen ausbauen, das wie ein Soundtrack zu einem Endzeitfilm wirkt.
Es ist zwar weder neu, die Songs Live wesentlich härter zu bringen als auf dem Album, noch sind die Nerven die Ersten, die einen Auftritt mit Rückkoppelungs-Gewitter beenden. Das bleibt, obwohl sie es etwas überdehnen, trotzdem gewaltig. Dass das Gegenstück – die Musik zum 'piano pianissimo' auf das leise Surren aus den Lautsprechern zu reduzieren – nicht funktioniert, ist hingegen nicht der Band anzulasten. Denn obwohl Sänger und Gitarrist Max Rieger mit eindeutigen Gesten um Stille bittet – zerredet das Publikum im St. Gallener Palace die Sequenz, die ein magischer Moment hätte werden können.
Die Bassdrum knochentrocken, hart und düster die Gitarre, einzig der Bass sorgt immer wieder für einen schummrig warmen Lichtstrahl in der Finsternis. Die Nerven präsentieren sich wie ein Schwarzweissbild, das Anton Corbijn in einem heruntergekommenen Londoner Vorort geschossen hat – grobkörnig, verwischt und trotzdem eigenartig deutlich.
Das Trio reiht seine Stücke fast nahtlos aneinander und entwickelt so einen mitreissenden Sog. Der bleibt jedoch auch dann gut akzentuiert, wenn Die Nerven ihre brachialen Klänge zu einem fürchterlichen Grollen ausbauen, das wie ein Soundtrack zu einem Endzeitfilm wirkt.
Es ist zwar weder neu, die Songs Live wesentlich härter zu bringen als auf dem Album, noch sind die Nerven die Ersten, die einen Auftritt mit Rückkoppelungs-Gewitter beenden. Das bleibt, obwohl sie es etwas überdehnen, trotzdem gewaltig. Dass das Gegenstück – die Musik zum 'piano pianissimo' auf das leise Surren aus den Lautsprechern zu reduzieren – nicht funktioniert, ist hingegen nicht der Band anzulasten. Denn obwohl Sänger und Gitarrist Max Rieger mit eindeutigen Gesten um Stille bittet – zerredet das Publikum im St. Gallener Palace die Sequenz, die ein magischer Moment hätte werden können.
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Sonntag, 6. Dezember 2015
Nicht neu, ...
thenoise, 11:25h
... nicht überwältigend – aber trotzdem nett anzuhören.
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Samstag, 25. Juli 2015
El Zitheracchi – Modernes Raubzithertum
thenoise, 02:22h
Raubzithertum – das klingt martialisch und evoziert die Rechtlosigkeit und Brutalität eines Thomas von Absberg, dem an der Seite des Götz von Berlichingen kämpfenden 'Schrecken Frankens’. Doch El Zitheracchi ist weniger Haudegen an der Zither als Minnesänger. Und auch wenn der Künstlername wirkt, als habe er zu viele Spaghetti-Western gesehen, spielt El Zitheracchi keineswegs schneller als sein Schatten. Im Gegenteil: Er glänzt nicht durch Virtuosität, sondern durch die feinfühlige Interpretation seiner durchweg ruhigen und melodiösen Kompositionen.
Der Musiker, der sich gerne manieriert hinter der breiten Hutkrempe versteckt, spielt weltoffen, aber nicht folkloristisch. Er integriert unterschiedliche Einflüsse, ist aber auch dann kein plumper Nachahmer anderer Stile, wenn er explizit eine mittelamerikanische Volksweise zupft. Er spielt sich mit dem kontemplativen, siebeneinhalbminütigen "Bavarindi" in Trance, lädt mit der kurzen "Zitheracchi-Suite" zum Tanz, und mit "Schön voran" gelingt ihm ein gefälliger Ohrwurm. Bei den meisten Stücken lässt er sich von einem Musiker begleiten; dann sorgen entweder Bass, Saxofon, Tabla, Djembé und einmal auch ein Hang für eine zusätzliche Klangfarbe, die den jeweiligen Stücken gut tut.
Der Musiker, der sich gerne manieriert hinter der breiten Hutkrempe versteckt, spielt weltoffen, aber nicht folkloristisch. Er integriert unterschiedliche Einflüsse, ist aber auch dann kein plumper Nachahmer anderer Stile, wenn er explizit eine mittelamerikanische Volksweise zupft. Er spielt sich mit dem kontemplativen, siebeneinhalbminütigen "Bavarindi" in Trance, lädt mit der kurzen "Zitheracchi-Suite" zum Tanz, und mit "Schön voran" gelingt ihm ein gefälliger Ohrwurm. Bei den meisten Stücken lässt er sich von einem Musiker begleiten; dann sorgen entweder Bass, Saxofon, Tabla, Djembé und einmal auch ein Hang für eine zusätzliche Klangfarbe, die den jeweiligen Stücken gut tut.
