Montag, 22. November 2010
Tintarella di luna
Aus gegebenem Anlass: Die Coverversion dieses Liedes ist wohl das beste Stück auf dem neuen Coconami-Album, an dessen Besprechung ich gerade arbeite. Jetzt erlaube ich auch mal fremde Inhalte.

... link (1 Kommentar)   ... comment


«Ein Streit, ...
... ist wie ein schlechtes Essen, es verdirbt den Magen.»

Melinda Nadj Abonji, «Tauben fliegen auf»

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 20. November 2010
Lobe Traoré - Rainy Season Blues
Auch wenn gerne kolportiert wird, dass der Blues aus Afrika komme: Der malische Gitarrist Lobi Traoré hat sich an amerikanischen Vorbildern orientiert. Kraftvolle Blueser wie John Lee Hooker haben es ihm dabei genauso angetan wie Rockmusik. Er stand immer mit seiner E-Gitarre auf der Bühne und spielte den Blues hart und treibend – anders als der aus dem Nordosten des Landes stammende Grammy-Gewinner Ali Farka Touré. Dieser hatte Lobi Traorés Album «Bamako» (1994) produziert, das bei seinem Erscheinen von der französischen Tageszeitung Libération als eines der besten Rockalben des Jahres bezeichnet wurde.

Kurz vor seinem plötzlichen Tod – Lobi Traoré starb im Sommer 2010 nur 49-jährig an Herzversagen – führte ein Missverständnis zu Aufnahmen mit der Akustik-Gitarre. Chris Eckman, Kopf der Walkabouts, nahm in Bamako mit der Desert-Blues-Band Tamikrest ein Album auf und gewährte Lobi Traoré einen Studiotag. Das reichte nicht für Aufnahmen mit Band. Daher spielte Traoré zehn Songs mit der akustischen Gitarre ein.
Diese zeigen eine neue Facette des Künstlers. Er spielt zwar dezidiert den Blues, aber wesentlich sanfter und gleichförmiger. Wenn er dazu, wie etwa bei «Siguidalen», mit seiner vollen Stimme und in einem an Talking Blues angelehnten monotonen Erzählrhythmus spielt, erinnert Traoré – der auch Kora und Ngoni spielte und für seine Auftritte als Hochzeitsmusiker ein gehöriges Repertoire an traditionellen Stücken im Programm hatte – durchaus an den Stil, mit dem die Griots der Bambara ihre überlieferten Geschichten und Lobpreisungen darbieten. Traoré spielt nur selten fließend, sondern überwiegend rhythmisch-pointierte und mitunter leicht abgehackte, redundante Phrasen.
Die zehn Stücke sind keine Zusammenfassung seiner früheren Arbeit und somit auch kein Vermächtnis. Der sanft zwischen sperrig-anspruchsvollen und eingängig-gefälligen Stücken wechselnde akustische Blues ist aber nicht weniger als eine völlig neue und überraschende Facette des großartigen Blues-Musikers aus Mali.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Freitag, 19. November 2010
Jede Zeit ...
... hat ihre Vor- und Nachteile, und die Zeit, in der wir leben, ist nun einmal die einzige, die wir haben.

Elvis Costello (hier).

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 6. November 2010
Stilvoll inszeniert
Mariza im Festspielhaus Bregend (A)
Sie lächelt verschmitzt und fragt, ob sie für die letzte Zugabe wirklich alle Freiheiten hätte. Zum ersten Mal wirkt Mariza etwas unsicher. Wie ein aufgewecktes Mädchen, das überlegt, ob sie wirklich bringen kann, was sie ausgeheckt hat. «Ok», beendet sie lächelnd den kurzen Dialog mit dem Publikum, «dann sollen die Jungs für euch singen.» Ihre beiden Gitarristen, Diogo Clemente an der klassischen Gitarre und Angelo Freire an der Guitarra Portuguesa, spielen die Überraschten. Sie geben sich irritiert, stellen ihre Beine nebeneinander auf einem Stuhl ganz vorne am Bühnenrand und beginnen nach kurzem Überlegen mit dem Intro zu «O Gente Da Minha Terra». Ihre Instrumente sind unverstärkt, und nach den ersten Takten füllt die Stimme von Mariza das Festspielhaus - auch sie kommt ohne Mikrofon aus.


