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Freitag, 5. Februar 2010
Them Crooked Vultures - Them Crooked Vultures
thenoise, 23:47h
Wenn sich drei derart hochkarätige Musiker wie Dave Grohl (Foo Fighters, Nirvana), Joshua Homme (Queens Of The Stone Age, Kyuss) und John Paul Jones (Led Zeppelin) zusammentun, darf man hoffen, dass Hardrock neu definiert wird. Das leisten sie nicht, 'Die verwachsenen Galgenvögel' (man könnte den Bandnamen auch mit 'Die betrügerischen Galgenvögel' übersetzen) - vermutlich, weil sie es gar nicht vorhatten. John Paul Jones ist bei dem zuhause, was er immer gemacht hat und seine beiden Jünger eifern ihm auf der Reise in die Welt von Led Zeppelin eifrig nach.
Man muss das Ergebnis trotzdem nicht epigonal schimpfen. Them Crooked Vultures spielen kompakt und durchweg druckvoll, sie überzeugen mit sattem Klang, sorgen mit Tempiwechseln für Spannung und geben jedem Song eine eigene Note.
Man muss das Ergebnis trotzdem nicht epigonal schimpfen. Them Crooked Vultures spielen kompakt und durchweg druckvoll, sie überzeugen mit sattem Klang, sorgen mit Tempiwechseln für Spannung und geben jedem Song eine eigene Note.
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Montag, 1. Februar 2010
Edelschwarz - Briten, Bauern & Barone
thenoise, 10:09h
Siegfried Haglmo ist keineswegs der Erste, der alpine Volksmusik mit Rock kreuzt. Aber er war schon früh dabei: Bereits in den 1990er-Jahren hat er mit den Hundsbuam Miserablige den Brückenschlag von heimischer Tradition zur Moderne vollzogen. Mit Edelschwarz wird er härter, die Rockgitarre steht bei den meisten Stücken im Vordergrund, Elektronica gesellt sich ganz selbstverständlich dazu. Das wirkt auf den ersten Blick zwar konventionell, auf den zweiten wird es aber richtig interessant. Denn das Quartett wechselt nicht nur zwischen Gstanzl-artigem Gesang (zum Beispiel beim Auftakt "Do hots brennt", der obendrein mit einer hübschen Echo-Imitation glänzt) und holzigen Gitarren. Hier ein Break im Attwenger-Stil mit Akkordeon und Schlagzeug, da im Hintergrund ein bisschen Disco-Geflitter oder schwere Elektronik, dort ein anheimelnd-melodisches Intro. Zu allem gibt es oft langgezogene Lieder, die kleine Geschichten mit überraschenden Wendungen erzählen oder auch mal eine nostalgische Erinnerung an den Vater als Ausgangspunkt haben.
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Samstag, 30. Januar 2010
Georg Kreisler - Letzte Lieder
thenoise, 12:12h
Georg Kreisler hadert mit seinen größten Erfolgen, bitter stimmt ihn, dass er noch immer wegen seiner kabarettistischen Lieder wie Taubenvergiften im Park und Wien ohne Wiener weitum bekannt ist, und nicht als Opernkomponist oder Bühnenautor. Dass der 87jährige weder an Bissigkeit verloren hat, noch die Altersmilde sein Leben sehnsüchtig verklärt, beweist er mit seiner Autobiographie Letzte Lieder.
Die Genrebezeichnung ist generös gewählt. Denn Kreisler bringt mehr als seine Lebenserinnerungen - und die nicht beschönigend, sondern auch recht selbstkritisch. Kreisler lästert über künstlerischen Kleingeist und Kritiker, giftet gegen das Kulturestablishment in den Staaten und gegen die Österreicher. Dabei geht es ihm nicht nur darum seine Lebensgeschichte zu erzählen, was er auch nicht besonders ausführlich tut. Seitenhiebe auf seinen einstigen Kollegen Gerhard Bronner oder seine ehemalige Gattin Topsy Küppers sind ihm wichtiger als die Erwähnung seiner Zusammenarbeit mit Charlie Chaplin. Mindestens genauso wichtig wie seine Lebensgeschichte sind ihm seine Gedanken zu Kunst und Musik, zur Kulturförderung, zum Antisemitismus oder zu Glauben und Religion. Dabei springt er munter zwischen den Zeiten und Themen hin und her - ganz so, als ob er am Tisch sitzen und erzählen würde. Auch die Letzten Lieder des altgedienten Künstlers, der sich selbstironisch als einfachen, hochkomplizierten Menschen bezeichnet, sind lebendig und frisch.
