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Mittwoch, 16. Mai 2018
Michael Hugentobler – Louis oder Der Ritt auf der Schildkröte
thenoise, 10:26h
Fake-News sind keine neue Erfindung, wie der Schweizer Autor Michael Hugentobler mit seinem Romandebüt zeigt. In "Louis oder Der Ritt auf der Schildkröte" schreibt er die wahre Geschichte seines Landsmanns Henri Louis Grin neu. Er macht das genauso phantastisch, absurd und erdichtet wie das Original.
Der Ausgangspunkt für Michael Hugentoblers Roman ist die wahre Geschichte eines armen Schweizers: Henri Louis Grin wanderte als sechzehnjähriger nach England aus – als Diener einer durch die Schweiz reisenden britischen Schauspielerin. Später diente er einem Schweizer Bankier in London, bis er als Butler des Gouverneurs von West-Australien mit nach Perth umzog. Er versuchte sich in allen möglichen Bereichen, schlug sich als Kellner, Verkäufer und Porträtmaler durch, versuchte sich als Erfinder und wollte als Perlenfischer ein Vermögen auf dem Meeresgrund finden – er scheiterte immer.
Erst als Geschichtenerzähler vermochte er zu reüssieren. Da war er bereits fünfzig und als Deckschrubber auf einem Dampfschiff wieder zurück nach London gekommen. Allerdings folgte er nicht dem Rat, seine Phantastereien als Roman herauszugeben. Er verkaufte sie lieber als seine eigenen Erlebnisse. Als wollte er Karl May in den Schatten stellen, erzählte er von seinem Leben bei den australischen Aborigines, die ihn zum Häuptling erkoren hätten, er habe Schildkröten geritten und fliegende Wombats gesehen. Er berichtete von Straßen aus Gold in Guinea, und dass er in kürzester Zeit beliebige Sprachen lernen könne. Seine Phantastereien konnte er sogar der Royal Geographical Society präsentieren.
Michael Hugentobler hat aus dieser außergewöhnlichen Lebensgeschichte einen herrlichen Roman gemacht, süffig zu lesen, voller Witz und Ironie. Und am Ende ist man sich nicht mehr sicher, ob man auf seinen Louis nicht doch auch hereinfallen würde.
Bei ihm ist es ein Hans Roth, der 1849 in einem Schweizer Bergdorf geboren wurde, schon aus jugendlicher auswanderte, durch die Welt reiste und sich eines Tages den Namen Louis de Montesanto gab. Er behauptete in Paris aufgewachsen zu sein und erzählt auch sonst jede Menge unglaubwürdiger Geschichten.
Es ist nur folgerichtig, dass Michael Hugentobler der wahre Lügengeschichte seines Landsmanns genauso fantastisch schweifen lässt wie sein Vorbild. Dessen Geschichte erfindet er nicht nur neu. Er spinnt sie weiter, indem er seine Tochter Old Lady Long in einem zweiten Erzählstrang auf die Suche nach dem Grab ihres Vaters schickt und sie in einem mit Efeu überwachsenen Haus auf ihren Bruder treffen lässt, das zweite Kind von Louis de Montesanto.
«Truth is stranger than fiction, but De Rougemont is stranger than both», hat das Wide World Magazine im Juni 1899 über den sensationellen Schwindler geschrieben. Die Wahrheit sei bizarrer als die Fiktion, aber De Rougemont noch seltsamer als beide – das möchte man seinem ehrlichen Nachfahren Michael Hugentobler nicht nachsagen. Aber als Erzähler ist er ebenso fulminant.
Der Ausgangspunkt für Michael Hugentoblers Roman ist die wahre Geschichte eines armen Schweizers: Henri Louis Grin wanderte als sechzehnjähriger nach England aus – als Diener einer durch die Schweiz reisenden britischen Schauspielerin. Später diente er einem Schweizer Bankier in London, bis er als Butler des Gouverneurs von West-Australien mit nach Perth umzog. Er versuchte sich in allen möglichen Bereichen, schlug sich als Kellner, Verkäufer und Porträtmaler durch, versuchte sich als Erfinder und wollte als Perlenfischer ein Vermögen auf dem Meeresgrund finden – er scheiterte immer.
Erst als Geschichtenerzähler vermochte er zu reüssieren. Da war er bereits fünfzig und als Deckschrubber auf einem Dampfschiff wieder zurück nach London gekommen. Allerdings folgte er nicht dem Rat, seine Phantastereien als Roman herauszugeben. Er verkaufte sie lieber als seine eigenen Erlebnisse. Als wollte er Karl May in den Schatten stellen, erzählte er von seinem Leben bei den australischen Aborigines, die ihn zum Häuptling erkoren hätten, er habe Schildkröten geritten und fliegende Wombats gesehen. Er berichtete von Straßen aus Gold in Guinea, und dass er in kürzester Zeit beliebige Sprachen lernen könne. Seine Phantastereien konnte er sogar der Royal Geographical Society präsentieren.
Michael Hugentobler hat aus dieser außergewöhnlichen Lebensgeschichte einen herrlichen Roman gemacht, süffig zu lesen, voller Witz und Ironie. Und am Ende ist man sich nicht mehr sicher, ob man auf seinen Louis nicht doch auch hereinfallen würde.
Bei ihm ist es ein Hans Roth, der 1849 in einem Schweizer Bergdorf geboren wurde, schon aus jugendlicher auswanderte, durch die Welt reiste und sich eines Tages den Namen Louis de Montesanto gab. Er behauptete in Paris aufgewachsen zu sein und erzählt auch sonst jede Menge unglaubwürdiger Geschichten.
Es ist nur folgerichtig, dass Michael Hugentobler der wahre Lügengeschichte seines Landsmanns genauso fantastisch schweifen lässt wie sein Vorbild. Dessen Geschichte erfindet er nicht nur neu. Er spinnt sie weiter, indem er seine Tochter Old Lady Long in einem zweiten Erzählstrang auf die Suche nach dem Grab ihres Vaters schickt und sie in einem mit Efeu überwachsenen Haus auf ihren Bruder treffen lässt, das zweite Kind von Louis de Montesanto.
«Truth is stranger than fiction, but De Rougemont is stranger than both», hat das Wide World Magazine im Juni 1899 über den sensationellen Schwindler geschrieben. Die Wahrheit sei bizarrer als die Fiktion, aber De Rougemont noch seltsamer als beide – das möchte man seinem ehrlichen Nachfahren Michael Hugentobler nicht nachsagen. Aber als Erzähler ist er ebenso fulminant.
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