Samstag, 5. Januar 2008
Schlechtes Beispiel, ergreifend
Das schaut aus wie ein Tintenklecks, sagte meine Mutter, halb lachend, halb erstaunt, als sie das Bild sah. Und sie wartete auf eine Erklärung. Sie lachte über einen höchst künstlerischen Tintenklecks - kein avantgardistisch gemeinter Selbstversuch, kein wiederentdeckter kindlicher Schreibversuch. Victor Hugo hat ihn gekleckst und jetzt hängt er in der Schirn - als Beispiel für frühe abstrakte Kunst neben Werken von J. M. William Turner und Gustave Moreau.


Aber nicht doch, das ist kein Tintenklecks, sondern
konkret das abstrakte stürmische Meer, wie es
J. M. William Turner heranrauschen fühlte.


Ich mag ihn noch lieber als die Farbstudien von Moreau, obwohl die mich mehr beschäftigen als die daraus entstandenen Bilder. Vielleicht ging es Moreau ähnlich. Irgendwann begann er, seinen Farbstudien zu rahmen. Er hatte also keineswegs die Intention, abstrakt zu malen, sondern damit bloß die Vorbereitungsarbeiten zur Kunst erhoben. Da schwindelt uns die Ausstellung also ein bisschen was vor. Vielleicht sagte auch nur ein SaufkumpanDann häng' doch einfach die Farbstudien in Dein Museum, wenn Du keine neuen Bilder mehr dafür malen willst, und machte ihn zum unfreiwilligen Avantgardisten. Das wäre eine Geschichte, aber die erzählt hier niemand.

Richtig gewaltig ist ohnehin das Meer mit nahendem Sturm von William Turner. Schon dafür lohnt sich der Besuch. Obwohl mein persönlicher Kunstsachverständiger auch dieses Bild aus verständlichen Gründen nicht als Beispiel für Abstraktion gelten lässt.

Entdeckung der Abstraktion, Schirn Kunsthalle, 6.10.2007 bis 6.1.2008

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Donnerstag, 3. Januar 2008
Tazenda – Vida
Gegen Ende der 1980er-Jahre lieferten die Sarden den Soundtrack zu einem Urlaub. Nur ihre Musik hat ihn romantisch gemacht - und die Urlaubsstimmung nachsichtig gegen diese Form von Musik.
Tazenda haben sich – wenn man so sagen darf – nicht verändert und sind auch heute, trotz einem anderen Sänger, auf Anhieb wieder zu erkennen. Dass sie Carrasecare wieder (oder noch immer) im Programm haben, hilft natürlich.
Ganz außerordentliche Schmalzbacken.

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Mittwoch, 2. Januar 2008
Knallbunt, aber sonst nicht viel
Rupprecht Geiger im Lenbachhaus
Der Empfang ist grell, aber nicht so schrill wie bei Yayoi Kusama. Doch auch Rupprecht Geiger mag Rot-Töne und davon am liebsten die hellen grellen.


Das verursacht erst Augenschmerzen, verhindert aber trotzdem nicht, ihn später für seine subtilen Übergänge zu bewundern und für die Struktur, die er gelegentlich in seine Farbflächen zaubert.

Die Frage, ob Geiger ein Rothko-Epigone ist oder Rothko sich von Geiger hat inspirieren lassen, bleibt ungeklärt.

Rupprecht Geiger, Retrospektive, Lenbachhaus, München, 15.12.2007-30.3.2008

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Dienstag, 1. Januar 2008
Andreas Maier - Klausen
Amüsanter Bernhard-Epigone, in dessen Figuren man trotz aller Übertreibungen - vielleicht auch deswegen - die typischen Verhaltensweisen erkennt. Macht es das lustiger, den Roman zu lesen, während man in einer vergleichbar bornierten Umgebung sitzt?

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Donnerstag, 27. Dezember 2007
Lena Malmborg - A new time, a new life, a new religion
Manchmal knarzt die Stimme der Schwedin klitzeklein wenig wie die von Melanie. Auch sonst ist gegen die Lieder der seelenvollen Sängerin überwiegend countryesker Lieder nichts zu sagen. Hübsch, hört man gerne - aber das ist noch lange kein Grund, einer neuen Religion zu verfallen.

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