Montag, 29. Januar 2007
Cassandra Wilson - Thunderbird
Beim ersten Mal war ich enttäuscht: Nur ein krachiger Song hatte mich ein wenig begeistern können, zeitgenössische Anleihen interpretierte ich als anbiedernd und unnötig. Dann landete das Album irrtümlich im CD-Wechsler und lief immer wieder als Hintergrundmusik - bis sie mit wachsender Begeisterung im "richtigen" Player zu rotieren begann, wo sie anderen Alben immer wieder den Platz streitig macht.

Gehört: siehe oben

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Der Schwimmer - Poplawok
Charmante Rustikalelektronik trifft auf simpelste Melodien, monotoner Singsang - und plötzlich swingt eine Dixie-Band, als ob die Welt untergehen würde, ein seltener Ausbruch. Kein Hochglanzprojekt, sondern Leben in Bildern - harmonische Dreifaltigkeit aus unscharf, verwackelt und verwischt. Popkunst, Kunstpop; Neoangin würde es gefallen.

Gehört: unterwegs

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Donnerstag, 25. Januar 2007
Salvatore Adamo - La Part de l'Ange
Ich fürchte, Salvatore Adamo ist in unserem Sprachkreis beinahe ausschließlich als Sänger halbwegs gehobener Schnulzen bekannt und nicht als ernsthafter Chansonnier. Es gab genügend Gelegenheiten, dieses Bild zu korrigieren - seine unvergleichliche Stimme, sein Timbre sind es wert. Doch anders als das vor einem guten Jahr erschienene Album Zanzibar, mag La Part de l'Ange nicht an mich gehen. Vereinzelte Reizworte wie ménage à trois lassen kurz aufhören, die gediegenen Arrangements sind aber nicht intensiv genug, nicht originell genug, um gleich zu packen. Oder ist das Album zu feinsinnig für mich, unterläuft gekonnte den Quick-and-dirty-Ansatz und will intensiver gehört werden?

Gehört: beim Surfen

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Polar - Jour Blanc
Wohlwollend betrachtet, könnte man von "reifer werden" sprechen, der Platitüde mit der die Plattenfirmen so gerne wie falsch und oft einen grossartigen Entwicklungsschritt eines Künstlers ankündigen. Bei Polar wirkt jetz alles gediegener, vielleicht auch konsistenter. Ich höre wirklich gerne zu. Aber Herzklopfen bekomme ich dann doch eher bei Carla Bruni oder Madeleine Peyroux.

Gehört: immer wieder unterwegs

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Mittwoch, 24. Januar 2007
Jan Delay - Searching - The Dubs
Andere lassen remixen, Jan Delay zerdubt eigenhändig sein erstklassiges Album Searching For The Young Soul Rebels, dessen Größe man hinter diesen Versionen beim besten Willen nicht mehr erkennen kann - und eine neue Klasse schon gar nicht. Warum tut sich - und uns - einer so etwas an?

Gehört: beim Abendessen

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Dienstag, 23. Januar 2007
Joey Goebel - Vincent
Auf Seite 202 kommt Joey Goebel endlich selbst darauf, dass die Grundidee seines Romans völlig blöd ist: Das Unternehmen New Renaissance möchte mit hochwertiger Unterhaltung die Qualität von Fernsehsendungen und Popmusik heben, damit den Geschmack der Leute verbessern und nebenbei noch fett Kohle machen. Da nur wer leidet, Großes hervorbringt, wird der kleine, clevere Vincent auserkoren, schon von Kindesbeinen allerlei Schicksalsschlägen ausgesetzt und ein Leben lang getrietzt zu werden, um entsprechend große Kunst zu produzieren. Es funktioniert natürlich, und auch wenn der Autor eine Randfigur sagen lässt, daß es ... da draußen bereits tonnenweise tolle Filme und Bands (gibt), welche die Leute nur nicht kennen würden, weil gar nicht danach suchen.

Immerhin schafft es Joey Goebel, diese hanebüchene Idee wenigstens halbwegs amüsant über einige hundert Seiten durchzuziehen. Dass seine Ideen dabei kaum tiefgründiger als die von ihm kritisierten Fernsehshows sind, und ihm an Widerwärtigkeiten, die Vincent deprimieren und ins produktive Unglück stürzen sollen, nicht mehr einfällt als Vincents Hündchen zu vergiften oder ihm in der Pubertät die Frauen fernzuhalten, tut dem keinen Abbruch, solange man das Buch halb komatös oder auf einer langen anstrengenden Reise liest - darf auch im Halbschlaf sein, man versäumt nichts und ist immer wieder gleich dabei. Und am Ende lässt man das Buch im Flugzeug liegen. Die Mehrheit ist ohnehin zu blöd und hat keinen Geschmack, hat man auf vierhundert Seiten gelernt - das Buch nimmt sicher schnell jemand mit.

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Ruf Records Anthology - 12 Years Of Where Blues Crosses Over
Eine Woche in Chicago gewesen und keinen Blues gehört. Da wirkt der Empfang durch die Blues-Compilation nicht nur mahnend, sondern auch freundlich. Die Jungen sind dabei (Aynsley Lister oder Ana Popovic), die Alten (Bernard Allison, Kevin Coyne oder Canned Heat) und stille wie Friend'n'Fellow - eigentlich lauter Bekannte. Vielleicht liegt es daran, dass alles so bekannt wirkt, überflüssig vorbeiplätschert und sich kaum ein Song Genuss bringt.

<Gehört>: beim Auspacken

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Samstag, 20. Januar 2007
Music in restaurants
Musik nervt. In der Münchner U-Bahn will ich keine Klassik-Gassenhauer, und im Restaurant oder im Café will ich mich in Ruhe unterhalten, abschalten oder lesen.
Und dann gehe ich nichts ahnend in Chicago ins Starbucks, höre einschmeichelnden Independent-Folk, lasse mich von ihm entzücken und kann mich kaum zurückhalten, an der Theke nach der Musik zu fragen. Eine Stunde Starbucks, Mails abarbeiten, neue Musik entdecken und freuen, dass das kein Einzelfall ist. Eben sitze ich im Panini-Bread-Ableger bei der DePaul University und frühstücke bei mittelalterlicher Lautenmusik.

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