Herrin jeder Gefühlslage: Mariza

Die gespielte Unsicherheit dieser Szene verdeutlicht, wie konsequent durchinszeniert der Auftritt von Mariza ist. Sachlich und mit ernster Miene instruiert sie während der Verbeugung zwischen den Zugaben ihre Musiker, bevor sie wieder ihr warmes, einnehmendes Lächeln für die Zuschauer aufsetzt. Die wohl bekannteste portugiesische Sängerin der Gegenwart verkörpert ihre Rolle als Sängerin so wie sie in ihren Liedern aufgeht. Sie leidet, wenn sie das melodramatische «Chuva» singt, und bei Stücken wie «Vozes Do Mar» und «Rosa Branca» wirkt sie einnehmend ausgelassen. Sie hat eine wunderbare, ausdrucksstarke Stimme, was man bei jedem Stück merkt und nicht erst bei der A-capella-Zugabe. Immer wieder gibt es Raum für eine kurze unbegleitete Solo-Passage. Mariza bringt die hohe Kunst des Fado und befriedigt die Bedürfnisse des Publikums aus sich herauszugehen und ausgiebig mitzuklatschen. Es folgt ihr wie Teenies die Hände in die Höhe reißen, wenn Tom Kaulitz dazu auffordert.

Mariza und ihre hervorragende Band spielen sich mit warmer Perfektion durch ein gut angelegtes Programm mit wechselweise eindringlich-zurückhaltenden und Stücke voller Lebensfreude abwechseln.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 10. Oktober 2010
The Vaselines - Sex With An X
Frances McKee und Eugene Kelly haben das Bett und den Proberaum geteilt. Sie haben ein Platte gemacht und sich danach getrennt. Jetzt sind sie wieder zusammen - zumindest musikalisch gibt das «Sex with an X».

Nach dem ersten Album, «Dum-Dum», trennten sich The Vaselines. Das war vor zwanzig Jahren. Danach wurden sie berühmt. Denn Kurt Cobain (Nirvana) coverte ihre Songs und wurde nicht müde, sie als Referenz zu erwähnen. Obwohl Eugene Kelly mit der Nachfolgeband der Vaselines im Schlepptau von Nirvana als deren Vorgruppe auf Welttournee gehen konnte, wollte es mit der Solokarriere offenbar nicht so richtig klappten. 2006 spielten Frances McKee und Eugene Kelly wieder erste gemeinsame Konzerte - sie wollten vor allem ihre jeweiligen Solo-Alben bewerben. Das hat wohl nichts genützt, aber die Beziehung offenbar weiter verbessert: Zwar nicht nach neuen Monaten, aber immerhin nach vier Jahren ist auch ein neues, halbkrachiges Indie-Pop-Album da.

The Vaselines setzen auf eingängige Melodien, die sie mit mal mehr, mal weniger lärmigen Gitarren unterfüttern. Dazu singen sie gerne zweistimmig. So klingen sie einerseits ein bisschen wild und gleichzeitig machen sie hübschen Schmuse-Rock'n'Roll nach Art des Retro-Garage-Schicks der Raveonettes. Die 1960er-Jahre lassen grüssen.
Der wild-energische Auftakt («Ruined») kündigt also nicht das weitere Programm an. Er ist vielmehr das Band zum wilderen Gestern, an dem The Vaselines ihre Hörer in das harmonischere Heute ziehen (das in einem anderen Sinn wieder ganz nach gestern klingt). Auch The Vaselines passen ihren Stil ans Alter an und lassen es etwas weniger krachen. Ihr Stilgefühl haben sie jedoch keineswegs verloren. Die immer wieder twangig und mit viel Tremolo gespielte Gitarre wirkt ebenso nostalgisch wie das an Lee Hazelwood und Nancy Sinatra gemahnenden «question and answer»-Duett «Turn It On». Die Chorusse in «Sex With An X» oder «Such A Fool» wiederum lassen einen gesunden Hang zum Kitsch erkennen.

... link (0 Kommentare)   ... comment