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Freitag, 24. Juni 2011
Fuck the midtones
Personality-Doku über einen besessenen Büchermacher
Personality-Doku über einen besessenen Büchermacher
thenoise, 13:35h
Anfangs läuft einer herum, im weissen Kittel und ein wenig ratlos wirkend, Andrucke kontrolliert, und man möchte meinen, der verlorene Drucker sei ein Angestellter. Es ist Gerhard Steidl, der grossartige Bücher mit Künstlern macht, die zu den wichtigsten der Gegenwart zählen –Fotografen wie Robert Frank, Joel Sternfeld, und Ed Ruscha, Autoren wie Günter Grass und Haldór Laxness.
Der Dokumentarfilm «How To Make A Book With Steidl» ist seine Show. Von den 45 Angestellten ist kaum einer zu sehen. Und wenn, wird er angeschnauzt, weil er dem Künstler gegenüber eine Meinung geäussert hat, ohne sie mit seinem Boss vorher abzusprechen.
«How To Make A Book With Steidl» ist also kein Film über einen Bücher machenden Verlag, sondern über einen besessenen Verleger. Das ist einerseits ein wenig schade, andererseits durchaus gerechtfertigt. Denn Gerhard Steidl legt bei vielen seiner Bücher tatsächlich Hand an, entwickelt sie mit den Künstlern und begleitet sie auch an der Druckmaschine. Nicht nur an die optische und haptische Anmutung seiner Bücher, denkt der Verleger, sondern auch an deren Geruch – ein selten ganzheitlicher Ansatz.
Hier kocht der Chef
Im Verlauf von mehr als einem Jahr lang haben die Filmemacher Gereon Wetzel und Jörg Adolph den Büchermacher immer wieder begleitet. Sie sind mit Gerhard Steidl zu den Künstlern gereist und haben das – angeblich organisierte – Chaos im Verlag gefilmt. Die Filmemacher sind ihm im raschen Wechsel zwischen den Polen Glamour und Künstlerklause gefolgt – wenn er erst den schweizer-amerikanischen Fotografen Robert Frank in seiner Künstlerklause im kanadischen Nova Scotia besucht, wo ihn Franks Frau June Leafe porträtiert, und wenig später gleichzeitig souverän und verloren an einem Chanel-Event teilnimmt.
Im Zentrum steht die Entwicklung des Buches «iDubai», dessen Bilder Joel Sternfeld mit seinem Mobiltelefon aufgenommen hat. Es ist interessant und gleichzeitig amüsant zu sehen, wie sich Steidl und Sternfeld ihre Ideen und Vorstellungen zuspielen und das Buch Schritt für Schritt Gestalt annimmt. Auch in anderen Projekten erlebt man, wie Gerhard Steidl kompromisslos – und scheinbar unkaufmännisch – auf Qualität setzt und auf seine Künstler eingeht. In der Diskussion mit Sternfeld erlebt man ihn aber auch, wie er bestimmt Grenzen setzt. «Fuck the midtones», fertigt er einen seiner Einwände so amüsant wie wirkungsvoll ab.
Der am DOK Leipzig 2010, dem 53. Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm, ausgezeichnete Film kommt ganz ohne Interviews mit dem Verleger oder anderer Protagonisten aus. Die Person des Büchermachers und seine Leidenschaft erklären sich aus den Gesprächen mit den Künstlern und aus den Bildern. Ein schöner Film.
How To Make A Book With Steidl
Audio DVD
Sprache: Englisch
ISBN: 978-3-86930-119-8
Der Dokumentarfilm «How To Make A Book With Steidl» ist seine Show. Von den 45 Angestellten ist kaum einer zu sehen. Und wenn, wird er angeschnauzt, weil er dem Künstler gegenüber eine Meinung geäussert hat, ohne sie mit seinem Boss vorher abzusprechen.
«How To Make A Book With Steidl» ist also kein Film über einen Bücher machenden Verlag, sondern über einen besessenen Verleger. Das ist einerseits ein wenig schade, andererseits durchaus gerechtfertigt. Denn Gerhard Steidl legt bei vielen seiner Bücher tatsächlich Hand an, entwickelt sie mit den Künstlern und begleitet sie auch an der Druckmaschine. Nicht nur an die optische und haptische Anmutung seiner Bücher, denkt der Verleger, sondern auch an deren Geruch – ein selten ganzheitlicher Ansatz.
Hier kocht der Chef
Im Verlauf von mehr als einem Jahr lang haben die Filmemacher Gereon Wetzel und Jörg Adolph den Büchermacher immer wieder begleitet. Sie sind mit Gerhard Steidl zu den Künstlern gereist und haben das – angeblich organisierte – Chaos im Verlag gefilmt. Die Filmemacher sind ihm im raschen Wechsel zwischen den Polen Glamour und Künstlerklause gefolgt – wenn er erst den schweizer-amerikanischen Fotografen Robert Frank in seiner Künstlerklause im kanadischen Nova Scotia besucht, wo ihn Franks Frau June Leafe porträtiert, und wenig später gleichzeitig souverän und verloren an einem Chanel-Event teilnimmt.
Im Zentrum steht die Entwicklung des Buches «iDubai», dessen Bilder Joel Sternfeld mit seinem Mobiltelefon aufgenommen hat. Es ist interessant und gleichzeitig amüsant zu sehen, wie sich Steidl und Sternfeld ihre Ideen und Vorstellungen zuspielen und das Buch Schritt für Schritt Gestalt annimmt. Auch in anderen Projekten erlebt man, wie Gerhard Steidl kompromisslos – und scheinbar unkaufmännisch – auf Qualität setzt und auf seine Künstler eingeht. In der Diskussion mit Sternfeld erlebt man ihn aber auch, wie er bestimmt Grenzen setzt. «Fuck the midtones», fertigt er einen seiner Einwände so amüsant wie wirkungsvoll ab.
Der am DOK Leipzig 2010, dem 53. Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm, ausgezeichnete Film kommt ganz ohne Interviews mit dem Verleger oder anderer Protagonisten aus. Die Person des Büchermachers und seine Leidenschaft erklären sich aus den Gesprächen mit den Künstlern und aus den Bildern. Ein schöner Film.
How To Make A Book With Steidl
Audio DVD
Sprache: Englisch
ISBN: 978-3-86930-119-8
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