Die Genrebezeichnung ist generös gewählt. Denn Kreisler bringt mehr als seine Lebenserinnerungen - und die nicht beschönigend, sondern auch recht selbstkritisch. Kreisler lästert über künstlerischen Kleingeist und Kritiker, giftet gegen das Kulturestablishment in den Staaten und gegen die Österreicher. Dabei geht es ihm nicht nur darum seine Lebensgeschichte zu erzählen, was er auch nicht besonders ausführlich tut. Seitenhiebe auf seinen einstigen Kollegen Gerhard Bronner oder seine ehemalige Gattin Topsy Küppers sind ihm wichtiger als die Erwähnung seiner Zusammenarbeit mit Charlie Chaplin. Mindestens genauso wichtig wie seine Lebensgeschichte sind ihm seine Gedanken zu Kunst und Musik, zur Kulturförderung, zum Antisemitismus oder zu Glauben und Religion. Dabei springt er munter zwischen den Zeiten und Themen hin und her - ganz so, als ob er am Tisch sitzen und erzählen würde. Auch die Letzten Lieder des altgedienten Künstlers, der sich selbstironisch als einfachen, hochkomplizierten Menschen bezeichnet, sind lebendig und frisch.
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Donnerstag, 28. Januar 2010
Sulzkopf! Sulzkopf! Sulzkopf!
Thomas Bernhards "In der Höhe" im Landestheater Bregenz (A)
Thomas Bernhards "In der Höhe" im Landestheater Bregenz (A)
thenoise, 00:07h
Es ist das letzte Text, den Thomas Bernhard veröffentlicht hat, aber angeblich sein erster: "In der Höhe" ist kurz vor dem Tod des österreichischen Autors erschienen, wurde aber schon geschrieben, bevor er 1972 mit seinem Roman „Frost“ reüssierte.
"In der Höhe" ist ein Prosatext, aber ihn für die Bühne zu bearbeiten ist nicht schwer. Was im Gegenzug jedoch nicht heisst, dass es einfach ist, ihn so hervorragend auf die Bühne zu bringen wie in Bregenz.
Das schmale Werk besteht aus Beobachtungen, Erzählfragmenten, Aphorismen, Miniaturen. Meist sind sie einer nicht näher benannten Person, dem alter ego des Autors, zuzuschreiben, der auch der Erzähler ist. Interessant an diesem Text ist, dass Bernhard hier sein späteres Werk stilistisch und inhaltlich vorbereitet. Seine mächtigen Sprachbilder sind genauso vorhanden wie seine Verachtung, seine Zweifel und seine Wut.
In der Höhe: Alexander Julian Meile und Julia Jelinek
Regisseur Karl Baratta hat die Textausschnitte gut gewählt und sie reduziert, aber hervorragend in Szene gesetzt. Bernhards Text braucht keine und liefert auch kaum Bilder. Karl Baratta greift das mit einem sehr reduzierten Bühnenbild auf. Ein langer Tisch und drei Betten genügen. Wichtiger ist, dass er den Text, der im Buch wohl einer Person zuzuschreiben ist, von vier Schauspielern sprechen lässt. Durch ihre ständig wechselnde Verteilung im Raum und den Gegenpol einer weiblichen Rolle erzeugt er ein sich beständig subtil veränderndes Bild, das praktisch durchgehend von einem meist etüdenhaft gespielten Klavier untermalt wird. Da braucht es nur noch wenige, gut dosierte Regieeinfälle, um das Stück kurzweilig zu machen: so toben zwei Schauspieler bei der entsprechenden Textstelle hechelnd wie Hunde über die Bühne, dann wiederum deuten sie während der Textrezitation ein kleines Tänzchen an.