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Mittwoch, 22. Juli 2015
Andreas Dorau/Sven Regener – Ärger mit der Unsterblichkeit
thenoise, 21:58h
Andreas Dorau zählt zu den skurrilen Figuren der deutschen Popmusik. Als Schüler wurde er durch einen Zufallstreffer zu einem der Aushängeschilder der Neuen Deutschen Welle. Sein Song «Fred vom Jupiter», der es in der österreichischen Hitparade auf Platz 13 und in Deutschland auf Platz 21 schaffte, darf auf keinem NDW-Sampler fehlen. Obwohl er weder als Musiker noch als Filmemacher durchschlagende Erfolge erzielte, ist er heute noch eine feste (Szene)Größe. Er veröffentlicht – wenn auch in großen Abständen – neue Werke, die durchweg in die Kategorie schwer vermarktbar fallen. Es fällt ihm offensichtlich nicht schwer, sich zwischen die Stühle zu setzen – eine durchaus achtenswerte Einstellung.
Doraus Erinnerungen, die von Sven Regener niedergeschrieben wurden, folgen durchweg einem Strickmuster: Auf die Erzählung einer Begebenheit aus Doraus Leben folgt eine Pointe, die mal mehr und meist weniger sitzt. Mehr als ein Schmunzeln entlocken die Texte jedoch kaum. Und die Seitenhiebe, mit denen er beispielsweise seinen ehemaligen Chef bedenkt, den aktuellen Berliner Kulturstaatssekretär, steigern den Lesegenuss ebenso wenig wie die Art, in der diese Geschichten erzählt werden. Denn selbst wenn man das Konzept der gesprochenen Sprache verfolgt, darf man eine Inspiration haben und muss nicht gleich von ihr überkommen werden. Wobei der Ton, den Sven Regener anschlägt, oft derart naiv ist, dass man sich gelegentlich fragt, ob nicht doch Ironie im Spiel ist.
Zu lesen lohnen sich die Geschichten also nicht wegen der literarischen oder sprachlichen Qualität, sondern weil Andreas Dorau ein origineller Protagonist der deutschen Musik seit den 80er-Jahren ist und weil er offenherzig ist und sich nicht scheut, seine Eigenheiten zu benennen, etwa dass er nur auf der Bühne und nur aus Angst tanze. Oder ist auch das schon wieder ein Märchen? Dorau steht zu seinen Fehlern und Fehleinschätzungen. So bekennt er etwa deutlich, sich nicht besser verhalten zu haben als die Epigonen, die die Neue Deutsche Welle in den Tod kommerzialisiert haben.
Doraus Erinnerungen, die von Sven Regener niedergeschrieben wurden, folgen durchweg einem Strickmuster: Auf die Erzählung einer Begebenheit aus Doraus Leben folgt eine Pointe, die mal mehr und meist weniger sitzt. Mehr als ein Schmunzeln entlocken die Texte jedoch kaum. Und die Seitenhiebe, mit denen er beispielsweise seinen ehemaligen Chef bedenkt, den aktuellen Berliner Kulturstaatssekretär, steigern den Lesegenuss ebenso wenig wie die Art, in der diese Geschichten erzählt werden. Denn selbst wenn man das Konzept der gesprochenen Sprache verfolgt, darf man eine Inspiration haben und muss nicht gleich von ihr überkommen werden. Wobei der Ton, den Sven Regener anschlägt, oft derart naiv ist, dass man sich gelegentlich fragt, ob nicht doch Ironie im Spiel ist.
Zu lesen lohnen sich die Geschichten also nicht wegen der literarischen oder sprachlichen Qualität, sondern weil Andreas Dorau ein origineller Protagonist der deutschen Musik seit den 80er-Jahren ist und weil er offenherzig ist und sich nicht scheut, seine Eigenheiten zu benennen, etwa dass er nur auf der Bühne und nur aus Angst tanze. Oder ist auch das schon wieder ein Märchen? Dorau steht zu seinen Fehlern und Fehleinschätzungen. So bekennt er etwa deutlich, sich nicht besser verhalten zu haben als die Epigonen, die die Neue Deutsche Welle in den Tod kommerzialisiert haben.
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Samstag, 4. Juli 2015
El Zitheracchi - Modernes Raubzithertum
thenoise, 20:45h
Warum schreckt er mit Künstlername und Albumtitel ab, wo er doch so einfühlsame Musik macht?
Gehört: beim Speisen
Gehört: beim Speisen
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