Montag, 25. Februar 2013
Wohltemperiert
Hamid Motebassem, Sepideh Raissadat und Ensemble Mezrab im Völkerkundemuseum München
Im Weltmusikreigen dreht sich die persische Musik nur selten mit. Die Münchner iranische Gemeinde greift regelmäßig zur Selbsthilfe und lädt erstklassige Künstler ein – viele von ihnen blicken aus dem Exil auf die reiche Musiktradition des Landes.

In seinem Ensemble Mezrab stellt der Komponist und Tar-Spieler Hamid Motebassem sein Hauptinstrument in den Vordergrund. Neben ihm, der auch die kleine Se-Tar spielt, besteht die Besetzung aus zwei weiteren Tar-Spielern (einer davon spielt die tiefer gestimmte Bam-Tar). Mit weiteren Instrumenten der klassischen persischen Musik, der Kurzhalslaute Barbat sowie die Perkussonsinstrumente Daf und Tombak, rundet er den Klang des Ensembles ab. Auf Streichinstrumente wie die oft eingesetzte Kamanche verzichtet Motebassem.


Hamid Motebassem und Sepideh Raissadat

Der vielversprechende Abend begann mit einem kleinen Dämpfer: Sepideh Raissadat sei erkältet, verkündete Hamid Motebassem gleich zu Beginn des Konzerts, sie werde entsprechend zurückhaltend singen. Raissadats Stimme integrierte sich in die vollen Arrangements des ersten Sets. Dabei ging sie keineswegs unter, aber die eher verhaltenen Modulierungen machten sie nicht zu viel mehr als zu einer weiteren, jedoch sicher nicht verzichtbaren Stimme im Tutti. In dunklen, zurückgenommenen Tönen zelebrierte Sepideh Raissadat die überwiegend elegischen Melodien der durchweg von klassischer Strenge gekennzeichneten Kompositionen.
Die Zurückhaltung der Sängerin ließ die Instrumente stärker in den Vordergrund treten, was beim überaus wohltemperierten Spiel der Gruppe gewiss kein Nachteil war. Besonders überraschte die Perkussionistin – und das nicht nur, weil die Bedienung des Schlagwerks üblicherweise Männerarbeit ist. Nagmeh Farahmand spielte ihre Daf und Tonbak so sanft wie kaum ein anderer Perkussionist. Sie sorgte für ein zugleich festes und flauschiges Fundament und umhüllte mit ihren sanften Schlägen die Töne ihrer Mitspieler.

In seinem Programm bringt das Ensemble Mezrab nicht die immer beliebten Vertonungen von Hafis- oder Saadi-Gedichten, sondern die von zeitgenössischen Lyrikern wie Mohammad Reza Shafii Kadkano und auch Akhavan Sales. Als unvermeidbares politisches Statement – nicht nur die Musiker leben im Exil, auch das Publikum besteht fast ausschliesslich aus Exilanten – bringt das Ensemble Mezrab «O Du Gärtner!» von Akhavan Sales, eine Hommage an Mohammed Mossadegh. Dass der iranische Ministerpräsident in den 50er-Jahren mit Unterstützung westlicher Geheimdienste weggeputscht wurde, damit das Erdöl weiterhin nach den alten Regeln fließen kann, war ein politischer Eingriff, der bis heute nachwirkt. Er verhinderte eine Demokratisierung des seit Jahrhunderten fremdbestimmten Landes, was bis heute viele Iraner dazu veranlasst, ihr Land zu verlassen.
Darunter sind viele Musiker, die vornehmlich im Westen ihr Auskommen suchen, etwa die in Kanada lebende Musikerin und Musikwissenschaftlerin Sepideh Raissadat oder der nach Deutschland emigrierte Hamid Motebassem.

Im etwas ruhigeren zweiten Set des Konzerts brachte das Ensemble Mezzrab etwas reduziertere, aber noch gefühlvollere Arrangements. So kam auch die Stimme von Sepideh Raissadat ein wenig mehr in den Vordergrund. Die abschließenden Ovationen waren verdient.
Die Musik des Ensemble Mezrab mag nicht so einfach konsumierbar sein wie die poppigen Songs afrikanischer Musiker. Die besonderen Klangfarben der persischen Musik, ihre Poesie und der durchweg überaus beseelte Vortrag, der auch dieses Konzert prägte, vermitteln einen eigenen Reiz. Umso bedauerlicher, dass die klassische persische Musik nicht öfter auf die Bühne gebracht wird. Es gäbe auch neben den anderen Ensembles von Hamid Motebassem noch vieles zu entdecken.

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Samstag, 2. Februar 2013
Les Reines Prochaines - Blut
Ein bisschen Balkan, ein bisschen Mariachi und viel Dadawürze – macht Quietschvergnügt.