Das alles passt hervorragend zu den Texten, die immer im Zentrum stehen. Es ergänzt sie, ohne den Blick auf sie zu verstellen. Die Schauspieler – darunter Burgtheater-Schauspieler und Bernhard-Kenner Paul Wolff-Plottegg sowie die zwei Nachwuchstalente Julia Jelinek und Alexander Julian Meile – agieren allesamt ausgezeichnet.
"In der Höhe" ist ein Prosatext, aber ihn für die Bühne zu bearbeiten ist nicht schwer. Was im Gegenzug jedoch nicht heisst, dass es einfach ist, ihn so hervorragend auf die Bühne zu bringen wie in Bregenz.
Das schmale Werk besteht aus Beobachtungen, Erzählfragmenten, Aphorismen, Miniaturen. Meist sind sie einer nicht näher benannten Person, dem alter ego des Autors, zuzuschreiben, der auch der Erzähler ist. Interessant an diesem Text ist, dass Bernhard hier sein späteres Werk stilistisch und inhaltlich vorbereitet. Seine mächtigen Sprachbilder sind genauso vorhanden wie seine Verachtung, seine Zweifel und seine Wut.
In der Höhe: Alexander Julian Meile und Julia Jelinek
Regisseur Karl Baratta hat die Textausschnitte gut gewählt und sie reduziert, aber hervorragend in Szene gesetzt. Bernhards Text braucht keine und liefert auch kaum Bilder. Karl Baratta greift das mit einem sehr reduzierten Bühnenbild auf. Ein langer Tisch und drei Betten genügen. Wichtiger ist, dass er den Text, der im Buch wohl einer Person zuzuschreiben ist, von vier Schauspielern sprechen lässt. Durch ihre ständig wechselnde Verteilung im Raum und den Gegenpol einer weiblichen Rolle erzeugt er ein sich beständig subtil veränderndes Bild, das praktisch durchgehend von einem meist etüdenhaft gespielten Klavier untermalt wird. Da braucht es nur noch wenige, gut dosierte Regieeinfälle, um das Stück kurzweilig zu machen: so toben zwei Schauspieler bei der entsprechenden Textstelle hechelnd wie Hunde über die Bühne, dann wiederum deuten sie während der Textrezitation ein kleines Tänzchen an.
Das alles passt hervorragend zu den Texten, die immer im Zentrum stehen. Es ergänzt sie, ohne den Blick auf sie zu verstellen. Die Schauspieler – darunter Burgtheater-Schauspieler und Bernhard-Kenner Paul Wolff-Plottegg sowie die zwei Nachwuchstalente Julia Jelinek und Alexander Julian Meile – agieren allesamt ausgezeichnet.
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Sonntag, 24. Januar 2010
Balkan-Party mit subtilen Zwischentönen
Duša Orchestra & Friends im Moods
Duša Orchestra & Friends im Moods
thenoise, 22:17h
Zur CD-Taufe ins Moods – einen besseren Ort kann sich die Ostschweizer World-Musik-Gruppe kaum wünschen. Im Züricher Jazzclub haben Balkan-Beats eine zweite Heimat gefunden. Und das Duša Orchestra zeigt gleich beim Auftakt, dass es durchaus das Potenzial für ein Etablissement mitbringt, das immer wieder hochkarätige Programmpunkte bietet. Die ersten, fest in der Musik das Balkan verankerten Stücke werden mit vielen Jazz-Elementen angereichert, ganz zwanglos zitiert das Quartett Duke Ellingtons Caravan und Dave Brubecks Take Five.
