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Sonntag, 9. Dezember 2012
Es rumpelt in der Sektion Alphorn
thenoise, 16:15h
Seit mehr als zehn Jahren habe es kein Buch mehr über das Alphorn gegeben, hat der Aktuar des Volksmusikverbands, praktizierender Buchhalter in einem Handwerksbetrieb, seinem Präsidenten berichtet. Was das solle, fragte dieser umgehend in scharfem Ton in der Sektion Alphorn nach. Er forderte Stoff, was sofort unter dem Siegel der Verschwiegenheit die Runde machte: Ein Buch muss her.
Die Lorbeeren dafür – Erwähnung im Jahresbericht des Verbands, Vernissage mit Nüsschen und Bier, gesponsort von der lokalen Brauerei, großer zehnzeiliger Beitrag mit Bild im Gemeindemagazin – wollen viele haben. Mit ein bisschen Glück gibt es sogar Fördergeld der Kulturkommission. Das geht dann zwar für den Druckkostenzuschuss drauf, aber trotzdem: «Da haben wir uns schon für weniger den Arsch aufgerissen», denkt so mancher über seinen bisher ehrenamtlichen Einsatz – das Jahreskonzert organisiert, alle fünf Jubiläumsjahre die Advents-Runde durch alle Altersheime im Umkreis von zwanzig Kilometern, einmal sogar am großen, jährlichen Verbandsfest den Bratwurststand geputzt. In achtzig Jahren Mitgliedschaft kommt da Einiges zusammen ...
Es rumpelt mächtig in der Sektion Alphorn, bis an der Jahreshauptversammlung endlich entschieden wird. Die Stillen bleiben gleich weg, die Bescheidenen bleiben still und am Schluss bekommt Auftrag und Meriten, wer das längste Alphorn oder schon mal einen Leserbrief an die Gratiszeitung geschrieben hat. Vielleicht bekommt ihn auch einer, der einfach aufgezeigt hat, weil der kompetentere die Arbeit scheut.
Es kommt ohnehin nicht darauf an. Auch dem Verlag nicht, der seinen «Autor» nie soweit bringen wird, ein vernünftiges Manuskript abzugeben und die Subvention – denn ohne läuft in dieser Art Buchgeschäft nichts – lieber dem Gewinn zuführt als damit die Qualität des Manuskripts zu verbessern. Wenn überhaupt, macht das Lektorat nur das Allernotwendigste. Dass man die unscharfen Bilder über die Schmerzgrenze hinaus aufbläst, macht das Buch immerhin bunt und stört nicht. Es muss ohnehin nicht auf dem freien Markt konkurrieren. Für den Verbands-Alphornbläser ist der Kauf obligatorisch, das eine oder andere Mitglied anderer Sektionen wird auch darauf reinfallen und so mancher Enkel ist froh, dass er seinem Großvater zu Weihnachten nicht wieder die Best-of-Verbandsmusikfest-CD unter den Baum legen muss, sondern ihn mit ein wenig Papier zum Anfeuern beglücken kann.
Das Buch erscheint und alle freuen sich – bis auf den Journalistenknöterich und die paar Käufer, die der Ankündigung im Programm eines sonst seriösen Verlags vertraut haben.
Hinweis
Geschichte und handelnde Personen sind frei erfunden und erfüllen einen einzigen Zweck: Polemik. Ausgelöst wurde sie durch das Buch «Das Alphorn» von Pierre Grandjean.
Die Lorbeeren dafür – Erwähnung im Jahresbericht des Verbands, Vernissage mit Nüsschen und Bier, gesponsort von der lokalen Brauerei, großer zehnzeiliger Beitrag mit Bild im Gemeindemagazin – wollen viele haben. Mit ein bisschen Glück gibt es sogar Fördergeld der Kulturkommission. Das geht dann zwar für den Druckkostenzuschuss drauf, aber trotzdem: «Da haben wir uns schon für weniger den Arsch aufgerissen», denkt so mancher über seinen bisher ehrenamtlichen Einsatz – das Jahreskonzert organisiert, alle fünf Jubiläumsjahre die Advents-Runde durch alle Altersheime im Umkreis von zwanzig Kilometern, einmal sogar am großen, jährlichen Verbandsfest den Bratwurststand geputzt. In achtzig Jahren Mitgliedschaft kommt da Einiges zusammen ...
Es rumpelt mächtig in der Sektion Alphorn, bis an der Jahreshauptversammlung endlich entschieden wird. Die Stillen bleiben gleich weg, die Bescheidenen bleiben still und am Schluss bekommt Auftrag und Meriten, wer das längste Alphorn oder schon mal einen Leserbrief an die Gratiszeitung geschrieben hat. Vielleicht bekommt ihn auch einer, der einfach aufgezeigt hat, weil der kompetentere die Arbeit scheut.
Es kommt ohnehin nicht darauf an. Auch dem Verlag nicht, der seinen «Autor» nie soweit bringen wird, ein vernünftiges Manuskript abzugeben und die Subvention – denn ohne läuft in dieser Art Buchgeschäft nichts – lieber dem Gewinn zuführt als damit die Qualität des Manuskripts zu verbessern. Wenn überhaupt, macht das Lektorat nur das Allernotwendigste. Dass man die unscharfen Bilder über die Schmerzgrenze hinaus aufbläst, macht das Buch immerhin bunt und stört nicht. Es muss ohnehin nicht auf dem freien Markt konkurrieren. Für den Verbands-Alphornbläser ist der Kauf obligatorisch, das eine oder andere Mitglied anderer Sektionen wird auch darauf reinfallen und so mancher Enkel ist froh, dass er seinem Großvater zu Weihnachten nicht wieder die Best-of-Verbandsmusikfest-CD unter den Baum legen muss, sondern ihn mit ein wenig Papier zum Anfeuern beglücken kann.
Das Buch erscheint und alle freuen sich – bis auf den Journalistenknöterich und die paar Käufer, die der Ankündigung im Programm eines sonst seriösen Verlags vertraut haben.
Hinweis
Geschichte und handelnde Personen sind frei erfunden und erfüllen einen einzigen Zweck: Polemik. Ausgelöst wurde sie durch das Buch «Das Alphorn» von Pierre Grandjean.
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