Gehört: beim Mittagessen

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Montag, 21. Januar 2013
Norbert Wiedmer/Enrique Ros – El Encuentro – Ein Film für Bandoneon und Cello
Gegensätze ziehen sich an: Anja Lechner, 1961 in Kassel geboren, sucht die musikalischen Begegnungen und arbeitet vor allem mit Partnern aus anderen Ländern. Sie spielt im Tarkovsky Quartet des französischen Pianisten François Couturier, interpretiert in Jerewan Kompositionen des armenischen Komponisten Tigran Mansurjan, spielt mit den Russen Misha Alperin und Arkady Shilkloper und seit einigen Jahren mit dem bald 80-jährigen Argentinier Dino Saluzzi. Der wiederum bewegt sich gerne im vertrauten Kreis und kommt – obwohl er seit vielen Jahren mit Musikern wie dem vor kurzem verstorbenen Schweizer Jazzpianist George Gruntz zusammenspielt – immer wieder an den Ausgangspunkt seiner musikalischen Reise, in die Provinz Salta im Nordwesten Argentiniens, zurück.

«El Encuentro» ist Anja Lechner und Dino Saluzzi gewidmet, die 2007 ihr erstes gemeinsames Album, Ojos Negros, veröffentlicht haben. Die Klänge von Bandoneon, insbesondere dessen tiefe Register, und Cello würden ungemein gut zusammenpassen, sagt Dino Saluzzi im Film – gleich und gleich gesellt sich aller Unterschiede zum Trotz recht gern.
Norbert Wiedmer und Enrique Ros zeigen den jeweils individuellen Hintergrund und auch die gemeinsame Arbeit. Sie folgen den beiden Musikern erst getrennt – etwa Anja Lechner nach Armenien und Dino Saluzzi in die Schweiz –, zeigen erst den persönlichen Werdegang und dann ihre gemeinsamen Arbeit in Argentinien. Der Film zeigt die beiden in Proben und Konzerten mit musikalischen Partnern wie dem Komponisten Tigran Mansurian, oder dem Saxophonisten Dino Saluzzi, er bietet Interviewpassagen und auch private Momente. «El Encuentro» zeigt als konventioneller, aber gut gemachter Dokumentarfilm, wie die beiden so unterschiedlichen Protagonisten ihren gemeinsamen musikalischen Ausdruck finden.

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Sonntag, 20. Januar 2013
Stürmisch bis lyrisch
Sophie Hunger im SAL in Schaan (FL)
Ein ungestümes «Rererevolution» zum Auftakt und das niedergeschlagene «Lied vor der Freiheitsstatue» in einer schönen A-cappella-Version am Ende des Sets: Sophie Hunger umspannt den ganzen Bogen der Gefühle und moduliert sie vom Anfang bis zum Ende. Die Songs für diese Stimmungswechsel fände sie auf ihrem aktuellen Album «Danger Of Light», von dem sie neben energiegeladenen Stücken auch besinnliche wie «Can You See Me?» und «Heharun» bringt. Doch sie beschränkt sich nicht darauf, ihr aktuelles Album herunterzuspielen, sondern bringt etwa vom Vorgänger «1983» (2010) das gleichnamige Titelstück und «My Oh My», das noch aus ihren Anfängen mit dem Rockquartett Fisher stammt und das sie schon länger in ihrem Live-Programm hat. «Damals haben wir uns gesagt, dass wir damit weltberühmt werden», erzählt sie in einer ihrer wenigen Ansagen – nur um dann zu zeigen, dass das Lied letztlich doch zu austauschbar für solch überspannte Erwartungen ist.


Nicht ohne meine Nebelmaschine – aber sonst inszeniert sich Sophie Hunger
ganz geschmackvoll.


Aber Sophie Hunger hat schon einiges geschafft. Sie wird international wahrgenommen und durchweg über den grünen Klee gelobt. Doch nicht die mit der euphorischen Berichterstattung verbundene Erwartungshaltung scheint sie zu belasten, sondern eine Erkältung. Dieser ist wohl geschuldet ist, dass Sophie Hunger manchen Ton nicht so lange hält wie erwünscht.


Ungekünstelt: Sophie Hunger kann unerkannt durchs Foyer schlendern und
gibt sich auch auf der Bühne schlicht.


Getragen wird sie auch von ihrer Band aus Multiinstrumentalisten, allen voran Keyboarder Alexis Anérilles, der neben Trompete und Flügelhorn auch mal zum Bass greift, und dem variantenreich und subtil akzentuiert spielenden Alberto Malo am Schlagzeug. Doch auch ihnen gelingt nicht immer der geforderte abrupte Wechsel zwischen druckvoll und poetisch. So wünschte man sich das Flügelhorn in den lyrischen Passagen etwas weniger fest, und dass Sophie Hunger, wenn sie die akustische Gitarre in den Vordergrund rückt, diese wesentlich sauberer spielt und nicht so, als ob sie ihre Gefühle auch noch dem letzten Zuseher im Wembley-Stadion begreiflich machen müsste.
Aber ein paar Wolken machen noch kein schlechtes Wetter und trüben auch kaum das wohlkonzipierte und in seiner geschmackvollen Schlichtheit auch optisch gelungene Programm.

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Donnerstag, 17. Januar 2013
The Animan - Hi!
Retroquintett, unbekümmert und erkennbar mit Spaß bei der Sache – nicht mehr als eine soul-rock'n'rollige Partyband, aber immerhin.

Gehört: beim Auberginenschnibbeln

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