Strahlt nicht des Geldes wegen: Bandleader Goran Kovačević
Mit dem Gastsänger und Geiger Gavro Nikolic kommen ein definitiver Wendepunkt und auch ein wenig Balkan-Schick auf die Bühne. Mit langen Haaren und sorgsam gestutztem Bart, mit breitkrempigem Hut, roter Weste und den abgesteppten Schuhen könnte Nikolic auch das Großmaul in einem Kusturica-Film geben. Mit ihm, so erzählt Goran Kovačević, Akkordeonist und Kopf der Gruppe, habe er schon auf vielen Hochzeiten, Beerdigungen und Jazzfestivals gespielt. Die anfangs überaus gefühlvoll agierenden Musiker vollziehen die Wende zur Festzelt-Kombo. Jetzt hat die hinreißende Musik auch den mitreißenden Animator, der das Heft in die Hand nimmt. Goran Kovacevic und dem Saxofonisten Peter Lenzin ist zu verdanken, dass die feinsinnigen Zwischentöne trotzdem nicht auf der Strecke bleiben. Sie holen mit ihren Soli auch die anspruchsloseren Stücke aus der Belanglosigkeit.
Gefühlvoll und virtuos: der Ostschweizer Saxofonist Peter Lenzin
Verstärkt um ein Bläserquintett, das die Pause als Trauerzug-Musiker mit einem anheimelnd-getragenen Dixieland-Intro beendet, wird das Duša Orchestra zur kleinen Big Band. Das bringt eine neue Facette des Balkan-Klangs und noch mehr Drive. Aber auch sie können die schwache Interpretation des durch Miriam Makeba bekannt gewordenen Liedes "Malaika" nicht aufpeppen. Die Frage, welchen Sinn das Lied eines kenianischen Komponisten in Kovačevićs fünfteiligem Tansania-Zyklus macht, stellt sich wohl niemand. Denn auch im zweiten Teil des Sets steht bald die Party im Vordergrund. Einer aus dem begeisterten Publikum bedankt sich gar stilvoll-traditionell für das lebendige Konzert – mit einem Geldschein, den er auf Kovačevićs schweißnasse Stirn pappt.
Strahlt nicht des Geldes wegen: Bandleader Goran Kovačević
Mit dem Gastsänger und Geiger Gavro Nikolic kommen ein definitiver Wendepunkt und auch ein wenig Balkan-Schick auf die Bühne. Mit langen Haaren und sorgsam gestutztem Bart, mit breitkrempigem Hut, roter Weste und den abgesteppten Schuhen könnte Nikolic auch das Großmaul in einem Kusturica-Film geben. Mit ihm, so erzählt Goran Kovačević, Akkordeonist und Kopf der Gruppe, habe er schon auf vielen Hochzeiten, Beerdigungen und Jazzfestivals gespielt. Die anfangs überaus gefühlvoll agierenden Musiker vollziehen die Wende zur Festzelt-Kombo. Jetzt hat die hinreißende Musik auch den mitreißenden Animator, der das Heft in die Hand nimmt. Goran Kovacevic und dem Saxofonisten Peter Lenzin ist zu verdanken, dass die feinsinnigen Zwischentöne trotzdem nicht auf der Strecke bleiben. Sie holen mit ihren Soli auch die anspruchsloseren Stücke aus der Belanglosigkeit.
Gefühlvoll und virtuos: der Ostschweizer Saxofonist Peter Lenzin
Verstärkt um ein Bläserquintett, das die Pause als Trauerzug-Musiker mit einem anheimelnd-getragenen Dixieland-Intro beendet, wird das Duša Orchestra zur kleinen Big Band. Das bringt eine neue Facette des Balkan-Klangs und noch mehr Drive. Aber auch sie können die schwache Interpretation des durch Miriam Makeba bekannt gewordenen Liedes "Malaika" nicht aufpeppen. Die Frage, welchen Sinn das Lied eines kenianischen Komponisten in Kovačevićs fünfteiligem Tansania-Zyklus macht, stellt sich wohl niemand. Denn auch im zweiten Teil des Sets steht bald die Party im Vordergrund. Einer aus dem begeisterten Publikum bedankt sich gar stilvoll-traditionell für das lebendige Konzert – mit einem Geldschein, den er auf Kovačevićs schweißnasse Stirn pappt.
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