Dienstag, 22. Januar 2008
Machterhaltung: leichter mit Kunstrebellen
Ai Wei Wei meint laut Spiegel Online, dass die positive außenpolitische Wirkung auch der schrillen und kritischen chinesischen Künstler um Vieles größer sei als der innenpolitische Schaden, den sie anrichten könnten. Deshalb würden sie im Moment „Narrenfreiheit“ genießen. Die von der Regierung gewährte Freiheit, so darf man daraus folgern, soll vor allem für gute Stimmung im Ausland sorgen – vermutlich nicht nur, aber besonders vor den Olympischen Spielen. Der Umkehrschluss: Diese größere künstlerische Freiheit ist nur der liberale, die Unterdrückung verbergende Deckmantel, unter dem sich umso besser herrschen lässt.


Architektur ist Politik: Parolenträger im zukünftigen
Nationalstadion in Peking. ©milik


Bedeutet das also, dass unsere exzessive Rezeption chinesischer Kunst, mit der sich gegenwärtig die westlichen Museen schmücken (wie zum Beispiel hier und hier dokumentiert) die repressiven Verhältnisse genauso weiter stützt, wie man es westlichen Architekten vorwirft, deren architektonische Ikonen die Machterhaltung unterstützen?

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Montag, 21. Januar 2008
Kürzen, bitte
Die offensichtliche Frage, was T.C. Boyle aus diesem Stoff gemacht hätte, ist leicht zu beantworten. Denn mit América hat der amerikanische Autor ein vergleichbares Thema aufgegriffen. Während es dem Amerikaner um die illegalen mexikanischen Einwanderer in den USA geht, spielt die Geschichte der im britischen Exil lebenden ukrainischen Autorin unter Erdbeerpflückern. Diese kommen vornehmlich aus dem Osten und akzeptieren die miesesten Arbeits- und Lebensbedingungen, weil sie diese – zumindest vorübergehend – noch immer besser finden als ihr Dasein im Heimatland.

Obwohl einige absurde Einfälle recht unterhaltsam sind, zieht die Geschichte kaum in ihren Bann. Denn letztlich arbeitet Marina Lewycka brav einige Stereotypen ab und gewährt keinen Einblick in die psychische Struktur ihrer Figuren.

Beklagt man normalerweise, dass Hörbuch-Fassungen gekürzt sind, kann man sich hier allenfalls darüber beschweren, dass nicht ausreichend gestrafft wurde. Immerhin ist die Geschichte versiert und lebendig gelesen. Am besten gefällt die gelinde tünchende Trennung der Kapitel in Form von kurzen, fröhlichen Stücke mit Akkordeon und Ukelele.

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Samstag, 19. Januar 2008
La Fleur Fatale - Night Generation
Die Schweden sind ja immer wieder die bessern Briten. Diese durchaus angenehm nostalgisch klingende Gruppe kommt aber viel zu spät, um vom letzten Britpop-Hype zu profitieren und nicht eigenständig genug, um das Genre neu zu definieren oder gar für einen neuen Hype zu sorgen. Nett beim Autofahren.

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Mittwoch, 16. Januar 2008
Große Namen, kleine Bilder
Von Klimt bis Feininger in Salzburg
Verwirrung, Fehler, keine Verzweiflung. Der Text dieses Beitrags wurde irrtümlich überschrieben (und sofort nach der Entdeckung des Fehlers gelöscht). Text passati ... aber das Bild von Adolf Erbslöh sei hier wieder eingestellt. Immerhin.

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Mittwoch, 16. Januar 2008
Stefan Maelck - Tödliche Zugabe
Full Metal Klepzig ist als Musikfreund und Saufkumpan schwer in Ordnung - aber als Kommissar nur mäßig tauglich. Für die Aufklärung von Morden gibt es Privatdetektive wie Hank Meyer. Der verliert trotz stetig sinkender Einnahmen - viele meiner früheren Kunden hatten inzwischen den ganzen Tag zur freien Verfügung und konnten ihre Frauen selbst überwachen - weder Mut noch Sarkasmus, orientiert sich an den richtigen Vorbildern aus dem Fernsehen und ist vor allem mit seinen eigenen Problemen beschäftigt. Doch eine bizarre Mordserie im Musikermilieu erschüttert auch ihn: Der Gitarrist der Gruppe Frohe Zukunft wird vor dem Konzert tot auf der Bühne aufgefunden - ermordet mit seiner Gitarre, deren Hals noch aus seinem Rücken ragt. Wenig später erwischt es den Sänger der Band Perlen: Er wird mit einem Cello erstochen. Da ist Hank Meyer den Mördern längst auf der Spur, zieht durch die Kneipen von Halle und trauert seinem sinnsuchenden Freund Heuser nach, den er an eine Frauen-WG verloren hat.

Tödliche Zugabe ist Stefan Maelcks zweiter Roman, in dem er den Privatdetektiv und Radio-DJ Hank Meyer durch Halle stolpern lässt. Dass dieser den Mord am Ende tatsächlich aufklärt, ist unerheblich und wohl dem Genre geschuldet. Diese Geschichte macht daher nicht wegen des Plots oder der Aufklärung eines kniffligen Verbrechens Spaß, sondern weil Stefan Maelck die absurde Geschichte mit selbstironischen Lebensbetrachtungen einem Außernseiter in den Mund legt; einem Außenseiter, der nicht deshalb am Rand der Gesellschaft steht, weil er ausgesondert wurde, sondern weil es zu ihm passt. So kommentiert Stefan Maelck die Gesellschaft, ohne in stiere Gesellschaftskritik zu verfallen. Das ist die kostenlose Draufgabe zu einem Kriminalroman, der eigentlich nicht mehr sein möchte als eine kleine, lässig-irrwitzige Geschichte.

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